Donnerstag, 28. März 2024

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Fall Ecclestone
Gericht stellt Prozess ein

Gegen Zahlung von 100 Millionen Dollar hat das Münchener Landgericht den Prozess gegen Bernie Ecclestone eingestellt. Der Betrag muss innerhalb einer Woche beim Gericht eingehen. Ecclestone kann nach Einstellung des Verfahrens Boss der Formel 1 bleiben.

05.08.2014
    Der Formel-1-Chef Bernie Ecclestone steht am 05.08.2014 in München (Bayern) im Landgericht München I vor Prozessbeginn im Verhandlungssaal.
    Das Münchener Landgericht hat den Prozess gegen Bernie Ecclestone eingestellt. (dpa / Peter Kneffel)
    Gegen die Rekordzahlung von 100 Millionen Dollar wird der Schmiergeldprozess am Münchener Landgericht gegen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone eingestellt. "Der zur Last liegende Vorwurf wurde in wesentlichen Teilen nicht erhärtet", erklärte der Vorsitzende Richter Peter Noll. Damit kann Ecclestone weiter Chef der Formel 1 bleiben, die er zu einem Milliardengeschäft aufgebaut hat und bis heute unangefochten beherrscht. Denn durch die Einstellung des Verfahrens ist der 83-Jährige offiziell unschuldig und nicht vorbestraft. Wäre Ecclestone verurteilt worden, hätte er seinen Job an der Spitze der Formel verloren.
    Geldauflage kein Problem für Ecclestone
    Der Staatsanwalt hatte der Einstellung mit Blick auf das hohe Alter Ecclestones, die lange Verfahrensdauer und andere mildernde Umstände zugestimmt. Die Geldauflage kann Ecclestone wohl problemlos stemmen. Der Brite gilt als einer der vermögendsten Männer Englands. 99 Millionen Dollar der Auflage fließen an die Staatskasse, eine Million geht an die Deutsche Kinderhospizstiftung.
    Ecclestones Anwalt Sven Thomas betonte, dass die Einstellung eines Strafprozesses ein ganz normaler Weg der Justiz sei: "Das ist kein Deal. Das hat mit Freikaufen nichts zu tun."
    Bestechung und Anstiftung zur Untreue
    Der Formel-1-Chef musste sich seit Ende April wegen Bestechung eines Amtsträgers und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall vor Gericht verantworten. Die Anklage warf ihm vor, dem ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld beim Besitzerwechsel der Formel 1 gezahlt zu haben. Im Gegenzug kassierte er von der BayernLB eine Beraterprovision von 41 Millionen Dollar für seine Arbeit beim Formel-1-Verkauf.
    Dass Ecclestone die Millionen an Gribkowsky gezahlt hat, stand von Anfang an fest. Im Prozess ging es vor allem um die Frage, wofür die Millionen flossen und ob Ecclestone wusste, dass die BayernLB eine staatliche Bank ist und Gribkowsky somit ein Amtsträger. Auch die Gründe für die Zahlung an Gribkowsky ließen sich nicht ganz aufklären: Während Gribkowsky die Zahlung als Bestechung schilderte, stellte sich Ecclestone als Opfer einer Bedrohung durch den Banker dar. Um seine Ruhe zu haben, habe er dem Banker das Geld überwiesen. Mehrere Zeugen hatten zudem Zweifel an der Glaubwürdigkeit Gribkowskys genährt, der vor zwei Jahren bereits wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden war. In Gribkowskys Fall wäre eine Einstellung des Strafprozesses schon allein wegen der Höhe der hinterzogenen Steuern nicht möglich gewesen.
    (tzi/dk)