Silvia Engels: Und am Telefon ist nun Klaus-Dieter Hommel. Er ist der Vorsitzende der Bahngewerkschaft GDBA, die bislang gemeinsam mit der größeren Gewerkschaft Transnet am Verhandlungstisch saß und ja auch dieses eine Angebot, was es schon gibt, ausgehandelt hat, 4,5 Prozent generell mehr Lohn. Guten Tag, Herr Hommel!
Klaus-Dieter Hommel: Schönen guten Tag!
Engels: Wie gehen Sie denn mit den Einzelheiten um, die am Wochenende über das Bahnangebot bekannt geworden sind?
Hommel: Ja, ich glaube, dieses Angebot könnte ein Weg sein, aus der tarifpolitischen Sackgasse herauszukommen. Es liegt an der GDL, ihre sture Haltung jetzt aufzugeben, nicht mehr zu streiken, sondern zu verhandeln. Und sie kann jetzt beweisen, dass es ihr wirklich ernst ist, für ihre Kolleginnen und Kollegen wirklich mehr Geld herauszuholen und sich nicht nur organisationspolitisch auseinanderzusetzen.
Engels: Lohnzuwächse sind das eine, aber es steht ja wohl auch wieder Mehrarbeit zu Buche. Wie viel ist dieses Angebot tatsächlich netto wert?
Hommel: Also wir haben ein Angebot jetzt auf dem Tisch liegen, was der GDL unterbreitet wurde, was aus unserer Sicht die Tarifeinheit gewährleisten würde, weil dieses Angebot auf der einen Seite den Entgeltabschluss dieses Jahres enthält, ein Entgeltabschluss, der sich in Deutschland sehen lassen kann und zweitens einen Einstieg bietet in ein neues Entgeltsystem, über das wir bereits mit der Bahn verhandeln. Die Bahn wird morgen die Verhandlungen mit GDBA und Transnet fortsetzen. Wir haben dabei die Erwartungshaltung, dass der Stand, den wir bis heute erreicht haben, deutlich verbessert wird. Und das bedeutet für uns, dass wir im Vorgriff auf ein sehr komplexes System für mehr als 120.000 Beschäftigte, also für alle Eisenbahner, bereits im nächsten Jahr einen deutlichen Zugewinn für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreichen können. Genau das wäre der Weg für die GDL, ihre Lohnforderungen auch mit uns gemeinsam umzusetzen.
Engels: Das heißt, um das noch einmal klar zu bekommen, Sie haben ja gemeinsam mit Transnet schon diese generelle Anhebung um 4,5 Prozent ausgehandelt. Wenn jetzt möglicherweise von 13 Prozent für die Lokführer die Rede ist, aber die bei Ihnen vertretenen Beschäftigten auch mehr kriegen sollen, dann geht das über die Entgeltstrukturen, so?
Hommel: Das geht über die Entgeltstruktur, weil wir dieses ganz bewusst getrennt haben. Wir haben uns vom Bahnvorstand in diesem Jahr nicht austricksen lassen, der sehr gerne Strukturverhandlungen und Entgeltverhandlungen miteinander verbunden hätte. Und wir wissen aus der Erfahrung und aus anderen Tarifbereichen, dass dann immer Nachteile für die Beschäftigten, was die Gesamthöhe anbelangt, herauskommen. Wir haben gesagt, wir machen eine klare Trennung, wir wollen eine saubere Entgeltrunde, die haben wir entsprechend erledigt. Und jetzt geht es in die Strukturverhandlungen, und da erwarten wir vom Bahnvorstand, dass er aufgrund der Entwicklung der DB AG, der positiven wirtschaftlichen Entwicklung, Geld in die Hand nimmt, das den Mitarbeitern zugute kommt, und das werden wir jetzt umsetzen.
Engels: Dann können Sie ja der GDL eigentlich dankbar sein, dass sie diese Streiks dann doch soweit durchgezogen hat, um dieses Angebot zu holen?
Hommel: Da müssen wir der GDL gar nicht dankbar sein, im Gegenteil. Sie hat mit diesen Streiks Arbeitsplätze gefährdet, denn diese Verhandlungen hätten bereits viel weiter gediehen sein können, wenn wir dieses gemeinsam gemacht hätten. Für dieses Angebot waren Streiks auf jeden Fall nicht notwendig.
Engels: Das heißt aber, wenn es nach Ihren Vorstellungen geht, und Sie scheinen da ja optimistisch zu sein, dann werden demnächst nicht nur die Lokführer, sondern eigentlich alle Bahnbeschäftigten diese 13 Prozent Zuwachs bekommen?
Hommel: Wir werden morgen die Verhandlungen fortsetzen für alle Beschäftigten, auch für Lokomotivführer, für ein Entgeltsystem, was am Ende aus unserer Sicht mit Sicherheit mehr als 13 Prozent Entgeltsteigerungen im Ergebnis bringen wird.
Engels: Wie viel?
Hommel: Wir sind mit dem Bahnvorstand darüber einig, dass wir einen Stufenplan erarbeiten. Das ist ein sehr komplexes Thema. Was am Ende dabei für die einzelne Gruppe herauskommen wird, das lässt sich erst am Ende sagen. Aber auf jeden Fall für die Berufsgruppen, die derzeit in diesem Entgeltsystem aufgrund der Tatsache, dass es sehr lange bereits existiert, nicht leistungsgerecht und qualifikationsgerecht bezahlt werden, werden es mit Sicherheit deutlich mehr als 10 Prozent, möglicherweise 15 Prozent Entgeltsteigerung sein.
Engels: Damit das so kommt, wie Sie sich das vorstellen, muss ja nicht der Bahnvorstand mitspielen, sondern auch die GDL. Haben Sie Anzeichen dafür?
Hommel: Ich glaube, dass die GDL irgendwann zur Vernunft kommen muss. Im Augenblick sieht man, dass die Gremien der GDL sehr zerstritten sind. Es gibt keine einheitliche Meinung über den Kurs. Die Kolleginnen und Kollegen, nicht nur bei der GDL, aber insgesamt bei der Bahn, sind verunsichert. Entscheidender Auftrag für uns, für die GDBA, ist es, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Ende, und zwar für alle, eine leistungsgerechte Bezahlung auszuhandeln. Und ich glaube, dass für die Menschen das Wichtigste ist, dass sie entsprechend ordentlich bezahlt werden, und die Frage, in welchem Tarifvertrag das steht, nicht das Entscheidende sein kann.
Engels: Falls die Bahn sich nicht so bewegt, wie Sie sich das vorstellen, mit was drohen Sie? Tatsächlich mit Streik, oder dass die Revisionsklausel, die ja dann noch mal das ganze Angebot, was bereits abgeschlossen ist, neu verhandeln würde?
Hommel: Wissen Sie, die Frage des Streikes sehen wir sehr gelassen und sehr verantwortungsvoll. Wir sind mit der Bahn in Verhandlungen. Die Bahn weiß, dass wir in der Lage sind, auch mit den Möglichkeiten des Arbeitskampfes Druck auszuüben. Und wir werden das dann tun, wenn wir es für richtig halten und die Situation soweit gekommen ist, dass wir mit diesem Mittel den Bahnvorstand bewegen müssen, weiter auf uns zuzugehen.
Engels: Was denken Sie, was kommt der Abschluss?
Hommel: In der Situation sind wir noch nicht. Ich hoffe aber, dass wir bereits in diesen Tagen, bis zum Ende der Woche, ein ganzes Stück weiterkommen, für das nächste Jahr die ersten Regelungen vereinbaren können, um dann auch im nächsten Jahr ausreichend Zeit zu haben, das gesamte System endzuverhandeln.
Engels: Klaus-Dieter Hommel, der Vorsitzender der Bahngewerkschaft GDBA. Ich bedanke mich für das Gespräch.
Hommel: Bitte, gerne. Danke.
Klaus-Dieter Hommel: Schönen guten Tag!
Engels: Wie gehen Sie denn mit den Einzelheiten um, die am Wochenende über das Bahnangebot bekannt geworden sind?
Hommel: Ja, ich glaube, dieses Angebot könnte ein Weg sein, aus der tarifpolitischen Sackgasse herauszukommen. Es liegt an der GDL, ihre sture Haltung jetzt aufzugeben, nicht mehr zu streiken, sondern zu verhandeln. Und sie kann jetzt beweisen, dass es ihr wirklich ernst ist, für ihre Kolleginnen und Kollegen wirklich mehr Geld herauszuholen und sich nicht nur organisationspolitisch auseinanderzusetzen.
Engels: Lohnzuwächse sind das eine, aber es steht ja wohl auch wieder Mehrarbeit zu Buche. Wie viel ist dieses Angebot tatsächlich netto wert?
Hommel: Also wir haben ein Angebot jetzt auf dem Tisch liegen, was der GDL unterbreitet wurde, was aus unserer Sicht die Tarifeinheit gewährleisten würde, weil dieses Angebot auf der einen Seite den Entgeltabschluss dieses Jahres enthält, ein Entgeltabschluss, der sich in Deutschland sehen lassen kann und zweitens einen Einstieg bietet in ein neues Entgeltsystem, über das wir bereits mit der Bahn verhandeln. Die Bahn wird morgen die Verhandlungen mit GDBA und Transnet fortsetzen. Wir haben dabei die Erwartungshaltung, dass der Stand, den wir bis heute erreicht haben, deutlich verbessert wird. Und das bedeutet für uns, dass wir im Vorgriff auf ein sehr komplexes System für mehr als 120.000 Beschäftigte, also für alle Eisenbahner, bereits im nächsten Jahr einen deutlichen Zugewinn für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreichen können. Genau das wäre der Weg für die GDL, ihre Lohnforderungen auch mit uns gemeinsam umzusetzen.
Engels: Das heißt, um das noch einmal klar zu bekommen, Sie haben ja gemeinsam mit Transnet schon diese generelle Anhebung um 4,5 Prozent ausgehandelt. Wenn jetzt möglicherweise von 13 Prozent für die Lokführer die Rede ist, aber die bei Ihnen vertretenen Beschäftigten auch mehr kriegen sollen, dann geht das über die Entgeltstrukturen, so?
Hommel: Das geht über die Entgeltstruktur, weil wir dieses ganz bewusst getrennt haben. Wir haben uns vom Bahnvorstand in diesem Jahr nicht austricksen lassen, der sehr gerne Strukturverhandlungen und Entgeltverhandlungen miteinander verbunden hätte. Und wir wissen aus der Erfahrung und aus anderen Tarifbereichen, dass dann immer Nachteile für die Beschäftigten, was die Gesamthöhe anbelangt, herauskommen. Wir haben gesagt, wir machen eine klare Trennung, wir wollen eine saubere Entgeltrunde, die haben wir entsprechend erledigt. Und jetzt geht es in die Strukturverhandlungen, und da erwarten wir vom Bahnvorstand, dass er aufgrund der Entwicklung der DB AG, der positiven wirtschaftlichen Entwicklung, Geld in die Hand nimmt, das den Mitarbeitern zugute kommt, und das werden wir jetzt umsetzen.
Engels: Dann können Sie ja der GDL eigentlich dankbar sein, dass sie diese Streiks dann doch soweit durchgezogen hat, um dieses Angebot zu holen?
Hommel: Da müssen wir der GDL gar nicht dankbar sein, im Gegenteil. Sie hat mit diesen Streiks Arbeitsplätze gefährdet, denn diese Verhandlungen hätten bereits viel weiter gediehen sein können, wenn wir dieses gemeinsam gemacht hätten. Für dieses Angebot waren Streiks auf jeden Fall nicht notwendig.
Engels: Das heißt aber, wenn es nach Ihren Vorstellungen geht, und Sie scheinen da ja optimistisch zu sein, dann werden demnächst nicht nur die Lokführer, sondern eigentlich alle Bahnbeschäftigten diese 13 Prozent Zuwachs bekommen?
Hommel: Wir werden morgen die Verhandlungen fortsetzen für alle Beschäftigten, auch für Lokomotivführer, für ein Entgeltsystem, was am Ende aus unserer Sicht mit Sicherheit mehr als 13 Prozent Entgeltsteigerungen im Ergebnis bringen wird.
Engels: Wie viel?
Hommel: Wir sind mit dem Bahnvorstand darüber einig, dass wir einen Stufenplan erarbeiten. Das ist ein sehr komplexes Thema. Was am Ende dabei für die einzelne Gruppe herauskommen wird, das lässt sich erst am Ende sagen. Aber auf jeden Fall für die Berufsgruppen, die derzeit in diesem Entgeltsystem aufgrund der Tatsache, dass es sehr lange bereits existiert, nicht leistungsgerecht und qualifikationsgerecht bezahlt werden, werden es mit Sicherheit deutlich mehr als 10 Prozent, möglicherweise 15 Prozent Entgeltsteigerung sein.
Engels: Damit das so kommt, wie Sie sich das vorstellen, muss ja nicht der Bahnvorstand mitspielen, sondern auch die GDL. Haben Sie Anzeichen dafür?
Hommel: Ich glaube, dass die GDL irgendwann zur Vernunft kommen muss. Im Augenblick sieht man, dass die Gremien der GDL sehr zerstritten sind. Es gibt keine einheitliche Meinung über den Kurs. Die Kolleginnen und Kollegen, nicht nur bei der GDL, aber insgesamt bei der Bahn, sind verunsichert. Entscheidender Auftrag für uns, für die GDBA, ist es, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Ende, und zwar für alle, eine leistungsgerechte Bezahlung auszuhandeln. Und ich glaube, dass für die Menschen das Wichtigste ist, dass sie entsprechend ordentlich bezahlt werden, und die Frage, in welchem Tarifvertrag das steht, nicht das Entscheidende sein kann.
Engels: Falls die Bahn sich nicht so bewegt, wie Sie sich das vorstellen, mit was drohen Sie? Tatsächlich mit Streik, oder dass die Revisionsklausel, die ja dann noch mal das ganze Angebot, was bereits abgeschlossen ist, neu verhandeln würde?
Hommel: Wissen Sie, die Frage des Streikes sehen wir sehr gelassen und sehr verantwortungsvoll. Wir sind mit der Bahn in Verhandlungen. Die Bahn weiß, dass wir in der Lage sind, auch mit den Möglichkeiten des Arbeitskampfes Druck auszuüben. Und wir werden das dann tun, wenn wir es für richtig halten und die Situation soweit gekommen ist, dass wir mit diesem Mittel den Bahnvorstand bewegen müssen, weiter auf uns zuzugehen.
Engels: Was denken Sie, was kommt der Abschluss?
Hommel: In der Situation sind wir noch nicht. Ich hoffe aber, dass wir bereits in diesen Tagen, bis zum Ende der Woche, ein ganzes Stück weiterkommen, für das nächste Jahr die ersten Regelungen vereinbaren können, um dann auch im nächsten Jahr ausreichend Zeit zu haben, das gesamte System endzuverhandeln.
Engels: Klaus-Dieter Hommel, der Vorsitzender der Bahngewerkschaft GDBA. Ich bedanke mich für das Gespräch.
Hommel: Bitte, gerne. Danke.