"Infolge von Verspätung des Swissair-Flugzeugs verzögert sich der Abflug in Rom bis nach Mitternacht. Wegen Belagerung des Flugzeuges durch eine große Zahl von Reportern wagen es offenbar die amerikanischen Betreuer nicht, Svetlana einsteigen zu lassen," notierte ein eidgenössischer Beamter in einem geheimen Bericht über den "Verlauf des Aufenthalts von Swetlana Allilujewa in der Schweiz".
"Die Amerikaner entschließen sich, ein Flugzeug der Alitalia zu chartern, das am 11. März
6 Uhr früh, lediglich mit Swetlana und einem amerikanischen Begleiter an Bord, Rom unbemerkt Richtung Genf verlässt."
Die "abenteuerlichen Sicherheitsmaßnahmen", die der Schweizer Beamte in seinem Dossier beschrieb, galten Stalins Tochter Swetlana Allilujewa. Jahre nach dem Tod ihres Vaters durfte sie im März 1967 die Sowjetunion verlassen, um die Asche ihres verstorbenen indischen Lebenspartners in den Ganges zu streuen. Sie nutzte die Gelegenheit, um im Westen zu bleiben, ein Vorgang, der weltweit Aufsehen erregte.
6 Uhr früh, lediglich mit Swetlana und einem amerikanischen Begleiter an Bord, Rom unbemerkt Richtung Genf verlässt."
Die "abenteuerlichen Sicherheitsmaßnahmen", die der Schweizer Beamte in seinem Dossier beschrieb, galten Stalins Tochter Swetlana Allilujewa. Jahre nach dem Tod ihres Vaters durfte sie im März 1967 die Sowjetunion verlassen, um die Asche ihres verstorbenen indischen Lebenspartners in den Ganges zu streuen. Sie nutzte die Gelegenheit, um im Westen zu bleiben, ein Vorgang, der weltweit Aufsehen erregte.
Dramatischer Einschnitt: Tod der Mutter
Swetlana, 1926 in Moskau geboren, war das jüngste Kind und die einzige Tochter des Diktators Josef Stalin. Wie die meisten Kinder der sowjetischen Führungsschicht wuchs sie behütet auf, doch dann starb ihre Mutter, vermutlich beging sie Selbstmord, ein dramatischer Einschnitt:
"Für uns Kinder ging wirklich eine Epoche zu Ende, als sie starb. Ich war sechseinhalb, mein Bruder elfeinhalb, und er litt sicherlich noch mehr darunter als ich. Alles änderte sich für uns."
Die Privatlehrer wurden entlassen, sie ging auf eine öffentliche Schule, die vertrauten Onkel und Tanten verbannte Stalin aus ihrem Leben. Gleichwohl war Swetlana sein Lieblingskind, sein "kleiner Spatz", den er - zumindest auf veröffentlichten Fotos - auf Armen trägt und zärtlich küsst.
"Für uns Kinder ging wirklich eine Epoche zu Ende, als sie starb. Ich war sechseinhalb, mein Bruder elfeinhalb, und er litt sicherlich noch mehr darunter als ich. Alles änderte sich für uns."
Die Privatlehrer wurden entlassen, sie ging auf eine öffentliche Schule, die vertrauten Onkel und Tanten verbannte Stalin aus ihrem Leben. Gleichwohl war Swetlana sein Lieblingskind, sein "kleiner Spatz", den er - zumindest auf veröffentlichten Fotos - auf Armen trägt und zärtlich küsst.
Währenddessen ließ Stalin in den 1930er-Jahren Millionen Sowjetbürger als angebliche Staatsfeinde ermorden oder in die Lager des Gulag sperren. Als die Tochter später davon erfuhr, war sie hin- und hergerissen zwischen der Liebe zum Vater und der rücksichtslosen Brutalität des Diktators.
"Es war derselbe Mensch, der grausam gegenüber seiner Familie sein konnte, der keine Gnade für seine politischen Gegner kannte, und der gleichzeitig gütig mit seinem Kind, seinem Liebling umgehen konnte."
1953 starb Stalin, und Swetlana nahm den Namen ihrer Mutter an. Drei Jahre später machte der neue KP-Chef Nikita Chruschtschow die schlimmsten Verbrechen Stalins publik. Doch Swetlana Allilujewa wehrte sich dagegen, ihren Vater als allein Verantwortlichen hinzustellen.
"Wenn jemand für diese schrecklichen Dinge verantwortlich ist, für Mord und Unrecht, dann war und sind es die Partei, das Regime und die Ideologie."
"Es war derselbe Mensch, der grausam gegenüber seiner Familie sein konnte, der keine Gnade für seine politischen Gegner kannte, und der gleichzeitig gütig mit seinem Kind, seinem Liebling umgehen konnte."
1953 starb Stalin, und Swetlana nahm den Namen ihrer Mutter an. Drei Jahre später machte der neue KP-Chef Nikita Chruschtschow die schlimmsten Verbrechen Stalins publik. Doch Swetlana Allilujewa wehrte sich dagegen, ihren Vater als allein Verantwortlichen hinzustellen.
"Wenn jemand für diese schrecklichen Dinge verantwortlich ist, für Mord und Unrecht, dann war und sind es die Partei, das Regime und die Ideologie."
1984 kehrte sie in die Sowjetunion zurück
Mitten im Kalten Krieg ging Swetlana Allilujewa im März 1967 außer Landes. Sie ließ ihre beiden Kinder in der Sowjetunion zurück und beantragte politisches Asyl in der amerikanischen Botschaft in Neu-Delhi. Eine prominente Überläuferin war im Westen höchst willkommen, doch um unnötige diplomatische Verwicklungen zu vermeiden, schickten die Amerikaner sie zunächst über Rom in die Schweiz, wo sie unter falschem Namen mehrere Wochen in Klöstern lebte, bevor sie in die USA weiterflog.
"The woman once known as the ‘little princess of the Kremlin’ arrives in America from Switzerland. Swetlana, the 42 year old daughter of Soviet dictator Josef Stalin sought asylum here.”
Swetlana Allilujewa veröffentlichte ihre Memoiren, von manchen übertrieben als Buch des Jahrhunderts gefeiert. Sie verdiente Millionen mit dem Weltbestseller, wurde im Exil aber nicht glücklich und kehrte 1984 in die Sowjetunion zurück, um bald ihrer Heimat erneut den Rücken zu kehren und in England und den USA unter ihrem neuen Namen Lana Peters zu leben. Die viermal verheiratete Frau und Mutter von drei Kindern war eine ewig getriebene, innerlich zerrissene Persönlichkeit. 2011 starb sie im Alter von 85 Jahren in Wisconsin. Kurz vor ihrem Tod erklärte sie in einem Interview:
"Egal wo ich hingehe - nach Indien, in die Schweiz, in die USA, wo auch immer. Ich werde immer eine politische Gefangene des Namens meines Vaters sein."
"The woman once known as the ‘little princess of the Kremlin’ arrives in America from Switzerland. Swetlana, the 42 year old daughter of Soviet dictator Josef Stalin sought asylum here.”
Swetlana Allilujewa veröffentlichte ihre Memoiren, von manchen übertrieben als Buch des Jahrhunderts gefeiert. Sie verdiente Millionen mit dem Weltbestseller, wurde im Exil aber nicht glücklich und kehrte 1984 in die Sowjetunion zurück, um bald ihrer Heimat erneut den Rücken zu kehren und in England und den USA unter ihrem neuen Namen Lana Peters zu leben. Die viermal verheiratete Frau und Mutter von drei Kindern war eine ewig getriebene, innerlich zerrissene Persönlichkeit. 2011 starb sie im Alter von 85 Jahren in Wisconsin. Kurz vor ihrem Tod erklärte sie in einem Interview:
"Egal wo ich hingehe - nach Indien, in die Schweiz, in die USA, wo auch immer. Ich werde immer eine politische Gefangene des Namens meines Vaters sein."