Dienstag, 16. April 2024

Heuschnupfen
Was hilft gegen Pollenallergie?

Die Augen tränen, die Nase läuft: typische Symptome einer Allergie. Am weitesten verbreitet in Deutschland ist der Heuschnupfen, der durch den Kontakt mit Pflanzenpollen ausgelöst wird und wegen des Klimawandels von Jahr zu Jahr früher auftritt.

05.04.2024
    Staubiger Pollenflug von Haselnuss im Februar.
    2022 gab es schon im Dezember den ersten Haselnuss-Pollenflug. (picture alliance / ZUMA / Robin Loznak)
    Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) entwickeln mehr als 20 Prozent der Kinder und 30 Prozent der Erwachsenen eine Allergie in ihrem Leben. Frauen erkranken häufiger als Männer, bei Kindern ist es umgekehrt: Hier sind Jungen häufiger betroffen als Mädchen. Seit den 1970er-Jahren haben allergische Erkrankungen stark zugenommen.
    Am häufigsten verbreitet ist der Heuschnupfen, eine allergische Reaktion der oberen Atemwege auf Pflanzenpollen in der Luft. Allerdings gibt es auch neue Allergene, die durch den Klimawandel oder den weltweiten Handel zunehmend zu Allergien führen können.
    Der Großteil der Pollenallergien in Deutschland wird laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) durch den Blütenstaub von früh blühenden Bäumen wie Hasel, Erle, Birke sowie von Gräsern und Kräutern wie Beifuß verursacht.

    Inhalt

    Pollenflug – Welche Pflanzenpollen fliegen wann?

    Die Pollensaison in Deutschland beginnt in der Regel im Februar oder März, je nach Witterungsbedingungen und Region. Die ersten Pollen, die in der Luft sind, gehören meist zu Hasel und Erle. Wenn es schlecht läuft für Allergiker, geht es aber auch schon deutlich früher los, wie aus den Daten der ehrenamtlichen Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) hervorgeht. Sie erstellt täglich eine aktuelle Prognose zum Pollenflug für Deutschland. "Es ist fast die Regel, dass zur Weihnachtszeit die Hasel blüht", sagt Matthias Werchan von der PID.
    Mittlerweile beobachten Fachleute, dass sich die Zeiten beinahe überschneiden, in denen die letzten Pollen der Vorsaison verschwinden und die ersten der neuen Saison auftauchen. Als einzige Verschnaufpause bleibe Allergikern nach Angaben des PID-Experten fast nur noch der November.
    Traditionell blühen im März und April Pappeln und Birken, im Mai und Juni fliegen die Pollen von Gräsern wie zum Beispiel Wiesenlieschgras, Roggen oder Rispengras. Im Juli und August folgt dann der Blütenstaub von Kräutern wie Beifuß oder Ambrosia. Die klassische Pollensaison endet im Spätsommer oder frühen Herbst.

    Wie beeinflusst der Klimawandel die Pollensaison?

    Eine der Hauptursachen für die Verlängerung der Pollensaison ist der Klimawandel. Durch den Anstieg der Temperaturen und die veränderten Wetterbedingungen beginnen Pflanzen früher zu blühen und setzen mehr Pollen frei. Die aufgezeichneten Daten zum Pollenflug der letzten Jahrzehnte bestätigen diese Tendenz.
    "Einer der wesentlichen Faktoren für Pflanzen, was den Pollenflug angeht, sind die Temperaturen. Das betrifft vor allem die früh blühenden Bäume, die in der Kältestarre verharren, wenn es richtig kalte Winter sind. Die haben wir jetzt nicht mehr", sagte Thorsten Zuberbier im Dlf. Er ist der Vorsitzende der gemeinnützigen Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF).
    Auch Luftverschmutzung, die Verbreitung invasiver Pflanzenarten oder die Veränderung der Landnutzung - wie zum Beispiel der Einsatz von Pestiziden oder die Veränderung von natürlichen Lebensräumen - können die Pollensaison beeinflussen.

    Was bedeutet die Veränderung der Pollensaison für Allergiker?

    Es bedeutet vor allem, dass die Allergiesaison deutlich früher beginnt, somit verlängert wird. Die Zahl der Betroffenen steigt. Stand 2023 leiden laut dem Allergologen Torsten Zuberbier 40 Prozent der jüngeren erwachsenen Bevölkerung daran. Auch die Ausprägung der Allergien werde schwerer. Allergiker sind also mit einer höheren Belastung und einer längeren Saison konfrontiert.
    Ebenfalls zur Belastung werden könne die Tatsache, dass der Klimawandel neue Pflanzen und damit auch neue Pollen und neue Allergien nach Deutschland bringe, sagte die Direktorin der Umweltmedizin am Uniklinikum Augsburg, Claudia Traidl-Hoffmann.
    Die Entwicklung ist nach Angaben der Ärztin vor allem für schwere Asthmatiker und für ältere Menschen ein Problem. „Aber gerade auch unsere Kinder leiden natürlich wahnsinnig darunter.“ Wer ständig niesen muss oder sich erschöpft fühlt, kann sich auch in der Schule schlechter konzentrieren. „Wir wissen auch, dass Kinder während der Pollensaison signifikant schlechtere Noten schreiben."

    Welche Rolle spielt die Luftverschmutzung bei Pollenallergien?

    Sie begünstigt Allergien, denn Abgase reizen die Schleimhäute und machen sie für Allergene anfälliger. Zum anderen wirkt der Gehalt von Kohlendioxid in Straßennähe wie Dünger für Pflanzen und Gräser, die dadurch noch mehr Pollen produzieren.
    Die Luftverschmutzung spielt auch für den Schweregrad von Allergien eine wichtige Rolle, erklärt Allergologe Torsten Zuberbier: "Auf dem Pollen schlagen sich beispielsweise Partikel von Feinstaub nieder. Wenn die dann eingeatmet werden, denkt das Immunsystem sozusagen: Hier ist eine Gefahr. Und dann richtet sich die Antwort gegen die eigentlich harmlosen Pollen."

    Was hilft Pollenallergikern schnell und was hilft langfristig?

    Allergologe Torsten Zuberbier rät in jedem Fall dringend dazu, die Allergie ernst zu nehmen und sich behandeln zu lassen. Denn die allgemeine Leistungsfähigkeit sei dadurch eingeschränkt. "Wir erleben, dass Allergien immer noch bagatellisiert werden. Nur zehn Prozent der Betroffenen lassen sich korrekt behandeln."
    Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig. Zum einen gibt es mittlerweile gut verträgliche Medikamente wie Augentropfen, Tabletten oder Sprays. "Antihistaminika, die nicht mehr müde machen, kortisonhaltige Nasensprays, wo das Kortison nicht mehr in die Blutbahn übergeht. Hier muss man sich unbedingt von dem Arzt beraten lassen", so Zuberbier.
    Langfristige Hilfe könnte eine Hyposensibilisierung bieten, eine Immuntherapie, die sowohl die Symptome als auch die Ursache bekämpft. Der Stoff, auf den Allergiker und Allergikerinnen reagieren, wird ihnen über einen langen Zeitraum in kleinen Dosen verabreicht. Diese spezifische Immuntherapie wird von Krankenkassen übernommen.
    Zudem sollte man versuchen, sich den Allergenen so wenig wie möglich auszusetzen - etwa durch Mund-Nasen-Masken oder durch Luftfilter, die man zum Beispiel im Schlafbereich aufstellen kann. Abendliches Duschen spült die Pollen aus den Haaren und vom Körper, die Fenster im Schlafzimmer sollten bei starkem Pollenflug und nachts geschlossen bleiben, Kleidung sollte außerhalb des Schlafzimmers gewechselt werden. Öfter nass durchwischen und die Bettwäsche wechseln kann zudem verhindern, dass zu viele Pollen in der Wohnung verbleiben.
    Auch eine Nasendusche mit Kochsalzlösung kann sinnvoll sein, weil sie die Nasenschleimhaut reinigt und trainiert. Als Ergänzung kann man auch zu ätherischen Ölen wie Pfefferminzöl oder Eukalyptusöl greifen, die positiv auf die Atemwege wirken.

    Lennart Pyritz, Andrea Westhoff, Dominik Peters, Julia Polke, og