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FIFA-Korruptionsskandal
FBI ermittelt offenbar gegen Blatter

Was ist der wirkliche Grund für den Rücktritt von FIFA-Chef Sepp Blatter? Medienberichten zufolge könnte es der juristische Druck gewesen sein. Denn nach Informationen des Senders ABC und der "New York Times" wird in dem Korruptionsskandal nun auch gegen den Schweizer selbst ermittelt.

Von Marcus Pindur, Washington | 03.06.2015
    Das Namensschild von Joseph Blatter steht auf einem Tisch vor einem verlassenen Lederstuhl.
    Die FIFA sucht einen Nachfolger für ihren Chef Joseph Blatter. (pa/dpa)
    Das amerikanische Justizministerium und die New Yorker Staatsanwaltschaft wollten auf Anfrage keine Auskunft geben. Ob gegen Sepp Blatter Ermittlungen laufen, ist deshalb noch unklar.
    Der amerikanische Fernsehsender ABC berichtet unter Berufung auf Insider, dass Blatter zwar noch nicht unter Anklage stehe, dass aber Ermittlungen gegen ihn liefen. ABC zitiert die Quelle mit den Worten: Das FBI führe die Untersuchung wie eine Ermittlung im Bereich der organisierten Kriminalität. Jetzt, da die vor einer Woche angeklagten 14 Fifa-Offiziellen und Sportmanager nach einem Weg suchen würden, die eigene Haut zu retten, werde es wahrscheinlich nicht lange dauern, bis einer von ihnen gegen Blatter aussagen werde. Das hält auch der amerikanische Sportanwalt Brian Socolow für möglich.
    Übten Sponsoren Druck aus?
    "Es könnte sein, dass amerikanische Ermittler auf Blatter zugekommen sind und ihm gesagt haben, dass sie belastende Informationen haben, die eine direkte Tatbeteiligung Blatters belegten. Es kann aber auch sein, dass Sponsoren Druck ausgeübt haben und gesagt haben: Sepp, es ist Zeit zu gehen, wir wollen nicht, dass unsere Marken beschädigt werden."
    FIFA-Präsident Sepp Blatter am 29. Mai 2015 in Zürich
    Die Ermittlungen gegen Blatter sind noch nicht offiziell bestätigt. (dpa / picture alliance / Walter Bieri)
    Einer der größeren amerikanischen Sponsoren ist Coca-Cola. Der Konzern ist mit 30 Millionen Dollar ein wichtiger Geldgeber des Weltfußballverbandes. Die Nachricht von Blatters Rücktritt sei ein positiver Schritt für den Fußball und seine Fans, hieß es in einer schriftlichen Erklärung aus der Konzernzentrale in Atlanta. Man erwarte, dass die Fifa alles tue, um die Vorkommnisse aufzuklären und Vertrauen zurückzugewinnen. Andere Großsponsoren haben sich noch nicht geäußert. Einzig das Kreditkarten-Unternehmen Visa hatte bereits vor einigen Tagen angekündigt, sein Engagement überdenken zu wollen.
    Der Sportanwalt Socolow hält es auch für denkbar, dass Blatter dabei ist, günstigere juristische Konditionen auszuhandeln.
    "Es kommt des Öfteren in solchen Korruptionsermittlungen vor, dass die Strafverfolger den Rücktritt des betreffenden Amtsträgers fordern, als Teil eines Deals zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Wir wissen das aber in diesem Fall nicht genau."
    Generalsekretär Valcke im Fokus
    Viel Spekulation also, auch darüber, aus welcher Richtung die Ermittlungen Blatter näher gekommen sein könnten. Einer anderen anonymen Quelle der Nachrichtenagentur Reuters zufolge ist Blatters Generalsekretär Jerome Valcke in den Fokus der Ermittlungen geraten. Im Zusammenhang der Vergabe der Weltmeisterschaft 2010 nach Südafrika soll er Millionenzahlungen an den festgenommenen Stellvertreter Blatters, Jack Warner abgewickelt haben.
    Der kanadische Fußball-Journalist Declan Hill vermutet, dass Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke deswegen auch seinen Besuch bei der Frauen-Fußball-WM in Kanada abgesagt hat. Sie beginnt am kommenden Samstag.
    "Er sagt, er habe wichtige Geschäfte und sei deswegen verhindert. Es könnte jedoch sein, dass etwas anderes dahinter steckt. Kanada hat nämlich eine exzellente Auslieferungsvereinbarung mit den USA. Wenn die amerikanischen Behörden jemanden festgenommen haben wollen, dann tut das die kanadische Polizei in der Regel sofort und liefert ihn auch sofort aus."