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EZB veröffentlicht Finanzstabilitätsbericht
Wie sicher sind Europas Banken?

Mit Sorge beobachtet die EZB das Anfang Dezember anstehende Referendum in Italien. Wird es abgelehnt, könnte Italien in eine Krise stürzen. Zusätzlich sitzen viele Banken dort auf faulen Krediten. Aber es gibt noch weitere Risiken bei Europas Banken, heißt es im aktuellen Finanzstabilitätsbericht.

Von Brigitte Scholtes | 24.11.2016
    Skulptur eines überdimensionalen Eurozeichens, umrahmt von Sternen.
    Die EZB sorgt sich um die nach wie vor schwache Ertragslage der europäischen Banken. (dpa / Daniel Kalker)
    Es ist vor allem die politische Unsicherheit, die die Europäische Zentralbank wieder wachsamer sein lässt. Mit großer Aufmerksamkeit hat sie die Veränderungen in den Markteinschätzungen beobachtet, vor allem die Tatsache, dass die Investoren sich vermehrt wieder Aktien zuwenden und die Renditen der Staatsanleihen deshalb gestiegen sind. EZB-Vizepräsident Vitor Constancio erklärt, was dahinter steckt:
    "Das ist eine Bewegung, die begann, seitdem die Märkte über die mögliche künftige Politik in den USA nachdenken. Vor allem mögliche Fiskalimpulse, die dann kurzfristig zu mehr Wachstum und mittelfristig zu etwas höherer Inflation führen könnten. Das würde dann begleitet von Zinsanhebungen durch die amerikanische Zentralbank."
    Einfluss der US-Wahl
    Diese Verschiebungen beobachtet die Notenbank aufmerksam, aber noch bleibt sie relativ gelassen:
    "Ich glaube, dass wir nicht einen direkten Ansteckungseffekt sehen werden von dem, was in den USA geschieht, weil sie sich in einer anderen Phase des Konjunkturzyklus befinden. Unsere Geldpolitik ist vorbereitet, sie wird die Finanzbedingungen in Europa stabilisieren. Deshalb bleiben wir bei unserem Basisszenario, was das Wachstum und die anziehende Inflation betrifft."
    Doch die Auswirkungen einer möglicherweise protektionistischeren Politik des designierten Präsidenten Donald Trump könnten sich auch im Handel zeigen. Der Welthandel sei ohnehin schon schwach. Sorgenvoll beobachtet die EZB aber auch das Anfang Dezember anstehende Referendum in Italien, bei dem über Verfassungsänderungen abgestimmt wird, wenn diese abgelehnt werden, könnte das Italien in eine Krise stürzen, fürchtet auch EZB-Vizepräsident Constancio:
    "Es besteht das Risiko, dass dies zu mehr Unsicherheit in Europa führen würde, etwa im Hinblick auf die künftige Politik, die Regierung, das könnte die Renditen der italienischen Staatsanleihen noch weiter steigen lassen. Das müssen wir abwarten. Es ist wenig sinnvoll zu versuchen, das zu antizipieren. Wir können vorher ohnehin nichts tun. Außerdem ist das Ergebnis noch unsicher. Meinungsumfragen zeigen, dass sich viele Menschen noch nicht entschieden haben."
    Schwache Ertragslage der europäischen Banken
    Nicht nur die Renditen italienischer Staatsanleihen waren in den vergangenen Wochen gestiegen, sie hatten auch die der spanischen und portugiesischen Titel mitgezogen. Neben diesen politischen Unsicherheiten sorgen sich die Währungshüter aber auch um die nach wie vor schwache Ertragslage der europäischen Banken. Bei einigen seien es die immer noch zahlreichen faulen Kredite, sagt Constancio, aber es gebe weitere Risiken:
    "In anderen Ländern gibt es schlicht zu viele Banken. Und insgesamt haben die Banken ihre Geschäftsmodelle noch nicht soweit angepasst, dass sie die Kosten unter Kontrolle haben."
    Vorbild seien da etwa die Banken in Schweden, die seien profitabel und hätten ihre Kosten im Griff