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Exzellent, aber teuer

Die Helmholtz-Gemeinschaft ist die größte Forschungseinrichtung Deutschlands. In den vergangenen sechs Jahren sind drei Nobelpreise an Wissenschaftler der Einrichtung gegangen. Viele Universitäten neiden der Gemeinschaft ihre steuerfinanzierte Ausstattung.

Von Philip Banse | 23.10.2013
    In der Tat: In Kampf um die besten Wissenschaftler steht den Universitäten ein prächtig finanzierter und personell extrem gut ausgestatteter Konkurrent gegenüber: Die Helmholtz-Gemeinschaft ist die größte Forschungseinrichtung Deutschlands: 18 Forschungszentren, vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung bis zum Max-Planck-Institut für Plasmaphysik - insgesamt 36.000 Mitarbeiter haben einen Jahresetat von satten 3,8 Milliarden Euro. Wissenschaftler können hier forschen, müssen in der Regel nicht lehren. Die Helmholtz-Gemeinschaft verweist auf erfolgreiche Kooperationen mit Hochschulen bei der Exzellenzinitiative; man wolle die Kooperation aber ausbauen, sagt der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft Jürgen Mlynek:

    "Meine Beobachtung ist, gerade wenn man Berufungen aus dem Ausland machen will, dass diese gemeinsamen Berufungen zwischen Unis und außeruniversitären Forschungseinrichtungen Berufungsangebote ungleich attraktiver machen. Wir würden manche Kollegen nur dadurch bekommen, dass wir mit den Unis ausschreiben und umgekehrt. Diese Kooperation stärkt beide Seiten."

    Die Helmholtz-Gemeinschaft hat heute ihren Geschäftsbericht 2012 vorgelegt. Außerdem überprüfen externe Gutachter gerade die gesamte Forschungsarbeit der 18 Helmholtz-Zentren. Die Erkenntnisse der Gutachter sind entscheidend für die Frage, welche Forschungsbereiche mehr Geld bekommen. Die Hälfte der Gutachten liegt vor, Zwischenbilanz von Helmholtz-Präsident Mlynek:

    "Sehr gut. Die Gutachter haben uns bescheinigt, die Qualität ist sehr hoch, exzellent, teilweise wirklich herausragend, die Forschungsinfrastrukturen sind herausragend, unser Talentmanagement ist gut. Von daher bin ich mit dem Ergebnis wirklich zu frieden."

    Dennoch sind die kompletten Gutachten bisher geheim, sollen nur auszugsweise veröffentlicht werden. Man könnte argumentieren, Steuerzahler hätten einen Anspruch darauf zu erfahren, ob Forscher mit Steuergeld sinnvoll umgehen.

    "Das stimmt,"

    sagt der Helmholtz-Präsident, man habe aber mit den Gutachtern ausgemacht, dass die Gutachten vertraulich sind. Einer dieser Gutachter ist Guenther Hasinger, früher Direktor des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik und jetzt Leiter des Instituts für Astronomie an der Universität Hawaii. Hasinger hat mit neun Kollegen die Tätigkeit des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt untersucht. Per Skype aus Hawaii erklärt der Gutachter, das DLR sei in vielen Bereichen sehr gut aufgestellt, aber:

    "Wir haben festgestellt, dass es schön wäre, wenn noch mehr internationale Wissenschaftler am DLR an hochrangiger Stelle sitzen würden."

    Der Helmholtz-Präsident gesteht, dass Doktoranden aus dem Ausland besser betreut und informiert werden müssen. Auch für deutschen Forscher-Nachwuchs müsse die Helmholtz-Gemeinschaft mehr tun:

    "Wir müssen klare Karriereperspektive gerade für die jüngeren Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen - unterstrichen Wissenschaftlerinnen - zwischen 30 und 40 schaffen, weil da für viele die Frage im Raum steht, wie bringe ich wissenschaftliche Karriere, Partnerschaft und Familie unter einen Hut."

    Laut Geschäftsbericht sind die ISI-zitierten Publikationen der Helmholtz-Gemeinschaft im vergangenen Jahr um zwölf Prozent gestiegen. Dennoch kann der wissenschaftliche Transfer verbessert werden. So haben 36.000 Wissenschaftler mit 3,8 Milliarden Euro 2012 gerade mal neun Ausgründungen geschafft, also mit ihren Forschungsergebnissen Firmen gegründet. Das sei sei noch nie mehr gewesen, sagt der der Geschäftsführer der Helmholtz-Gemeinschaft Rolf Zettl:

    "Damit müssen wir leben. Die Rahmenbedingungen sind nicht optimal für Ausgründungen vorhanden. Das Venture Capital ist nicht vorhanden und das Personal ist auch nicht da, das jetzt serienmäßig Ausgründungen produzieren würde."