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Früherer IAAF-Präsident
Prozess gegen Diack hat begonnen

Lamine Diack, der ehemalige Präsident des Leichtathletik-Weltverbands, steht in Paris vor Gericht. Am Mittwoch soll er aussagen. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, während seiner Amtszeit Bestechungsgelder erpresst zu haben, um positive Dopingtests zu vertuschen.

Von Jürgen König | 08.06.2020
Der frühere IAAF-Präsident Lamine Diack am Gericht in Paris (13. Januar 2020).
Der frühere IAAF-Präsident Lamine Diack am Gericht in Paris (13. Januar 2020). (www.imago-images.de)
Eine erste Hürde wurde heute gleich zu Beginn genommen: den Antrag auf eine erneute Vertagung des Verfahrens lehnten die Richter ab. Im Januar hatte der Prozessbeginn wegen Verfahrensfehlern verschoben werden müssen; nun argumentierte die Verteidigung, zwei Anwälte des Mitangeklagten Papa Massata Diack, Sohn des Hauptangeklagten Lamine Diack, könnten wegen der Corona-Pandemie derzeit nicht nach Frankreich einreisen – die Richter aber erkannten diese Begründung für eine erneute Vertagung nicht an.
Diack soll positive Dopingtests vertuscht und Bestechungsgelder erpresst haben
So kann der mit großer Spannung erwartete Prozess nun tatsächlich beginnen. Der Senegalese Lamine Diack war von 1999 bis 2015 Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes: die französische Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, die positiven Dopingtests von 23 russischen Athleten vertuscht zu haben - gegen Bestechungsgelder von insgesamt 3,45 Millionen Euro: die die Athleten zahlten, um bei den Olympischen Spielen 2012 in London und den Weltmeisterschaften 2013 in Moskau antreten zu können.
Diese Gelder seien regelrecht erpresst worden, so die Ermittler der französischen Finanzstaatsanwaltschaft, von einem "Netz von Korruption in der Weltleichtathletik unter Diacks Führung" ist die Rede, von einem "wahrhaft kriminellen System": die Anklagepunkte lauten Geldwäsche, bandenmäßige Kriminalität sowie aktive und passive Korruption.
Seit November 2015 in Paris unter Hausarrest
Der 87-jährige Lamine Diack war im November 2015 verhaftet worden, seitdem steht er in Paris unter Hausarrest. In seinem Sohn Papa Massata Diack sehen die Ermittler den Drahtzieher der kriminellen Machenschaften, ein Haftbefehl von Interpol liegt gegen ihn vor, aber der Senegal liefert ihn nicht aus.
Lamine Diack hatte seit seiner Verhaftung immer wieder seine Unschuld beteuert. Das Urteil soll noch im Juni gefällt werden: ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft und eine hohe Geldstrafe.