Mittwoch, 24. April 2024

Frauen-Fußball-WM
Australien freut sich auf ein Fußballfest

32 Mannschaften, zehn Stadien, Public Viewing: Australien fiebert der Frauen-WM in ein paar Wochen entgegen. Das Turnier soll die größte Frauen-Fußball-WM aller Zeiten werden. Für die gebeutelte Tourismusindustrie kommt die WM wie gerufen.

Von Andreas Stummer | 01.05.2023
Chris Minns (li.), der Premierminister des australischen Bundestaats New South Wales und die ehemalige australische Fußballnationalspielerin Sarah Walsh
Der Countdown läuft: In weniger als drei Monaten startet die Frauen-Fußball in Australien und Neuseeland. Für die Australier könnte das Turnier schon jetzt beginnen. (IMAGO / Bianchi de Marchi)
Das WM-Thema tönt in allen Sportnachrichten, in den Parks wird schon mit dem offiziellen WM-Ball gebolzt und ganz Australien zeigt Flagge: in den Fußgängerzonen der Austragungsorte flattern die Fahnen der Teilnehmerländer. Eigentlich sind es noch über 80 Tage bis zur Eröffnung, aber die Weltmeisterschaft könnte schon morgen angepfiffen werden.
"Bisher haben Fans aus 148 Ländern Tickets gekauft. Wir freuen uns auf sie alle", sagt David Beeche, der Chef des australischen WM-Organisationskomitees. "Die Stadien sind bereit, die Trainingsanlagen, und wir sind bereit die größte Frauen-Fußball-WM auszurichten, die es je gab."

Schon 800.000 WM-Tickets wurden verkauft

32 Mannschaften, zwei Gastgeber, zehn Stadien – alle Fußball- und Rugbyerprobt. In Melbourne und Brisbane wurden die Kabinentrakte erneuert, in Adelaide noch Tribünen erweitert. Bei der letzten WM in Frankreich wurden 1,1 Millionen Tickets verkauft, in Australien sind es jetzt schon um die 800.000. Für die Gruppenspiele der australischen Matildas und die Endrunde gibt es so gut wie keine Karten mehr, die WM-Trikots des Heimteams sind ein Renner.
"Ich bin so aufgeregt", gesteht ein Fan in Sydney, "das ist das größte Sportrereignis, das ich im eigenen Land live miterleben kann. Für uns Zuschauer wird das ein tolles Erlebnis, das wir nie vergessen werden. Direkt vor unserer Haustür."

Nach Corona lechzt die Tourismusindustrie nach Einnahmen

In allen größeren Städten wird es Livesites und Public Viewing mit Großleinwänden geben, die Pubs wollen durchgehend geöffnet bleiben. Zweieinhalb Jahre, bis Ende 2022, waren die australischen Grenzen wegen Corona geschlossen. Für die gebeutelte Tourismusindustrie kommt die WM wie gerufen.
"Es ist phantastisch. Zehntausende Fans werden kommen. Das ist genau das, was unsere Wirtschaft jetzt braucht", freut sich Hotelier Frank Hobbs in Sydney, "und eine Fußball-WM im eigenen Land wird viele unserer jungen Spielerinnen inspirieren vielleicht später auch einmal Australien zu vertreten."

Die WM könnte einen Boom im australischen Frauenfußball bedeuten

Fußball ist schon jetzt der, mit Abstand, beliebteste weibliche Breitensport in Australien. Auch wegen Sam Kerr, Ellie Carpenter, Caitlin Foord & Co. Die besten Nationalspielerinnen kicken in Europa, in Frankreich oder in der englischen Frauen-Premier League. Jetzt spielen die Matildas vor eigenem Publikum, die Erwartungen sind groß. "Das ganze Land stand wie ein Mann hinter den Socceroos bei der WM in Katar", meint Sarah Walsh vom australischen Fußballverband. Für sie ist die Weltmeisterschaft im eigenen Land ein Steilpaß für den australischen Frauenfußball. 
"Ich hoffe wir können das Momentum der WM mitnehmen. Vereine in ganz Australien dürfen sich auf einen Ansturm von Mädchen und Frauen gefasst machen. Ich bin fest davon überzeugt, daß diese WM den Frauensport in Australien verändern wird."

Einen saudischen Sponsor konnten die Gastgeber erfolgreich verhindern

Der Slogan der WM ist "Beyond Greatness – Jenseits von Größe". Das Turnier solle nicht nur das Können der Spielerinnen zeigen, sondern auch das weltweite Potential des Frauenfußballs. Wie ernst die Gastgeber das meinen, zeigte der Protest der Organisatoren gegen die Tourismusbehörde Saudi-Arabiens als einen der Sponsoren des Turniers.
Sie protestierten gegenüber der FIFA, es sei unmoralisch, einem Land, das Frauen- und Minderheitenrechte nicht respektiere, die Bühne einer Weltmeisterschaft zu bieten. Am Ende gab die FIFA klein bei, der Deal mit den Saudis kam nicht zustande. "Die Politik gehört ins Abseits", findet Sarai Berman, die Frauenfußballdirektorin der FIFA. Die WM in Australien und Neuseeland werde zeigen, dass der internationale Sportsgeist noch kein Schreckgespenst geworden sei.
“Über die Olympischen Spiele von Sydney sprechen die Menschen heute noch. Die WM wird ein ähnliches Sportfest werden. Wer nicht dabei war, live in den Stadien oder zuhause, der wird es hinterher bereuen. Denn diese WM wird großartig."