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Vergessene Entdecker der Exoplaneten
Ein wissenschaftliches Trauerspiel im Jahr 1987

Seit einigen Wochen sind mehr als 5.000 Planeten bei fernen Sternen bekannt. Das Knacken dieser Marke feierten die NASA und das renommierte Caltech mit einer falschen Darstellung der Entdeckungsgeschichte.

Von Dirk Lorenzen |
Der Exoplanet Helvetios (51 Pegasi)
Der Planet beim Stern 51 Pegasi wurde 1995 entdeckt, war aber nicht die erste Beobachtung eines solchen Körpers. Hier eine Illustration. (ESO)
Immer wieder heißt es, der erste Fund eines Planeten bei einem sonnenähnlichen Stern sei Mitte der 90er-Jahre gelungen. Tatsächlich wurde die Entdeckung des ersten Exoplaneten schon acht Jahre früher verkündet, am 18. Juni 1987.
Die kanadischen Astronomen Gordon Walker und Bruce Campbell hatten entdeckt, dass sich der Stern Gamma Cephei minimal hin- und herbewegt. Ursache dafür ist ein Planet, der den Stern umkreist. Die Forscher präsentierten ihre Daten sehr zurückhaltend auf einer Tagung.
Heute ist kaum mehr vorstellbar, dass in den 80er-Jahren die meisten Kollegen die Entdeckung von Walker und Campbell entweder gleichgültig oder mit größter Skepsis zur Kenntnis nahmen. Niemand kam auf die Idee, die Beobachtungen zu überprüfen.

Forscher widerriefen sie ihre Entdeckung

Später ließen sich die Kanadier von dem Hinweis eines Kollegen entmutigen, das vermeintliche Signal eines Planeten gehe wohl nur auf Aktivitäten auf der Sternoberfläche zurück. Zermürbt widerriefen sie ihre Entdeckung und stellten die Arbeit ein. 2003 haben andere Astronomen den Fund bestätigt.
Doch die epochale Entdeckung war in der Wissenschaft und Öffentlichkeit längst vergessen. Selbst der Nobelpreis ging vor einigen Jahren an die Nachfolger, nicht an Walker und Campbell – die wahren Entdecker der Exoplaneten.