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Explosion in Bergwerk
Bislang doch nur ein Todesopfer

Bei der Explosion in einem Bergwerk in der umkämpften Region in der Ostukraine haben die Behörden die Information, dass 30 Bergleute gestorben seien, zurückgenommen. 73 Menschen seien aber noch unter Tage eingeschlossen, teilte das zuständige Ministerium mit.

Von Florian Kellermann | 04.03.2015
    Angehörige von Bergleuten nach der Explosion in einem Bergwerk in Donezk.
    73 Menschen sollen nach der Explosion noch im Bergwerk in der Ostukraine eingeschlossen sein. (AFP - John Macdougall)
    Die Information, dass über 30 Bergleute gestorben seien, stammt von der Nachrichtenagentur Reuters.
    Die Behörden der sogenannten Donezker Volksrepublik bestätigten diese Angaben nicht. Bisher sei nur ein toter Bergmann festgestellt worden, erklärte der Sprecher des Katastrophenministeriums. Der Präsident des ukrainischen Parlaments in Kiew, Wolodymyr Hrojsman, nahm seine Aussage von heute Morgen, 32 Bergleute seien gestorben, wieder zurück.
    Sicher ist jedoch, dass viele Bergleute bisher nicht von ihrem Einsatz zurückkehrten. 73 seien immer noch unter Tage eingeschlossen, teilte das Katastrophenministerium mit. Sie befinden sich in über 1.200 Metern Tiefe.
    Zusammenhang zu Kämpfen unklar
    Gefährliche Gase hätten die Explosion ausgelöst, so die Behörden. Warum die Sicherungsmechanismen versagten, ist bisher unklar - auch, ob dies mit den Kampfhandlungen im Donezkbecken zusammenhängen könnte. Das betroffene Bergwerk Sasjadko liegt im Kiewer Bezirk von Donezk. Dort seien immer wieder Artilleriegeschosse eingeschlagen, erklärte Iwan Prichodko, Verwaltungsleiter des Bezirks:
    "Das Bergwerk ist bei Kämpfen immer wieder beschädigt worden. Mehr als zehn Mal ist deshalb unter Tage der Strom ausgefallen. Das Bergwerk ist eines der wichtigsten in Donezk, es wirft Gewinn ab. Die Kohle brauchen wir, um Strom zu erzeugen. Aber jetzt gehört unsere Sorge erst einmal den Bergleuten."
    Nicht der erste Unfall
    Das Bergwerk Sasjadko war schon früher berüchtigt. Immer wieder kam es dort zu schweren Grubenunglücken. Vor sieben Jahren kamen dort über 100 Bergleute ums Leben. Zwei Explosionen kurz hintereinander hatten den Stollen einstürzen lassen, auch bei den Bergungsarbeiten gab es damals Todesopfer.
    Die Bergungsarbeiten zum heutigen Unglück haben bisher nach jüngsten Meldungen noch nicht begonnen. Es heißt, in unmittelbarer Nähe liege ein zweiter Schacht. Von dort aus könnte ein Rettungsteam versuchen, zu den eingeschlossenen Bergleuten durchzudringen.
    Auch Bergleute, die heute Morgen keine Schicht hatten, wurden inzwischen zum Schacht gerufen, so der Bergmann Roman Pogrebnjak.
    "Zunächst gab es gar keine Verbindung zu den Menschen unter Tage, habe ich gehört. Wir sollten nach unten fahren, aber dann hat der Ingenieur gesagt, dass die Rettungsaktion noch nicht beginnen kann. Wir wissen bisher nichts über die Situation unter Tage."
    Unklarheit über Abzug
    Die militärische Lage in der Ostukraine bleibt indes weiterhin ruhig. Immer wieder kommt es zwar zu Schusswechseln, aber kaum zu Artilleriefeuer. Die Gefechte mit Schusswaffen finden vor allem in der Nähe der Hafenstadt Mariupol und des Donezker Flughafens statt.
    Auch der Abtransport des schweren militärischen Geräts aus dem Kampfgebiet geht voran. Ein ukrainischer Militärsprecher teilte am Morgen mit, die Armee bereite sich auf die zweite Etappe des Abtransports vor. Nun stünden Haubitzen mit einem Kaliber von 152 Millimetern an. Die separatistischen Kämpfer geben an, mit dem Abzug schon wesentlich weiter zu sein. Dies bestreitet die ukrainische Seite jedoch. Die Separatisten bewegten an manchen Stellen ihr militärisches Gerät im Kreis und imitierten dessen Abzug nur, sagte ein ukrainischer Armeesprecher gestern.
    Die OSZE kann die Angaben der Separatisten nicht immer überprüfen. In ihrem jüngsten Bericht beschreibt die Organisation, dass ihren Beobachtern an Checkpoints immer wieder die Durchfahrt verweigert werde, ohne Angabe von Gründen.