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Endspurt in Kattowitz
Klimakonferenz ringt um Formulierungen und Ziele

Die Delegierten der Weltklimakonferenz in Kattowitz ringen um die letzten Formulierungen in den Schlussdokumenten. Dabei geht es auch darum, wie Treibhausemissionen gemessen und welche Reduzierungen angestrebt werden. Besonders in diesem Punkt sind Industrie- und Entwicklungsländer noch uneins.

Von Georg Ehring | 14.12.2018
    Zwei Teilnehmerinnen des Weltklimagipfels COP24 in Kattowitz in Polen. Der UN-Klimagipfel zum Klimawandel geht in seine entscheidende Phase
    Um zwei Tage verlängert: die Weltklimakonferenz in Kattowitz - der Verhandlungsbedarf ist noch groß (dpa / Monika Skolimowska)
    Svenja Schulze fühlte sich gut vorbereitet auf die Klimakonferenz in Kattowitz, nur auf eines nicht: Die Wege auf dem Kongressgelände sind ziemlich weit. 5,7 Kilometer zeige ihr Schrittzähler an - das hat die Bundesumweltministerin doch überrascht. Doch ihre politische Zwischenbilanz fällt überwiegend positiv aus.
    "Wir bewegen uns jetzt auf die Zielgerade zu. Wir haben zum ersten Mal einen abgestimmten gemeinsamen Text, an dem jetzt gearbeitet werden kann und aus unserer Sicht ist das eine gute Grundlage. Das ist nicht das Schlussdokument. Da wird noch einiges zu verhandeln sein, was wir heute, wahrscheinlich auch heute nacht tun werden, aber das ist eine Basis auf der wir weiter arbeiten können."
    Gestern abend hatte Sitzungspräsident Michal Kurtyka Vorschläge für Abschlusstexte vorgelegt - es geht um das Regelbuch für den Umgang mit dem Pariser Klimavertrag und es geht um eine politische Entschließung, die die Staaten auf höhere Leistungen für das Klima einstimmen soll. Hier hatte die Europäische Union im Verbund mit besonders verletzlichen Inselstaaten im Pazifik und einer Reihe weiterer Länder Mitte der Woche deutlich verbindlichere Formulierungen gefordert.
    Greenpeace: kein Signal für höhere Ambitionen
    Der nun vorgelegte Text drückt die Wertschätzung für den Bericht des Weltklimarats IPCC aus über die Chance, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen und nimmt zur Kenntnis, welche Reduktion der Treibhausgase dafür erforderlich ist - eine deutliche Abschwächung gegenüber der Forderung von EU und Inselstaaten. Die ursprüngliche Formulierung war unter anderem Saudi-Arabien, den USA und Russland zu weit gegangen. Svenja Schulze spricht von einem guten Kompromiss.
    "Wir haben jetzt in dem neuesten Papier eine ganz gute Formulierung gefunden, die das begrüßt, was die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler uns da aufgeschrieben haben und das eigentlich ganz gut einordnet. Aus deutscher Sicht ist das eine Formulierung - das wäre ein Erfolg, wenn das so im Papier bleibt."
    Martin Kaiser von der Umweltorganisation Greenpeace dagegen findet die Formulierung viel zu schwach - sie sende kein Signal für höhere Ambitionen.
    "Ich glaube, dass die letzten Stunden jetzt genutzt werden gerade von der Bundesumweltministerin mit Rückendeckung der Kanzlerin, dass die Schlussfolgerungen des Weltklimarates deutlich in diesem Papier wiederzufinden sind mit einem klaren Handlungsauftrag an alle Regierungen, jetzt endlich mit dem Klimaschutz zuhause anzufangen."
    China bewegt sich auf die Industrieländer zu
    Beim Regelbuch für den Klimaschutz gibt es noch viele offene Punkte. Es soll unter anderem festlegen, wie die Verringerung der Emissionen gemessen und wie darüber berichtet werden soll. Bisher hatten hier nur die Industriestaaten die Pflicht zur ausführlichen Rechenschaft, künftig soll dies auch für Entwicklungsländer gelten - wenn auch mit Abstrichen in den ersten Jahren, in denen vor allem ärmere Länder noch Strukturen dafür schaffen müssen. Vor allem viele Schwellenländer wollen diese Angleichung nicht, schließlich seien vor allem die Industrieländer für die Erderwärmung verantwortlich. Meena Rahman vom Third World Network.
    "Sie wollen, dass entwickelte Länder und Entwicklungsländer gleich behandelt werden. Wo immer man hinschaut - es gibt kaum noch Unterschiede. Es gibt Formulierungen, wie "jede Partei tut dies - oder tut jenes". Das ist ein Schritt weg von der gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung. Sie sagen: Wir tun dies alles gemeinsam und alle sind dazu in ähnlicher Weise verpflichtet. Das ist nicht akzeptabel."
    Genug Stoff für Diskussionen in den letzten Stunden also - doch China scheint sich hier auf die Linie der Industrieländer zuzubewegen. Laut Zeitplan soll die Konferenz heute um 18 Uhr zu Ende gehen, doch damit rechnet in Kattowitz wohl niemand. Wann ein Abschluss gelingt, ist jedoch unklar - es kann Samstag, aber auch Sonntag werden.