Eigentlich war sie schon für Ende 2019 angekündigt. Jetzt hat sich nach langen Debatten die Bundesregierung auf eine Wasserstoffstrategie geeinigt. Ein zentraler Punkt, um die Pariser Klimaschutz-Ziele erreichen zu können. Damit ist der Weg frei, den vermeintlichen Energieträger der Zukunft auf den Markt zu bringen. Der Fokus liegt dabei auf der Gewinnung von Grünem Wasserstoff.
Viele Technologien zur Elektrolyse von Wasser sind bereits marktreif, nun können große Anlagen zur Erzeugung und Verarbeitung gebaut werden - in sonnenreichen Partnerländern, denn mit Solarstrom kann man Wasserstoff dort günstiger produzieren.
Was ist Grüner Wasserstoff?
Für die Erzeugung von Wasserstoff muss viel Energie erzeugt werden. Grüner Wasserstoff wird ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt und soll überall dort eingesetzt werden, wo man klimaneutraler oder klimaneutral produzieren möchte, aber nicht direkt mit Strom arbeiten kann. Grüner Wasserstoff gilt als sauberer und vor allem als speicherbarer Energieträger.
Warum ist Grüner Wasserstoff so wichtig für die Energiewende?
Ziel ist es, die größten Treibhausgas-Verursacher klimafreundlich umzugestalten - ohne den Technologiestandort Deutschland zu stärken.
Beispiel Stahlindustrie: Dort soll die klimaschädliche Kokskohle ersetzt werden. Bei der herkömmichen Herstellung entsteht im Hochofen eine Menge CO2. Ersetzt man Kohlenstoff durch Wasserstoff, könnte Stahl nahezu CO2-neutral hergestellt werden, denn dann entsteht durch die Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff Wasser statt CO2. Kommt der Strom für die Herstellung des Wasserstoffs aus erneuerbaren Energiequellen wie Sonne, Wind und Wasser, könnte man nahezu "grünen Stahl" herstellen.
Beispiel Verkehrssektor, insbesondere der Schwerlastverkehr: Hier möchte man größere Reichweiten erreichen als mit Elektroautos. In Niedersachsen probiert man bereits einen Wasserstoff-Zug aus. Die norddeutschen Küstenländer sind im Vergleich zum Bund schon vorangegangen und erhoffen sich auch eine Lösung für den überschüssigen Ökostrom aus ihren Windkraftanlagen. Auch in der Chemieindustrie und in der Luftfahrt soll Wasserstoff als Energieträger eingesetzt werden.
Wie genau investiert die Bundesregierung in die Wasserstoffwirtschaft?
Es sind vor allem zwei Zahlen interessant, die aus dem Corona-Konjunkturpaket kommen und sich dort in Punkt 36 und 37 verstecken. Es geht um insgesamt neun Milliarden Euro. Sieben Milliarden Euro sollen für Forschung an Grünem Wasserstoff, für den Aufbau der Infrastruktur - was für die Unternehmen besonders wichtig ist - und auch für einen gewissen Markthochlauf ausgegeben werden. Dazu kommen noch mal zwei Milliarden Euro für den Ausbau von Wirtschaftspartnerschaften, vor allem mit dem Ausland, um dort "Grünstrom", beziehungsweise auch Grünen Wasserstoff zu herzustellen und dann nach Deutschland zu importieren.
Die vermutlich wichtigste Zahl in diesem Papier: Die Erzeugungsanlagen sollen bis zum Jahr 2030 fünf Gigawatt aufbauen. Die Debatte über diesen Ausbaupfad hat vermutlich zu der großen Verzögerungen der Wasserstoffstrategie geführt.
Die Strategie betrifft nicht nur Deutschland, sondern auch andere Länder. Warum?
Grüner Wasserstoff wird aus erneuerbaren Energien in der Elektrolyse hergestellt. Daraus ergibt sich ein riesiger Bedarf an erneuerbarem Strom. "Für fünf Gigawatt ist eine 'grüne Strommenge' von bis zu 20 Terawattstunden nötig", berichtet die FAZ. Das ist die Hälfte des heute erzeugten Windstroms an Land. Und da deutet sich schon an: Deutschland kann das nicht alleine. Spanien und Marokko sind jetzt als Herstellungs- und dann als Importländer im Fokus.
Hoffnung auf eine weitere Förderung des Grünen Wasserstoffs kommt aus Brüssel in Form des "Green Deal". Die EU-Kommission will über 55 Milliarden Euro in den Ausbau erneuerbarer Energien stecken - und dabei auch in Grünen Wasserstoff investieren.
(Redaktion: Nadine Lindner und Olivia Gerstenberger)