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Fahrradmesse Eurobike
Zufriedenheit trotz Absatz-Rückgang

Leichte Absatz-Rückgänge meldet die Fahrrad-Branche, obwohl sie auf einen tollen Fahrrad-Sommer zurückblicken kann. Die Stimmung ist kurz vor dem Start der Messe Eurobike in Friedrichshafen trotzdem gut, denn der Umsatz ist weiter leicht gestiegen. Der Grund: Es werden mehr teure Räder und vor allem E-Bikes gekauft.

Von Thomas Wagner | 29.08.2017
    Das Fahrrad mit dem Namen "8cht" des Herstellers e-bike manufaktur steht am in der Messe in Friedrichshafen (Baden-Württemberg). Es wird mit einem Riemen angetrieben. Die Messe Eurobike dauert vom 30.08. bis 02.09.2017.
    E-Bikes und Lastenräder treiben weiter den Umsatz der Fahrradbranche (dpa / Felix Kästle)
    Das leise Klickern ist das eine, die große Haltbarkeit über viele Jahre hinweg das andere: Letztere nämlich ist ausschlaggebend dafür, dass im ersten Halbjahr 2017 mit einem exzellenten Fahrradfrühling und einem exzellenten Fahrradsommer weniger Bikes verkauft wurden als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum:
    "Insgesamt haben wir ungefähr zwei Prozent Rückgang. Das hat viele Gründe: Zum einen natürlich das E-Bike, das kannibalisiert im Fahrradbereich, das heißt, an Marktanteilen ständig dazu gewinnt. Und auf der anderen Seite haben wir einen Fahrradmarkt, der in den letzten Jahren eher zurückgegangen ist bei den konventionellen Fahrrädern. Das hat unserer Meinung nach viele Gründe: Längere Verweildauer der Produkte, hochgradige Fahrräder, demografische Entwicklung."
    So Sigfried Neuberger, Geschäftsführer des deutschen Zweirad-Industrieverbandes. Der ist weit davon entfernt, angesichts des leichten Rückgangs in einen Krisenmodus zu verfallen - im Gegenteil: Der Jahresumsatz aller deutschen Fahrradhändler lag 2016 bei 2,8 Milliarden Euro, so die Zahlen des Handelsverbandes Zweirad und damit leicht über dem Vorjahresumsatz, obwohl die Stückzahl der Räder leicht zurückging - nur ein scheinbarer Widerspruch: Denn der Durchschnittspreis der Fahrräder wird immer höher. Er liegt derzeit bei 642 Euro. Vor allem aber: Das Geschäft mit Fahrrädern mit elektrischen Hilfsmotor, den sogenannten E-Bikes, ist ein überaus schnell wachsendes Segment; der Zweirad-Industrieverband spricht hier von Zuwächsen von über zehn Prozent - und das hängt damit zusammen, dass E-Bikes nicht nur von älteren und sportlich nicht so fitten Zeitgenossen gekauft werden. Claus Fleischer, Chef bei Bosch e-Bike Systems:
    "Die Industrie hat es geschafft, die Zielgruppe zu verjüngen: Und mittlerweile ist das Lifestyle. Damit hat sich die Zielgruppe nicht nur verjüngt, sondern auch verbreitert."
    Der Trend zu E-Bikes geht weiter
    Und dieser Trend wird anhalten, glaubt Claus Fleischer: "Also in zehn Jahren schätze ich, dass die Hälfte aller verkauften Fahrräder ein E-Bike sein werden."
    Vorstellung eines zusammenklappbaren Lastenrades auf der Fahrradmesse Eurobike - ein Segment, das ebenfalls boomt, genauso wie Citybikes mit Elektrounterstützung für die Stadt, um von der Wohnung ins Geschäft und wieder zurückzukommen. Immer mehr vor allem jüngere Menschen, so Mario Silak von Klever Mobility in Köln, steigen vom Auto aufs E-Bike um:
    "Wir haben natürlich eine Zielgruppe im Auge: Umsteiger, die aus dem Premium-KFZ aussteigen wollen. Das Motiv könnte sein, dass es Regeln gibt, die es gar nicht mehr erlauben, mit den Fahrzeugen in die Innenstädte einzufahren. Zum Beispiel das Problem: Fahrverbote. Klar, können das sein. Letztendlich treibt uns jede negative Meldung aus der Automobilindustrie den Kunden mehr oder weniger zu."
    Das sieht auch Siegfried Neuberger vom Zweirad-Industrieverband so - und glaubt, dass nicht nur Pkw, sondern auch Lieferwagen zunehmend von Lastenrädern, sogenannten Cargobikes, verdrängt werden:
    "Paketdienste, Pizzaservice, Dienstleister in der Stadt - das sind riesige Potenziale, die wir zukünftig für das Cargo-Bike sehen."