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Frankreich
Macron verbreitet Hoffnung und Zuversicht

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat in seiner traditionellen Neujahrsansprache Hoffnung auf ein gestärktes Herausgehen aus der Coronakrise im neuen Jahr gemacht. Das Jahr 2020 sei schwierig gewesen und habe an die Schwächen erinnert, aber man werde geeinter aus der Krise gehen.

Von Christiane Kaess |
Die französische Polizei kontrolliert die Ausgangssperre an Silvester 2020 in Paris.
Die französische Polizei kontrollierte die Ausgangssperre an Silvester 2020 in Paris (imago / PanoramiC)
Verlassene Straßen und 100.000 Polizisten im Einsatz, die die Ausgangssperre überwachten. Die Silvesternacht in Frankreich ist weitgehend ruhig verlaufen. Allerdings lösten die Sicherheitskräfte mehrere illegale Feiern auf. Eine Rave-Party mit mehr als 2.000 Teilnehmern in der Bretagne konnte im Laufe des 1. Januars immer noch nicht gestoppt werden. Am Abend vor dem Jahreswechsel hatte Präsident Macron in seiner Neujahrsansprache versucht, Hoffnung und Zuversicht für das neue Jahr zu verbreiten.
"Unsere Nation hat dieses Jahr mit dermaßen Einigkeit und Widerstandsfähigkeit durchgestanden. Nichts kann sich ihr widersetzen. Für sie ist alles möglich im Jahr 2021."

Zwischen Pandemie und Terroranschlägen

Anstatt sich wie in der Vergangenheit als Reformer zu präsentieren, der den Franzosen viel abverlangt, verwendete Macron einen langen Teil seiner Ansprache dazu, seinen Landsleuten für ihren Gemeinsinn zu danken. Dabei listete er eine Reihe von Alltagsgeschichten über Frauen und Männer in seinem Land auf, die er mit Vornamen nannte, und kurz wiedergab, wie diese mit der Pandemie oder Terroranschlägen zurechtkamen.

Jeder Franzose wird sich impfen lassen können

Die 24-jährige Marie-Corentine nannte der Präsident unter anderen. Die frisch diplomierte Krankenschwester war im letzten Frühjahr auf dem Höhepunkt der Pandemie dem Personal auf einer überlasteten Intensivstation zu Hilfe geeilt. Zuletzt kam Kritik aus der Opposition sowie von Wissenschaftlern, dass Frankreich seit dem Start der Impfkampagne gegen das Coronavirus viel zu langsam vorankommt. Dem trat Macron entschlossen entgegen.
Er werde niemanden die Sicherheit und die guten Bedingungen der Impfungen verspielen lassen, versicherte der Präsident, weitere unbegründete Verzögerungen werde er nicht zulassen und er versprach: "Chaque Français qui le souhaite doit se faire vacciner." Jeder Franzose, der möchte, wird sich impfen lassen können.
Der Präsident der Französischen Republik, Emmanuel Macron, präsentiert dem französischen Volk seine Wünsche für das Jahr 2021 während einer Fernsehrede aus dem Élysée-Palast.
Präsident Macron versuchte in seiner Neujahrsansprache, Hoffnung und Zuversicht für das neue Jahr zu verbreiten (imago / Hans Lucas)
Kurz vor der Neujahrsansprache hatte Gesundheitsminister Olivier Véran bereits angekündigt, die Impfungen zu beschleunigen. Ab Montag ist nun neben alten Menschen auch Pflegepersonal über 50 an der Reihe. Nur kurz bilanzierte Macron in seiner Rede seine politische Agenda des vergangenen Jahres mit Maßnahmen wie Steuersenkungen und Investitionen im Gesundheitswesen.

Brexit: Macron schreibt Frankreich Führungsrolle zu

Ebenso knapp fiel der Blick voraus aus - auf Großbaustellen wie den ökologischen Wandel. Nach dem Brexit ist Macron ein vereintes Europa umso wichtiger. Frankreich schreibt er dabei eine Führungsrolle zu: "Wir konnten Deutschland und dann andere Mitglieder der Europäischen Union davon überzeugen, einen einzigartigen und massiven Aufbauplan zu erarbeiten."

Kritik: Präsident weit weg vom Alltag der Franzosen

Die Kritik der Opposition lies nicht lang auf sich warten: Keine konkreten Ankündigungen und der Präsident scheint weit weg vom Alltag der Franzosen zu sein – so das Echo. Macron hatte in seiner Rede insbesondre junge Menschen angesprochen. Ihnen sei in der Pandemie viel abverlangt worden. Die gestalteten den Silvester-Abend ganz unterschiedlich.
In einer kleinen Wohnung stießen Leonie und Corentin mit drei weiteren Freunden auf das neue Jahr an. Alle vorbildlich mit Abstand und Maske. Aber es gibt auch andere: Für den jungen Dylan und seine Freude, die alle um die 20 sind, stand schon bei der Planung des Abends fest:
"Ich feiere erst bei meinen Eltern. Danach ziehen wir um die Häuser, treffen Freunde, wir feiern ein bisschen überall. Für uns hat die Ausgangssperre nie so richtig existiert. Wir haben die nicht wirklich respektiert. Unsere Gewohnheiten haben sich überhaupt nicht verändert."
Mitte Januar wird sich zeigen, ob Frankreich die Pandemie trotz der Festtage im Griff hat.