Mittwoch, 08. Mai 2024

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Flüchtlinge im Mittelmeer
"Wir rechnen mit mehr Toten"

Das baldige Ende der Flüchtlings-Rettungsaktion Mare Nostrum zeige, dass es sich bei der Aktion um eine Ausnahme gehandelt habe, sagte Judith Gleitze von der Menschenrechtsorganisation borderline-europe im Deutschlandfunk. Angesichts der großen Flüchtlingsströme sei die Entscheidung aber eine Katastrophe.

Judith Gleitze im Gespräch mit Christiane Kaess | 01.11.2014
    Auf einem Boot sind Flüchtlinge dicht gedrängt.
    Diese Flüchtlinge wurden im Rahmen der italienischen Militär-Operation Mare Nostrum gerettet. (picture alliance / dpa - Giuseppe Lami)
    Von 150.000 Flüchtlingen seien 100.000 von der Marine im Rahmen von Mare Nostrum aufgenommen worden, erklärte Judith Gleitze von der Menschenrechtsorganisation borderline-europe im Deutschlandfunk. Mit dem baldigen Ende der Rettungsaktion seien deshalb in Zukunft wieder mehr Tote zu befürchten.
    Die Flüchtlingskatastrophe von Lampedusa sei vergessen, die Krokodilstränen getrocknet. Die Sprüche von Politikern und anderen Verantwortlichen seien immer gleich: Man müsse etwas tun, doch es tue sich nichts, sagte Gleitze. Im EU-Vergleich stehe Deutschland nur an siebter Stelle der Aufnahmeländer. Es werde nicht sinnvoll geplant und geeignete Aufnahmestrukturen geschaffen. Das löse in der Bevölkerung Panik aus. Gleichwohl könne man mit einer besseren Organisation ganz anders reagieren. Dafür sei aber unabdingbar, die Augen nicht länger vor den Tatsachen zu verschließen.
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