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Energiemarkt
Altmaier will US-Flüssiggas-Importe erleichtern

Der Atomausstieg naht, der Braunkohleausstieg ist für 2038 geplant - die Bundesregierung will deshalb mehr Gas einsetzen. Neben Russland sollen das die USA liefern, hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier seinem US-Kollegen zugesagt. Noch fehlt Deutschland ein Hafen für Flüssiggas.

Von Klaus Remme | 12.02.2019
    Blick über das LNG-Terminal.
    Frankreich hat im Gegensatz zu Deutschland bereits mehrere Anlandeterminals für Flüssiggas, hier der LNG-Hafen Dunkerque (AFP / Denis Charlet)
    Diese deutsch-amerikanische Investorenkonferenz ist keine spontane Reaktion auf den aktuellen Streit um die Nord Stream 2 Pipeline. Die Idee sei im vergangenen März im Gespräch mit dem amerikanischen Handelsminister entstanden, so Peter Altmaier heute zu Journalisten. Für den Bundeswirtschaftsminister ist klar, für die nächsten 20 Jahre zeichne sich eine steigende Gas-Nachfrage ab:
    "Wir werden weniger Gas aus europäischer Produktion, etwa aus dem Gasfeld in Groningen haben, das geschlossen wird. Wir werden gleichzeitig einen höheren Bedarf an Gas haben. Das ist ein wichtiger, notwendiger Übergangsschritt im Hinblick auf eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft, die aber erst mittel- und langfristig erreichbar ist."
    Die Amerikaner steigern ihre Exportkapazitäten, längst haben sie den deutschen Markt im Blick. Vizeenergieminister Dan Brouillette begründete das amerikanische Angebot auch sicherheitspolitisch. Die russischen Gaslieferungen machen Europa verwundbar, argumentierte Brouilette heute in Berlin, Russland könne und sollte weiter LNG liefern, doch es dürfe seine Marktdominanz nicht für politische Zwecke nutzen.
    Altmaier dementiert einen Deal wegen Nord Stream 2
    Die Fronten im Streit um Nord Stream 2 sind also klar. Gibt es hier möglicherweise einen Deal, wurde Peter Altmaier gefragt, nach dem Motto Washington akzeptiert die Pipeline, Deutschland kauft dafür auch amerikanisches Flüssiggas?
    "Es gibt überhaupt gar keinen Deal, sondern Deutschland hat völlig unabhängig von allen anderen Fragen ein eigenes Interesse daran, seinen Gasbezug zu diversifizieren."
    Auch mit Ägypten, Israel und Katar sei man im Gespräch, fügte Altmaier hinzu. Der US-Vizeminister machte keinen Hehl aus seinem Optimismus. Er erwähnte amerikanische LNG-Lieferungen in 33 Länder weltweit. Allein die europäische Kundenliste führe nach Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Polen und die Niederlande.
    Noch gibt es kein deutsches Flüssiggas-Terminal
    Es sei nur eine Frage der Zeit, bis man auch nach Deutschland liefern werde, so der Gast aus Washington. Was zur Frage einer deutschen LNG-Infrastruktur führt. Drei deutsche Häfen, Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Stade werben momentan um den Zuschlag für einen Flüssiggas-Terminal. Zur Standortfrage gab es heute vom Bundeswirtschaftsminister immerhin so viel:
    "Ich sehe mindestens in zwei Standorten, diese Chance, dass wir rasch etwas verwirklichen können."
    In welche Höhe die privaten Konsortien mit Subventionen für die Entwicklung der Infrastruktur rechnen können, blieb unklar. Altmaier sprach von einer substanziellen aber gleichzeitig überschaubaren Summe. Kritik an den Plänen der Bundesregierung kommt unter anderem von der energiepolitischen Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion. Man solle lieber klare Perspektiven für den Ausstieg aus dem fossilen Energieträger Erdgas schaffen statt Steuergelder in LNG-Terminals zu versenken, so Julia Verlinden.
    Fraglich bleibt, ob es den Amerikanern gelingen wird, ihr LNG zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten. Noch ist amerikanisches Flüssiggas teurer als das Gas etwa aus der russischen Pipeline. Die Kapazitäten werden sich durch die zweite Nord Stream Röhre deutlich erhöhen, was zusätzlichen Preisdruck bedeuten könnte.
    Er sehe den Spielraum für ein Geschäftsmodell, so Altmaier, man müsse reden. Er sieht den heutigen Tag als Beginn eines intensiven Energiedialogs mit den USA.