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EuGH bekräftigt Verbot
Keine Fusion für Deutsche Börse und New York Stock Exchange

2011 wollten die Betreiber der Deutschen Börse und der New York Stock Exchange fusionieren – zum weltweit größten Börsenbetreiber. Doch die Europäische Kommission durchkreuzte die Pläne wegen kartellrechtlicher Bedenken. Die Deutsche Börse klagte - und unterlag heute am Europäischen Gerichtshof.

Von Brigitte Scholtes |
    Eine deutsche und eine US-Fahne, die ein Fernsehsender zu Illustration eines Beitrages mitgebracht hatte, sind am Mittwoch (01.02.2012) in der Börse in Frankfurt am Main zu sehen. Am gleichen Tag haben die EU-Wettbewerbshüter ihr Nein zur geplanten Fusion der Deutschen Börse AG mit der New Yorker NYSE Euronext bekannt gegeben. Fast genau ein Jahr nach Ankündigung der Megafusion versagte die EU- Kommission dem Megadeal ihre Zustimmung. Foto: Frank Rumpenhorst dpa/lhe
    Die Deutsche Börse hätte 60 Prozent der Anteile an dem neuen Börsenkonzern gehalten. (picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst )
    Eine Börsenfusion, so wie sie im Sommer 2011 angedacht war, die zwischen der großen New York Stock Exchange und der kleineren Deutschen Börse, so etwas bewegt die Gemüter - zumal die Deutsche Börse 60 Prozent der Anteile an dem neuen Börsenkonzern gehalten hätte.
    Dieser Zusammenschluss hatte kaum jemanden auf dem Parkett kaltgelassen, auch nicht an der Wall Street. Als die Fusion angekündigt worden sei, habe er doch tief durchatmen müssen, sagte damals Ted Weisberg, Börsenbroker und eines der Urgesteine der Wall Street.
    Im Februar 2012 aber stoppte die EU-Kommission den Zusammenschluss: Denn der hätte im weltweiten Börsenhandel mit europäischen Finanzderivaten zu einer monopolartigen Stellung geführt. Das hatte Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni damals schon nicht nachvollziehen können, aber auch heute nicht. So sagte er bei der Bilanzvorlage vor gut zwei Wochen:
    Deutsche Börse plant Kooperation mit Shanghai Stock Exchange
    "Das war ganz klar die Entscheidung der Brüsseler Bürokratie gegen eine internationale Aufwertung der europäischen Beteiligung im Börsengeschäft. Das ist keine Niederlage, auf die haben Sie Einfluss, sondern das ist die größte Enttäuschung."
    Deshalb legte die Deutsche Börse damals Klage gegen das Verbot beim Europäischen Gerichtshof ein, der aber wies sie heute ab. Die Deutsche Börse nehme die Entscheidung zur Kenntnis, sagte deren Sprecher Frank Herkenhoff heute:
    "Wir sind allerdings nach wie vor der Meinung, dass die EU-Kommission damals schon eine zu enge Marktdefinition verwendet hat. Und wir werden heute, nachdem uns das Urteil im Detail dann zugegangen ist, prüfen, ob wir dagegen Rechtsmittel einlegen werden."
    Die Deutsche Börse war schon 2012 der Ansicht, dass die Brüsseler Behörden den unregulierten Terminmarkt nicht mitberücksichtigt hätte, und an diesem Gesamtmarkt wäre der Anteil der fusionierten Börse sehr viel geringer gewesen. Dennoch hat sie sich in ihrer Geschäftspolitik darauf eingestellt, sagt Stefan Bongardt, Analyst von Independent Research. Denn die Deutsche Börse hat sich auf organisches Wachstum konzentriert und fährt damit recht gut:
    Umsatz in Asien soll bis 2017 verdoppelt werden
    "Das, was möglich ist, wurde gemacht, und jetzt guckt man halt so ein bisschen opportunistisch nach Asien, was natürlich für alle ein interessanter Markt ist. Aber da muss man mal abwarten, wie da die Perspektiven aussehen, weil die nicht nur vom Unternehmen abhängig sind, sondern natürlich auch von der chinesischen Regierung, die auch so ein bisschen ihre eigenen Interessen hat.
    Aber zumindest ist so eine Wachstumsstrategie aufgezeigt worden, die an und für sich auch erst mal schlüssig ist. Und das ist eigentlich auch das, mit dem die Deutsche Börse derzeit nur hantieren kann. Große Übernahmen sind natürlich derzeit nicht zu erwarten."
    Die Deutsche Börse will künftig stärker mit der Shanghai Stock Exchange zusammenarbeiten. Diese Kooperation ist schon länger geplant, Details werden aber erst bekannt gegeben, wenn konkrete Vereinbarungen beschlossen würden. Bis 2017 will das Unternehmen den Umsatz in Asien auf etwa 200 Millionen Euro verdoppeln.