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Fanproteste gegen Hopp
Eskalation statt Kommunikation

Um Dietmar Hopp gehe es nur noch vordergründig, sagt Dlf-Sportredakteur Maximilian Rieger zum Konflikt zwischen Fans und Fußballfunktionären. Schiedsrichter hatten wegen Anfeindungen gegen Hopp mehrere Spiele unterbrochen. Das Ziel des DFB könnten kritikfreie Stadien sein.

Maximilian Rieger im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Man sieht das Spielfeld im Stadion der TSG Hoffenheim. Im Hintergrund haben BVB-Fans ein großes Banner mit dem Konterfei von Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp mit einem Fadenkreuz entrollt.
BVB-Plakat beim Spiel in Hoffenheim - BVB-Fans werden künftig keine Auswärtsspiele bei der TSG mehr ansehen dürfen (imago sportfotodienst)
"An diesem Wochenende brechen glaube ich ganz viele alte Konflikte zwischen den Ultras und dem DFB und der Deutschen Fußball Liga DFL auf", fasst Maximilian Rieger die Situation im deutschen Profifußball zusammen. "Um Dietmar Hopp geht es nur noch vordergründig." Fangruppen mehrerer Vereine hatten erneut den Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp angegriffen - mit Bannern und Gesängen. Daraufhin wurden mehrere Spiele mehrfach unterbrochen, beim Spiel Hoffenheim-Bayern München spielten sich die Spieler beider Mannschaften am Ende nur noch gegenseitig den Ball zu.
Die Fronten zwischen Fans und Verantwortlichen scheinen sehr verhärtet. "Mich erinnert das ganze an die Debatte um Pyrotechnik: Da hat es vor einigen Jahren auch einen Dialog zwischen dem DFB und den organisierten Fans gegeben, wo den Fans auch Hoffnung auf Pyro gemacht wurde, bis der DFB dann auf einmal öffentlich Pyro ein für alle Mal verboten hat. Das hat das wenige Vertrauen zwischen Fans und DFB zerstört und in der Folge hat es viel mehr Pyro in den Stadien gegeben."
Dietmar Hopp, der Mäzen der TSG Hoffenheim
Dietmar Hopp, der Mäzen der TSG Hoffenheim (Uwe Anspach/dpa)
Die Aktionen der Fans waren offenkundig koordiniert. Aber auch die Funktionäre wussten offenbar im Vorfeld, dass Protest kommen würde, erklärt Rieger: "Und da ist bemerkenswert, dass man so öffentlichkeitswirksam die Konfrontation gesucht hat und zum ersten Mal die zweite Stufe der FIFA 3-Stufen Regel erreicht – die eigentlich gegen diskrimierende Aussagen genutzt werden soll und nicht gegen Beleidigungen." Wie bei der Diskussion um die Pyrotechnik hätten DFB und DFL nicht die Kommunikation, sondern die Eskalation gesucht.
Das Ziel von beiden Organisationen könnte eine tiefgreifende Änderung der Fankultur sein. "Wenn man wirklich bei jeder Beleidigung den 3 Stufen-Plan anwenden möchte, dann werden viele Spiele unterbrochen werden." Mittlerweile seien auch Spiele unterbrochen worden, obwohl auf Bannern weder Drohungen noch Beleidigungen zu lesen waren. "Wenn das der Maßstab ist, dann wollen DFB und DFL nicht nur beleidigungsfreie Stadien, sondern kritikfreie Stadien."
Interessant wird für Rieger nun die Frage, ob die Fans während der kommende Spiele mit Beleidigungen und Diffamierungen arbeiten oder kreativen, juristisch nicht angreifbaren Protest wählen. Und, wie die Offiziellen dann reagieren. "Der DFB hat die Messlatte nun sehr niedrig gelegt und ich bin wirklich gespannt, ob man es tatsächlich durchzieht und dann Spiele abbricht. Das werden auf jeden Fall entscheidende Wochen für das Verhältnis von DFB und Fans."