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"Factually" - Pet Shop Boys in Theorie und Praxis
Romantische Chronisten

Zwischen subversiver Gegenkultur und erfolgreicher Massenkultur bewegt sich die Musik der Pet Shop Boys seit über 30 Jahren. "Die Pet Shop Boys sind Ästheten, es geht ihnen nicht darum, was, sondern wie sie etwas ausdrücken", sagte Jan-Niklas Jäger im Dlf.

Jan-Niklas Jäger im Corsogespräch mit Sigrid Fischer |
Die Pet Shop Boys in Prag
Sänger Neil Tennant (l) und Keyboarder Christopher Lowe von der britischen Band Pet Shop Boys im August 2014 in Prag. (picture alliance / dpa / Foto: Roman Vondrous)
Chartserfolge und Subversion, massenkompatibel und anspruchsvoll – das lässt sich in der Popmusik schon vereinbaren, das zeigen jedenfalls die Pet Shop Boys seit über 30 Jahren. Neben vielen Hits, z.B. "West End Girls"," It’s A Sin", "Always On My Mind", haben sie künstlerisch sehr viel ausprobiert in dieser Zeit: Oper, Stummfilmsoundtrack, Ballett, Coverversionen von Pophits, einen Spielfilm haben sie gedreht. "Die Pet Shop Boys befinden sich in der seltsamen Lage, gleichzeitig zu ernst und nicht ernst genommen zu werden", schreibt Jan-Niklas Jäger in seinem Buch über das Duo Chris Lowe und Neil Tennant. "Factually" heißt es, in Anlehnung an das 2. Studioalbum "Actually" von 1987.
Sachlich und emotional
Romantische Chronisten seien die beiden, was widersprüchlich klinge, die beiden aber ausmache, denn der Chronist sei ein sachlicher Begriff, der Romatiker dagegen emotionsgebundener. Diese beiden Pole brächten die zwei zusammen, als wären es keine Gegensätze, sagte Jan Niklas Jäger im Dlf.
Wir haben noch länger mit Jan Niklas Jäger gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
Bei den Pet Shop Boys laufe viel über den Subtext. Unter der offensichtlichen Ebene spielten sich andere Sachen ab. Ihre Musik funktioniere einerseits als Popsongs fürs Radio, man könne sich aber auch genauer damit auseinandersetzen und dabei mehreres entdecken. Beim Song "West End Girl" zum Beispiel gehe es um den Gegensatz der armen und reichen Londoner Stadtviertel, so Jäger.
Die Freiheit, künstlich zu sein
Da die Musik sehr tanzbar sei, könne man sie auch nur als Dancesongs rezipieren und die Leidenschaft darin spüren. Anders als Bands wie "U2" würden die Pet Shop Boys sich nicht groß auf die Fahne schreiben, dass sie etwas zu sagen hätten, ihre Songs aber trotzdem mit Inhalten unterfüttern.
Der große Unterschied zu Acts wie "U2" oder "Band Aid" sei die Herangehenseweise. Die Pet Shop Boys seien Ästheten, es gehe ihnen nicht darum, was, sondern wie sie etwas ausdrückten. Im Unterschied zum Rock arbeite der Pop mit Künstlichkeit, die den Pet Shop Boys die Freiheit gebe, künstlich sein zu können. Damit würden sie erstaunlich komplexe Gesellschaftsbilder zeichnen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Jan-Niklas Jäger: "Factually" - Pet Shop Boys in Theorie und Praxis
Ventil Verlag - 160 Seiten - 14€uro