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Frankreich
Behörden verhindern offenbar Anschlag

Die französischen Behörden haben nach Angaben der Regierung Anschläge gegen Militäreinrichtungen vereitelt. Vier Verdächtige seien festgenommen worden. Ihr Anführer habe Kontakt zu inhaftierten Dschihadisten gehabt. Die vier Männer planten offenbar, einen hochrangigen Soldaten zu enthaupten.

Von Christiane Kaess |
    Zwei Polizisten stehen vor der Gasfabrik in Saint-Quentin-Fallavier.
    Frankreich war zuletzt Ziel mehrerer Anschläge. (picture alliance/dpa/Sebastien Nogier)
    Die Festgenommenen sollen einen makaberen Plan gehabt haben: Sie wollten offenbar eine Militärbasis im Südwesten Frankreichs stürmen und vor laufender Kamera einen hochrangigen Soldaten enthaupten. Allerdings wurden bei den Verdächtigen keine Waffen gefunden. Der geplante Anschlag sei erst im Stadium eines "Projektes" gewesen - wie französische Medien es formulieren.
    Der Hauptverdächtige, ein 17-Jähriger, war über die sozialen Netzwerke aufgefallen. Und weil er Kontakte zu in Frankreich inhaftierten Dschihadisten hatte. Außerdem - so heißt es - wollte er nach Syrien ausreisen.
    Das Militär als Ziel
    Auch ein ehemaliger Soldat der Marine wurde festgenommen. Der 23-Jährige soll zu der Gruppe, die den Anschlag plante, gehören. Über einen weiteren mutmaßlichen Verbündeten, einen 19-Jährigen, den die Sicherheitskräfte verhafteten, ist wenig bekannt. Der jüngste mutmaßliche Komplize, ein 16-Jähriger, wurde nach dem Verhör wieder frei gelassen, während die anderen in Polizeigewahrsam blieben. Das Anschlagsziel überrascht nicht, meint Sébastien Pietrasanta, Abgeordneter der Sozialisten und deren Terrorismus-Experte.
    "Alle Symbole der Republik, diejenigen, die eine Uniform tragen - die Armee, die Polizei, die Gendarmerie, sie sind Anschlags- Ziele. Und es ist vor allem das Militär, auf das gezielt wird."
    Und das nicht zum ersten Mal. Bereits 2012 wurden drei Soldaten von dem Terroristen Mohammed Merah getötet. In einem anderen Zusammenhang enthauptete im Juni ein radikaler Muslim seinen Chef in einem Gaslager am Rande von Lyon. Obwohl alles auf einen terroristischen Hintergrund hindeutete, bestritt der Täter, dass er seinen Vorgesetzten aus islamistischen Gründen getötet habe. Der dabei auch geplante Anschlag auf die Fabrik konnte verhindert werden.
    Anschlag für das Jahr 2016 geplant
    Die vier nun Verhafteten wurden bereits am Montag festgenommen - an verschiedenen Orten - im Département Bouches-du-Rhône im Süden Frankreichs und im nördlichen Département Yvelines westlich von Paris. Zwischen Dezember dieses Jahres und Januar 2016 sollte der Anschlag stattfinden. Genannt wurde auch der 7. Januar als Jahrestag der Attentate auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo". Innenminister Bernard Cazeneuve zog gestern Abend, als er die Festnahmen bekannt gab, eine erste Bilanz des Kampfes gegen den Terrorismus:
    "Wir haben bereits 40 Ausweisungen vorgenommen von Hasspredigern, darunter selbst ernannte Preudo-Imame. Und wir werden weiter handeln mit allen verfügbaren Mitteln der Polizei mit der größten Entschlossenheit und der größten Standhaftigkeit."
    In letzter Zeit wurden in Frankreich immer wieder Attentate vereitelt. Im April sprach Premierminister Manuel Valls von fünf Anschlägen, die in den vergangenen Monaten verhindert werden konnten. Darunter einer, der mutmaßlich von einem Islamisten auf eine Kirche in einem Vorort von Paris geplant war. In Frankreich sollen sich etwa 1.850 Radikalisierte aus dem Milieu der Dschihadisten aufhalten. Etwa 500 Islamisten aus Frankreich sollen nach Syrien oder in den Irak ausgereist sein. Mit mehr als 100 Verboten, das Land zu verlassen, versuchte die Regierung bisher auf Grundlage des Antiterrorismus-Gesetzes weitere Ausreisen von möglichen Dschihadisten zu verhindern.