Norbert Dähn und seine Landwirt-Kollegen stapfen über den Hof zum Feldrand, wo riesige Traktoren, Anhänger und ein wuchtiger Häcksler stehen. Gleich geht es weiter mit der Maisernte, hier auf den Äckern zwischen Settin und Sukow in Westmecklenburg. Tagesziel wie immer: 30 Hektar. Doch der Mais-Wuchs ist für Dähn in diesem Jahr "ein Jammer": "Jetzt haben wir vielleicht zwei Meter. Letztes Jahr war er stellenweise vier Meter hoch."
Üblicherweise holen die Settiner Bauern den Mais ab Ende September vom Feld. Doch wie fast überall in Mecklenburg-Vorpommern sind auch bei ihnen viele Pflanzen vertrocknet. Was sie hier machen, sei eine Noternte, sagt Norbert Dähn: "Weil es vom Zeitpunkt her eigentlich noch viel zu früh ist und der Mais noch im Wachstumsstadium wäre. Aber aufgrund der Trockenheit kommt da halt nichts mehr. Allein auf dieser Firma arbeite ich seit 25 Jahren. Aber solch' einen langen, trockenen Zeitraum habe ich auch noch nicht kennengelernt."
Üblicherweise holen die Settiner Bauern den Mais ab Ende September vom Feld. Doch wie fast überall in Mecklenburg-Vorpommern sind auch bei ihnen viele Pflanzen vertrocknet. Was sie hier machen, sei eine Noternte, sagt Norbert Dähn: "Weil es vom Zeitpunkt her eigentlich noch viel zu früh ist und der Mais noch im Wachstumsstadium wäre. Aber aufgrund der Trockenheit kommt da halt nichts mehr. Allein auf dieser Firma arbeite ich seit 25 Jahren. Aber solch' einen langen, trockenen Zeitraum habe ich auch noch nicht kennengelernt."
Ernteausfällen folgt Futtermangel
Norbert Dähn klettert ins Führerhaus und wirft den Motor des riesigen Mais-Häckslers an. Die 7,50 Meter breite Erntemaschine frisst sich durch den Maisbestand und spuckt die zerkleinerten Pflanzen in hohem Bogen auf den parallel mitfahrenden Traktoranhänger.
"Also das, was wir momentan häckseln, ist hauptsächlich für die Biogasanlage gedacht, weil hier auch der Kolben nicht besonders gut entwickelt ist, weil es auf einem recht hohen Standort ist. Wir haben noch Mais auf anderen Standorten, wo der Kolben etwas besser entwickelt ist, und das wird dann als Futter für die Kühe gehäckselt." Doch das werde wohl nicht über den Winter reichen, meint Dähn. "Es könnte auch eng werden mit dem Futter, weil der Grasschnitt im Vorfeld schon sehr dürftig ausgefallen ist. Also das fehlt auf jeden Fall. Und ob der Mais bei den Höhen, die wir hier haben, das wieder ausgleichen kann, das glaube ich nicht. Es wird da sicher zu einem Engpass kommen. Auf jeden Fall."
So geht es in diesem Jahr fast überall zu im landwirtschaftlich geprägten Mecklenburg-Vorpommern, in dem rund 4.700 Betriebe mit über 25.000 Beschäftigten fast eineinhalb Millionen Hektar Boden bewirtschaften. Besonders akut betroffen von der Dürre hier und im Rest Deutschlands: Betriebe, die Nutztiere halten und wegen der Ernteausfälle mit Futtermangel zu kämpfen haben.
An diesem Mittwoch will Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, CDU, deshalb entscheiden, ob die Dürreschäden ein "nationales Ausmaß" erreicht haben. Lautet ihr Fazit "Ja", wäre der Weg frei für Finanzhilfen des Bundes. Die wurden vor allem vom Deutschen Bauernverband immer wieder gefordert.
Erst Dauerregen dann Dürre
Das Jahr fing für die Landwirtschaft schon nicht gut an: Zunächst standen die meisten Felder wegen monatelangen Dauerregens so stark unter Wasser, dass die Saat gar nicht oder erst sehr spät ausgebracht werden konnte. Der erste Grünschnitt im Mai - in vielen Regionen ein Reinfall. Auch für die mecklenburgische Agrargenossenschaft Brunow.
Statt 3000 Tonnen Silage, das als Rinderfutter dient, konnten sie nur knapp 600 Tonnen einlagern, sagt Geschäftsführer Helge Dieckmann: "Wir haben 60 Prozent von dem geerntet, was wir sonst die letzten Jahre geerntet haben. Und in der Regel ist der Silo voll mit dem ersten Schnitt. So, das ist das, was wir zur Verfügung haben um die Winterfütterung anzugehen."
Und weil seit Ostern zudem der Regen fehlt, geriet auch die Getreideernte 2018 zu einem großen Minusgeschäft. Sommerweizen - in vielen Regionen ein Totalausfall. Gerste und Winterroggen mussten fast vier Wochen früher als üblich notgeerntet werden. Die Getreideernte war bereits zum 1. August abgeschlossen - ein Novum für Mecklenburg-Vorpommern. Durchschnittliche Verluste je nach Region und Pflanzenkultur: mindestens 30 Prozent, oft sogar mehr als die Hälfte.
Und weil seit Ostern zudem der Regen fehlt, geriet auch die Getreideernte 2018 zu einem großen Minusgeschäft. Sommerweizen - in vielen Regionen ein Totalausfall. Gerste und Winterroggen mussten fast vier Wochen früher als üblich notgeerntet werden. Die Getreideernte war bereits zum 1. August abgeschlossen - ein Novum für Mecklenburg-Vorpommern. Durchschnittliche Verluste je nach Region und Pflanzenkultur: mindestens 30 Prozent, oft sogar mehr als die Hälfte.
Hochbetrieb bei den Schlachtern
Die Folge für die Agrargenossenschaft Brunow, die bislang die 280 Schweine und 450 Milchkühe samt Jungrindern aus dem eigenen Ackerbau ernähren konnte: Geschäftsführer Helge Dieckmann muss Futter dazukaufen. Das wird täglich teurer. "Rapsschrot kaufen wir zu als Eiweiß-Komponente. Da haben wir sonst 220 Euro für ausgegeben. Wir sind gegenwärtig bei 250 Euro die Tonne. Und Zuckerrübenschnitzel, die wir voriges Jahr für 14,50 Euro pro Dezitonne gekauft haben oder 145 Euro pro Tonne, die kosten jetzt 200 Euro."
Für das bisherige Jahr blickt die Agrargenossenschaft auf einen Einnahmeausfall von circa 400.000 Euro. Die Gründe: Erst zu viel Wasser auf den Feldern. Dann keines. Und die Ernteausfälle verschärfen das schon länger bekannte Problem mit den zu geringen Erzeugerpreisen für Milch. Derweil herrscht bei den Schlachtern in Deutschland Hochbetrieb, weil zahlreiche Agrarbetriebe, darunter Öko- und Biohöfe, ihren Viehbestand verringern.
Manch einer sieht darin angesichts von bundesweit rund 27 Millionen Schweinen und 12 Millionen Rindern eine auch ökologisch gebotene "Marktbereinigung". Andere fürchten nach der nunmehr dritten schlechten Ernte in Folge um die letzten klein- und mittelbäuerlichen Strukturen in den ländlichen Räumen. Und auch die Diskussion um den Klimawandel und die Folgen für die Landwirtschaft rückt angesichts dieser Entwicklungen in den Vordergrund.
Manch einer sieht darin angesichts von bundesweit rund 27 Millionen Schweinen und 12 Millionen Rindern eine auch ökologisch gebotene "Marktbereinigung". Andere fürchten nach der nunmehr dritten schlechten Ernte in Folge um die letzten klein- und mittelbäuerlichen Strukturen in den ländlichen Räumen. Und auch die Diskussion um den Klimawandel und die Folgen für die Landwirtschaft rückt angesichts dieser Entwicklungen in den Vordergrund.
Landwirtschaft muss sich auf mehr Extremwetter einstellen
Der Internationale Klimarat IPCC warnt schon seit Jahren, dass im Zuge des Klimawandels Extremwettereignisse zunehmen werden, wie Hitzewellen, lange Trockenperioden, Hagel, Starkregen und dadurch auch Überschwemmungen. Und kaum ein Wirtschaftszweig ist den Elementen so unmittelbar ausgesetzt wie die Landwirtschaft. Sie muss sich in Zukunft auf ähnlich trocken-heiße Sommer einstellen wie in diesem Jahr, meint Professor Manfred Fischedick, Vizepräsident vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie, denn in Deutschland ist es so:
"Dass wir die Situation haben, dass die Niederschläge vielleicht in der Größenordnung von den Mengen her gleich bleiben, aber an weniger Stunden im Jahr fallen, Extremereignisse zunehmen. Und dann glaube ich, macht es schon Sinn darüber nachzudenken, wie man mit dem Wasserhaushalt umgeht und wie man sich da anpassen kann."
"Dass wir die Situation haben, dass die Niederschläge vielleicht in der Größenordnung von den Mengen her gleich bleiben, aber an weniger Stunden im Jahr fallen, Extremereignisse zunehmen. Und dann glaube ich, macht es schon Sinn darüber nachzudenken, wie man mit dem Wasserhaushalt umgeht und wie man sich da anpassen kann."
Wassermangel in der Landwirtschaft wird zu einem Problem. Über Lösungen werden vor allem die Betriebe im Norden und Osten Deutschlands nachdenken müssen. Denn verschiedene Studien, die das Umweltbundesamt ausgewertet hat, kommen zu dem Ergebnis, dass dieser Sommer keine Ausnahme war, sondern nur der Auftakt. Im Norden und Osten Deutschlands werden Trockenheit und Hitze in größerem Ausmaß zunehmen als im Rest der Republik, so die Behörde.
Rinderhalter trifft es besonders hart
Doch über Anpassungsmaßnahmen wird im Moment weniger diskutiert, noch wird bilanziert. So auch bei der DLG, die die Interessen der konventionellen Landwirte im Blick hat. Hubertus Paetow, Präsident der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft: "Der wirkliche Schaden liegt heute im Futterbau bei den Rinderhaltern, da insbesondere bei den Milchviehbetrieben. Der restliche Bereich der Landwirtschaft, so würde ich es heute einschätzen, kommt mit einem blauen Auge davon."
Tatsächlich trifft es die Rinderhalter besonders hart, und das aus zwei Gründen. Die empfindlichen Hochleistungsmilchviehrassen, die in vielen deutschen Ställen stehen, sind nicht sehr temperaturtolerant. Soll heißen: Bei angenehmen 20 Grad Celsius gibt die Kuh viel Milch und wird nicht so schnell krank. Bei höheren Temperaturen - oder wie in diesem Sommer bei sehr viel höheren Temperaturen - nimmt nicht nur die sogenannte Milchleistung ab, es drohen auch Hitzschlag oder Kreislaufkollaps. Doch das ist noch nicht das einzige Problem der Tierhalter.
Hitze und wochenlange Trockenheit haben Weiden in Steppen verwandelt, Grünland in braune Wüsten. Und damit fehlt den Wiederkäuern die Nahrung. Kühe, selbst die, die ihr Leben nur in Ställen fristen und nie eine Weide sehen, brauchen zur Ernährung auch Gräser oder wenigstens Heu. Professor Friedhelm Taube vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Kiel: "Denn das ist eben der große Unterschied zu einem Schweinemastbetrieb. Der kauft Konzentratfutter, Getreide, das man über mehrere hundert Kilometer transportieren kann. Bei Gras und Maissilage ist die Transportwürdigkeit wesentlich niedriger ausgestaltet."
Und so sind die Bauern gezwungen jetzt schon ihre Wintervorräte zu verfüttern oder aber Heu und Silage teuer zu zukaufen – wie die Agrargenossenschaft Brunow in Mecklenburg-Vorpommern. Ein einmaliges Ereignis? Wohl kaum. Der Deutsche Wetterdienst rechnet mit einer Erhöhung der sommerlichen Durchschnittstemperatur in Deutschland von 1,5 bis 2,5 Grad Celsius bis zum Jahr 2050.
Tatsächlich trifft es die Rinderhalter besonders hart, und das aus zwei Gründen. Die empfindlichen Hochleistungsmilchviehrassen, die in vielen deutschen Ställen stehen, sind nicht sehr temperaturtolerant. Soll heißen: Bei angenehmen 20 Grad Celsius gibt die Kuh viel Milch und wird nicht so schnell krank. Bei höheren Temperaturen - oder wie in diesem Sommer bei sehr viel höheren Temperaturen - nimmt nicht nur die sogenannte Milchleistung ab, es drohen auch Hitzschlag oder Kreislaufkollaps. Doch das ist noch nicht das einzige Problem der Tierhalter.
Hitze und wochenlange Trockenheit haben Weiden in Steppen verwandelt, Grünland in braune Wüsten. Und damit fehlt den Wiederkäuern die Nahrung. Kühe, selbst die, die ihr Leben nur in Ställen fristen und nie eine Weide sehen, brauchen zur Ernährung auch Gräser oder wenigstens Heu. Professor Friedhelm Taube vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Kiel: "Denn das ist eben der große Unterschied zu einem Schweinemastbetrieb. Der kauft Konzentratfutter, Getreide, das man über mehrere hundert Kilometer transportieren kann. Bei Gras und Maissilage ist die Transportwürdigkeit wesentlich niedriger ausgestaltet."
Und so sind die Bauern gezwungen jetzt schon ihre Wintervorräte zu verfüttern oder aber Heu und Silage teuer zu zukaufen – wie die Agrargenossenschaft Brunow in Mecklenburg-Vorpommern. Ein einmaliges Ereignis? Wohl kaum. Der Deutsche Wetterdienst rechnet mit einer Erhöhung der sommerlichen Durchschnittstemperatur in Deutschland von 1,5 bis 2,5 Grad Celsius bis zum Jahr 2050.
Neue Herausforderungen für die deutsche Landwirtschaft
Was nicht nach viel klingt hat auf den Kreislauf von Erwärmung, Verdunstung und Niederschlag große Auswirkungen, sagt Manfred Fischedick, vom Wuppertal Institut: "Zunächst mal sehen wir, wie sich Vegetationszonen verändern. Und das ist eine Konsequenz, die wir in Zukunft weiter sehen werden, dass wir zunehmend in Größenordnungen leben, wie wir sie in Italien oder Spanien kennen. Daran werden wir uns anpassen müssen. Die Frage, ob wir das können hängt natürlich stark davon ab, in welcher Geschwindigkeit dieser Klimawandel vonstatten geht."
Besonders davon betroffen: wasserintensive Bereiche der Landwirtschaft, vor allem die industrielle Tierhaltung. Um ein Kilo Rindfleisch herzustellen werden knapp 15.500 Liter Wasser verbraucht. Nicht weil das Tier so viel trinkt, sondern weil der Anbau der Futtermittel so wasserintensiv ist. Zum Vergleich: Für ein Kilo Äpfel werden nur 280 Liter benötigt. 55 Mal weniger als für ein Kilo Fleisch.
Fraglich ist, ob Deutschland noch über diese Wassermengen und auch die Landwirtschaftsflächen verfügt, um diese ressourcenintensive Form der Landwirtschaft in diesem Umfang aufrecht zu halten. Oliver Krischer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, zweifelt das schon lange an. Der Abgeordnete fordert eine Landwirtschaft: "Die angepasst ist an die Gegebenheiten, an das angepasst ist, was an Wasser, Futter auf den Flächen zur Verfügung steht und nicht, dass wir das mit Sojaexporten aus Südamerika das Ganze machen. Und hier im Grunde viel mehr produzieren, als unsere Natur und Gegebenheiten am Ende hergeben."
Besonders davon betroffen: wasserintensive Bereiche der Landwirtschaft, vor allem die industrielle Tierhaltung. Um ein Kilo Rindfleisch herzustellen werden knapp 15.500 Liter Wasser verbraucht. Nicht weil das Tier so viel trinkt, sondern weil der Anbau der Futtermittel so wasserintensiv ist. Zum Vergleich: Für ein Kilo Äpfel werden nur 280 Liter benötigt. 55 Mal weniger als für ein Kilo Fleisch.
Fraglich ist, ob Deutschland noch über diese Wassermengen und auch die Landwirtschaftsflächen verfügt, um diese ressourcenintensive Form der Landwirtschaft in diesem Umfang aufrecht zu halten. Oliver Krischer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, zweifelt das schon lange an. Der Abgeordnete fordert eine Landwirtschaft: "Die angepasst ist an die Gegebenheiten, an das angepasst ist, was an Wasser, Futter auf den Flächen zur Verfügung steht und nicht, dass wir das mit Sojaexporten aus Südamerika das Ganze machen. Und hier im Grunde viel mehr produzieren, als unsere Natur und Gegebenheiten am Ende hergeben."
Nach Angaben der Albert-Schweizer-Stiftung, die sich für den Tierschutz einsetzt, werden allein 60 Prozent des in Deutschland genutzten Getreides als Tierfutter verwendet. Doch das reicht noch nicht für den Muskelaufbau, der auf schnelles Wachstum gezüchteten Nutztierrassen. Sie benötigen zusätzlich eiweißreiche Nahrung. Und so muss noch Kraftfutter wie Soja gefüttert werden.
Umweltzerstörung und -belastung durch Massentierhaltung
Diese Hülsenfrucht kommt in der Regel von weit her, aus Argentinien zum Beispiel, wo deshalb für das Klima wertvolle Regenwälder gerodet werden, um Platz für riesige Soja-Monokulturen zu schaffen. Industrieller Sojaanbau für die europäische Massentierhaltung - die nach Ansicht des Grünen-Politikers Oliver Krischer weit über den Bedarf produziert:
"In Deutschland geht der Fleischkonsum zurück, trotzdem produziert unsere Landwirtschaft immer mehr Fleisch, das geht in den Export. Wir erleben ja auch eine Politik des billig- und günstigmachens. Es wird den Leuten in den Supermärkten zu Spottpreisen angeboten, quasi aufgedrängt. Und wir erleben keine Landwirtschaftspolitik, die sagt, wir brauchen hier eine nachhaltigere Produktion und das wird am Ende auch was kosten. Da ist weniger vielleicht auch mehr, um unsere Lebensgrundlage dann auch zu schützen."
Die hohe Tierdichte in einigen Regionen Deutschlands - also viele Hühner, Schweine oder Rinder auf wenig Raum - führt aber nicht nur zu einem großen Futter- und Wasserverbrauch. Die industrielle Tierhaltung belastet zudem noch die Umwelt: Grund- und Oberflächenwasser werden durch Gülle verseucht. So sehr, dass Deutschland vom Europäischen Gerichtshof wegen der zu hohen Nitratkonzentration der Gewässer verurteilt wurde.
Ein weiteres Problem ist der hohe Antibiotika-Einsatz in der Massentierhaltung, ihre Rückstände inklusive der gefährlichen Resistenzen als auch die Pestizide belasten Böden und das Wasser der Umgebung. Friedhelm Taube vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Kiel meint, dass zum Schutz der Umwelt auch die Politik gegensteuern muss, und erinnert an: "Die Empfehlung, die der wissenschaftliche Beirat Agrarpolitik vor einem Jahr ausgesprochen hat, nämlich derzeit den reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Fleisch und Fleischprodukte zu kappen und auf den normalen Mehrwertsteuersatz anzuheben."
"In Deutschland geht der Fleischkonsum zurück, trotzdem produziert unsere Landwirtschaft immer mehr Fleisch, das geht in den Export. Wir erleben ja auch eine Politik des billig- und günstigmachens. Es wird den Leuten in den Supermärkten zu Spottpreisen angeboten, quasi aufgedrängt. Und wir erleben keine Landwirtschaftspolitik, die sagt, wir brauchen hier eine nachhaltigere Produktion und das wird am Ende auch was kosten. Da ist weniger vielleicht auch mehr, um unsere Lebensgrundlage dann auch zu schützen."
Die hohe Tierdichte in einigen Regionen Deutschlands - also viele Hühner, Schweine oder Rinder auf wenig Raum - führt aber nicht nur zu einem großen Futter- und Wasserverbrauch. Die industrielle Tierhaltung belastet zudem noch die Umwelt: Grund- und Oberflächenwasser werden durch Gülle verseucht. So sehr, dass Deutschland vom Europäischen Gerichtshof wegen der zu hohen Nitratkonzentration der Gewässer verurteilt wurde.
Ein weiteres Problem ist der hohe Antibiotika-Einsatz in der Massentierhaltung, ihre Rückstände inklusive der gefährlichen Resistenzen als auch die Pestizide belasten Böden und das Wasser der Umgebung. Friedhelm Taube vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Kiel meint, dass zum Schutz der Umwelt auch die Politik gegensteuern muss, und erinnert an: "Die Empfehlung, die der wissenschaftliche Beirat Agrarpolitik vor einem Jahr ausgesprochen hat, nämlich derzeit den reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Fleisch und Fleischprodukte zu kappen und auf den normalen Mehrwertsteuersatz anzuheben."
Konventionelle Landwirtschaft - Verursacher und Opfer des Klimawandels
Mit dem normalen Mehrwertsteuersatz von dann 19 Prozent auf Fleisch- und Fleischprodukte hätte man außerdem die Kosten für die klimaschädlichere Tierhaltung mit eingepreist. Doch die industrielle Landwirtschaft in Deutschland ist nicht nur Verursacher von klimarelevanten Gasen wie Methan und Kohlendioxid, sie ist auch ein Opfer des Klimawandels, weil sie mehr Wasser braucht, als ihr in Zukunft wohl zur Verfügung steht. Die konventionelle Landwirtschaft muss umdenken – und sich vielleicht auch neu orientieren. Friedhelm Taube:
"Also grundsätzlich ist es so, dass Trockenheiten für den ökologischen Landbau nicht ganz so problematisch sind wie für konventionelle Systeme. Und das hängt damit zusammen, dass das Ertragsniveau normalerweise im kommerziellen Bereich deutlich höher ist und damit auch mehr Wasser notwendig ist, um diese Erträge zu realisieren. Und da dieses Niveau im Ökolandbau grundsätzlich niedriger ist, halten diese Bestände dort in der Regel auch länger durch."
Hubertus Paetow, Präsident der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft DLG, beschreibt das Ertragsniveau in der konventionellen Landwirtschaft so: "Wir sind mit einem Ferrari unterwegs, der kann 300 Stundenkilometer fahren, das ist unser Ertrag. Der ist aber darauf angewiesen, dass die Straße, auf der er das tut, das auch hergibt. Und nun gibt es nicht nur Autobahnen, das sind nämlich die Jahre, wo wir ganz normales Wetter haben, und diese Faktoren wie Dürre oder übermäßige Nässe unseren Ertrag nicht beeinflussen. Da gibt’s aber auch das Kopfsteinpflaster. Und das sind eben die Jahre in der Landwirtschaft, wo der Wasserbedarf einer Hochertragskultur nicht mehr gedeckt werden kann. Das verursacht diese sehr stark schwankenden Erträge in der Landwirtschaft, die sich im hohen Ertragsbereich bewegt."
"Also grundsätzlich ist es so, dass Trockenheiten für den ökologischen Landbau nicht ganz so problematisch sind wie für konventionelle Systeme. Und das hängt damit zusammen, dass das Ertragsniveau normalerweise im kommerziellen Bereich deutlich höher ist und damit auch mehr Wasser notwendig ist, um diese Erträge zu realisieren. Und da dieses Niveau im Ökolandbau grundsätzlich niedriger ist, halten diese Bestände dort in der Regel auch länger durch."
Hubertus Paetow, Präsident der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft DLG, beschreibt das Ertragsniveau in der konventionellen Landwirtschaft so: "Wir sind mit einem Ferrari unterwegs, der kann 300 Stundenkilometer fahren, das ist unser Ertrag. Der ist aber darauf angewiesen, dass die Straße, auf der er das tut, das auch hergibt. Und nun gibt es nicht nur Autobahnen, das sind nämlich die Jahre, wo wir ganz normales Wetter haben, und diese Faktoren wie Dürre oder übermäßige Nässe unseren Ertrag nicht beeinflussen. Da gibt’s aber auch das Kopfsteinpflaster. Und das sind eben die Jahre in der Landwirtschaft, wo der Wasserbedarf einer Hochertragskultur nicht mehr gedeckt werden kann. Das verursacht diese sehr stark schwankenden Erträge in der Landwirtschaft, die sich im hohen Ertragsbereich bewegt."
Produktionsverfahren müssen geprüft werden
Wenn im Zuge des Klimawandels lange Dürreperioden zunehmen, wird sich die Landwirtschaft in Deutschland anpassen müssen. Vielleicht über Wasserrückhaltebecken, aber auch über die Wahl hitzeresistenterer Gemüse- und Getreidesorten. Auch der Zeitpunkt der Aussaat muss überdacht werden. Da die Vegetationsperiode länger gewordenist - ein Vorteil des Klimawandels - könnten bestimmte Sorten schon früher gesät werden, sodass sie reif sind, bevor die Dürre des Sommers beginnt.
Hubertus Paetow von der DLG: "Und unsere Aufgabe ist es jetzt, dass wir diese Produktionsverfahren gegen diese normalen oder auch ansteigenden Ereignisse in der Natur widerstandsfähiger machen. Gibt es Anbauverfahren, die gegen Frost und Dürre meine Pflanzen widerstandsfähiger machen?"
Begleitet von hohen Staubfahnen bereiten viele Bauern in Mecklenburg-Vorpommern die oft steinharten Felder mit schweren Landmaschinen für den Winterraps vor. Längst bevorzugen die Landwirte Sorten, die nicht mehr nur diversen Pflanzenkrankheiten widerstehen, sondern auch späte Fröste oder trockene Frühjahre tolerieren können.
Begleitet von hohen Staubfahnen bereiten viele Bauern in Mecklenburg-Vorpommern die oft steinharten Felder mit schweren Landmaschinen für den Winterraps vor. Längst bevorzugen die Landwirte Sorten, die nicht mehr nur diversen Pflanzenkrankheiten widerstehen, sondern auch späte Fröste oder trockene Frühjahre tolerieren können.
Auch der Schweriner Landwirtschafts- und Umweltminister Till Backhaus, SPD, hat die Zunahme von Witterungsextremen im Blick und sieht darin Anzeichen eines Klimawandels. Die Landwirte sollten ihre Produktionsverfahren überdenken und die Europäische Union ihre Agrarförderpolitik neu ausrichten, sagt Backhaus. Er schlägt vor, die jährlich gezahlte Flächenprämie für Bauern von 272 Euro pro Hektar auf 100 Euro pro Hektar zu senken. Wenn die Landwirte darüber hinaus bestimmte Klimaschutz-Ziele umsetzen, könnten sie noch mehr verdienen und sich damit nebenbei wirtschaftlich unabhängiger machen von Ernteerträgen und Viehhaltung.
"Denn wir haben auch zur Kenntnis genommen, dass wir über die letzten Jahre hinweg die Ziele, die Europa sich gestellt hat - sauberes Wasser, Klimaschutzmaßnahmen, Artenvielfalt -, dass die Ziele nicht erreicht worden sind. Die Landwirtschaft kann auch hier einen wertvollen Beitrag leisten und dafür sollen die Landwirte auch weiter Geld bekommen", sagt Backhaus.
"Denn wir haben auch zur Kenntnis genommen, dass wir über die letzten Jahre hinweg die Ziele, die Europa sich gestellt hat - sauberes Wasser, Klimaschutzmaßnahmen, Artenvielfalt -, dass die Ziele nicht erreicht worden sind. Die Landwirtschaft kann auch hier einen wertvollen Beitrag leisten und dafür sollen die Landwirte auch weiter Geld bekommen", sagt Backhaus.
Nothilfen: Warten auf die Landwirtschaftsministerin
Doch im Moment treibt den Agrarminister die akute Existenznot vieler heimischer Landwirtschaftsbetriebe um. Neben Schleswig-Holstein ist Mecklenburg-Vorpommern am stärksten von der lang anhaltenden Dürre betroffen. Der vorläufige Gesamtschaden bis zum Abschluss der Getreideernte allein im Nordosten: 531 Millionen Euro.
Deswegen hat die SPD-CDU-Landesregierung vorige Woche ein Sofortprogramm von 50 bis 60 Millionen Euro beschlossen. Die Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen, würden sofort fließen, sobald der Bund die Hälfte finanziert, verspricht Agrarminister Till Backhaus. Doch Nothilfen dieser Art darf der Bund nur bei einem "nationalen Notstand" gewähren. Für ihn sei unverständlich, dass Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner diesen Notstand immer noch nicht ausgerufen hat, so Backhaus. Dabei erfüllten fast alle Bundesländer die Kriterien dafür.
"Eines muss uns allen klar sein und das ist auch der Bundesministerin klar: Die Landwirtschaft erwartet jetzt besonders im Futterbau Entscheidungen. Wir gehen davon aus, dass wir wirklich Betriebe haben, die in ihrer Existenz gefährdet sind. Die Tendenz geht eher über die Schwelle 20 Prozent hinaus. Wir brauchen jetzt Geld. Und zwar frisches Geld, das als 'verlorener Zuschuss' in einer solchen katastrophenähnlichen Situation bereitgestellt werden kann. Man muss nur die Entscheidung treffen. Und die ist jetzt überfällig."
Deswegen hat die SPD-CDU-Landesregierung vorige Woche ein Sofortprogramm von 50 bis 60 Millionen Euro beschlossen. Die Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen, würden sofort fließen, sobald der Bund die Hälfte finanziert, verspricht Agrarminister Till Backhaus. Doch Nothilfen dieser Art darf der Bund nur bei einem "nationalen Notstand" gewähren. Für ihn sei unverständlich, dass Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner diesen Notstand immer noch nicht ausgerufen hat, so Backhaus. Dabei erfüllten fast alle Bundesländer die Kriterien dafür.
"Eines muss uns allen klar sein und das ist auch der Bundesministerin klar: Die Landwirtschaft erwartet jetzt besonders im Futterbau Entscheidungen. Wir gehen davon aus, dass wir wirklich Betriebe haben, die in ihrer Existenz gefährdet sind. Die Tendenz geht eher über die Schwelle 20 Prozent hinaus. Wir brauchen jetzt Geld. Und zwar frisches Geld, das als 'verlorener Zuschuss' in einer solchen katastrophenähnlichen Situation bereitgestellt werden kann. Man muss nur die Entscheidung treffen. Und die ist jetzt überfällig."