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Facebook-Aktie bleibt eine Enttäuschung

Erstmals seit dem Gang an die Börse hat Facebook seine Quartalszahlen vorgelegt. Das Unternehmen musste einen Verlust in Höhe von fast 130 Millionen Euro bekannt geben. Die Aktie brach daraufhin erneut ein.

Von Marcus Pindur |
    Wie hältst Du´s mit der Werbung? Das ist die zentrale Frage für Facebook. Das Geschäftsmodell wird derzeit am meisten durch seinen eigenen Erfolg bedroht. Immer mehr Facebook-Benutzer checken das globale Poesiealbum nämlich auf mobilen Geräten – auf dem iPhone oder Tablet-Computern. Die aber haben kleinere Bildschirme, und da verschwindet die Werbung schnell aus dem Blickfeld der Anwender. Dafür hat Facebook bislang noch keine Lösung gefunden.

    Facebook-Chef Mark Zuckerberg setzt auf den Ausbau sogenannter "social ads", also auf Werbung, die auf Nutzerempfehlungen beruht:

    "Die grundlegende Idee dabei ist, dass die beste Form der Werbung eine Nachricht von einem Freund ist. Wir wollen deshalb unseren Kunden die besten Anwendungen zur Verfügung stellen, um Nutzerempfehlungen in ihre Werbung zu integrieren. Wenn ich zum Beispiel ein Restaurant mag, dann sehen das meine Freunde, und das ist wahrscheinlich eine sehr viel bessere Werbung als die, die das Restaurant selber macht. So wollen wir soziale Aktivität und Werbung unter einen Hut bekommen. Und das hat den Vorteil für uns, dass die Werbung gleichermaßen auf Desktop-Computern wie auf mobilen Geräten wahrgenommen wird. Das ist unsere Strategie, die mobilen Nutzer zu erreichen."

    Ob das von den Nutzern so angenommen wird, das muss sich erst zeigen. Facebook hat in der Vergangenheit Vertrauen verspielt. Nutzer klagten, dass sie Empfehlungen für Produkte bekamen, die ihre Freunde auf Facebook gar nicht empfohlen hatten.

    Das Umfeld des ersten Quartalsberichtes war für Facebook eher unangenehm. Der Börsenabsturz des Geschäftspartners Zynga, eines Spieleanbieters, der zum Bespiel das Online-Spiel "Farmville" auf der Facebook-Plattform vermarktet und für zwölf Prozent des Facebook-Umsatzes zeichnet, sorgte für schlechte Stimmung. Die Zynga-Aktie brach nur Stunden vor der Facebook-Pressekonferenz in Menlo Park in Kalifornien um 40 Prozent ein und zog das Facebook-Papier mit nach unten, nach Börsenschluss gar zeitweise um zehn Prozent. Auch für Zynga übrigens ähnliche Herausforderung: immer mehr Nutzer wandern vom PC aufs iPad oder iPhone ab.

    Insgesamt ist Facebook für die Nutzer ungebrochen attraktiv. Die Zahl der aktiven Nutzer sei in den vergangenen drei Monaten um 54 Millionen auf 955 Millionen gestiegen.


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