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Flüchtlingshelfer in Sachsen
Feiern? Nein, danke.

Diesen Termin hat er sich vermutlich anders vorgestellt: Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat freiwillige Flüchtlingshelfer zu einer Dankesfeier nach Dresden eingeladen. Nach den Vorfällen in Clausnitz und Bautzen ist vielen allerdings nicht zum Feiern zumute. Es hagelte Absagen. Und schon jetzt ist klar: bei der Feier heute wird es nicht nur Dankesworte geben.

Von Ronald Menn | 26.02.2016
    Der sächsische Ministerprässident Stanislaw Tillich (CDU)
    Die sächsische Landesregierung hatte vergangene Woche bekannt gegeben, dass es in diesem Jahr statt eines Neujahrsempfangs eine Dankeschön-Party für alle Flüchtlingshelfer geben wird. Da waren die Bilder aus Bautzen und Clausnitz noch frisch: eine brennenden Asylunterkunft mit johlenden Schaulustigen, ein Bus mit verängstigten Flüchtlingen, blockiert von einem pöbelnden Mob.
    Schon kurz nach der offiziellen Einladung durch die Landesregierung hagelte es Absagen. Das hat auch die Staatskanzlei einräumen müssen:
    Der Vorwurf Richtung Landesregierung: die Politik tue zu wenig gegen Fremdenhass und Gewalt in Sachsen, der Ministerpräsident beziehe keine klare Stellung
    Keine heile Welt vortäuschen
    Gegen die Veranstaltung hat die Dresdner Gruppe "Gepida" Protest angekündigt. Sie spricht von einer "verlogenen Veranstaltung" und rief zum Boykott der Party auf. Das Netzwerk "Dresden für alle" geht einen anderen Weg. Die Veranstaltung soll genutzt werden, um dem Ministerpräsidenten einen Offenen Brief zu überreichen, wie es auf der Facebook-Seite der Gruppe heißt. Dort wurde der Offene Brief bereits veröffentlicht.
    Dort heißt es unter anderem: "Die Dankesveranstaltung ist ein Signal der Wertschätzung. Ein echtes Zeichen der Wertschätzung unserer Arbeit wären aber ernst gemeinte politische Aktivitäten auf verschiedenen Ebenen." Tillich selbst wird aufgefordert: "Treten Sie politischen Hetzern wie der AfD oder Politikern aus ihrer eigenen Partei entschieden entgegen".
    Nach Informationen des Journalisten Matthias Meisner wurde der Offene Brief bisher von mehr als 600 Menschen in ganz Sachsen unterschrieben. Nach seinen Angaben wird sich der Ministerpräsident dem Protest heute stellen und auch eine Stellungnahme zu dem Offenen Brief abgeben.