"Es ist kurz nach 18 Uhr, der RIAS-Aufnahmewagen hält vor dem Senatsgebäude der Berliner Universität, wo heute die Studentenratssitzung zur Relegation der drei Studenten Otto Heß, Otto Stolz und Joachim Schwarz stattfindet."
Otto Heß, Otto Stolz und Joachim Schwarz waren drei aufmüpfige Studenten der Berliner Universität im Osten der Stadt. Nachdem in ihrer Studentenzeitschrift Colloquium SED-kritische Berichte erschienen waren, wurde ihnen im April 1948 die Studienerlaubnis entzogen. Ein Reporter des RIAS Hochschulfunks versuchte unerschrocken, von der entscheidenden Sitzung zu berichten – was nicht ganz einfach war.
"Ihr könnt mir doch nicht das Kabel aus der Hand reißen... Ich möchte darauf aufmerksam machen, das ich Ihnen schon einmal das Haus verboten habe... Darf ich noch mal wissen, weswegen ich hier nicht anwesend sein darf?... Saal verlassen ... (Stille) Hier wurde dann das Kabel durchgeschnitten, um zu verhindern, dass die Berliner Öffentlichkeit an der Übertragung dieser Sitzung teilnehmen konnte. Tja – und das an einer Universität, die einst zu den führenden Stätten des europäischen Geisteslebens gehörte. Einfach durchgeschnitten – Schade! Gong!"
"Studenten haben das Wort" pflegte enge Kontakte zu Studierenden im Ostteil. Auch Otto Heß, dem die Studienerlaubnis entzogen wurde, arbeitete regelmäßig bei der Sendung mit, kam zu Diskussionen ins Studio und schrieb Manuskripte. Von den anderen Hochschulen versuchte man sich ebenfalls ständig neue Informationen zu beschaffen. Die Lage für Studenten, die sich nicht anpassen wollten an das SED-Regime, wurde in Ostdeutschland immer gefährlicher.
Gerhard Löwenthal: "Als wir vor einigen Wochen die Nachricht erhielten, Wolfgang Natonek, der Vorsitzende des Studentenrates der Universität Leipzig wäre verhaftet worden, und gar einige Tage später hörten, man habe ihn zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, wollten wir das nicht glauben."
Wolfgang Natonek war einer der wichtigsten Studentenführer in der SBZ und Mitglied der Liberalen Partei. Die SED hatte ihm nahe gelegt, nicht zur Wiederwahl für den Studentenrat zu kandidieren, aber er hatte sich nicht einschüchtern lassen. Die Verurteilung zu 25 Jahren Zwangsarbeit war der Preis.
Gerhard Löwenthal: "Aber kein Dementi folgte, nichts war über das Verfahren gegen ihn zu erfahren, alle infrage kommenden Stellen hüllten sich in Schweigen, ein Schweigen das in solchen Fällen allerdings beredter ist als die erschütterndste Auskunft selbst."
Für den Leipziger Studenten Herbert Belter wurde ein Kontakt zur Sendung "Studenten haben das Wort" zum Verhängnis. Gemeinsam mit einigen Kommilitonen verteilte er am 5. Oktober 1950 Flugblätter gegen die ersten Volkskammerwahlen der DDR. Auf dem Rückweg geriet er in eine Polizeikontrolle und wurde verhaftet. Doch nicht das Flugblätter verteilen wird dem 21-jährigen Belter zum Hauptvorwurf gemacht. Er hatte mit einigen Studienfreunden im Sommer zuvor Westberlin besucht und unter anderem auch Gerhard Löwenthal, den damaligen Redakteur der Sendung im RIAS. Daraus machte die sowjetische Militärjustiz einen schwerwiegenden Straftatbestand.
"Belter wird auf Grund der Kontaktaufnahme mit einem Mitarbeiter des Radiosenders RIAS namens Löwenthal im Juni 1950 verurteilt. Von diesem erhielt er den Auftrag, Spionagetätigkeiten durchzuführen und Gruppen zu bilden, deren Aufgabe in der Verteilung antisowjetischer und antidemokratischer Literatur und Flugblätter in der Ostzone Deutschlands zu liegen hatte."
Auf Grund dieser Anschuldigung wurde Herbert Belter zum Tode, sieben seiner Kommilitonen zu 25 Jahren und einer zu 10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Seine Studienkollegen kamen Mitte der 50er Jahre frei. Alle, auch Herbert Belter, wurden 43 Jahre nach der Verhaftung nach der Wende rehabilitiert. Herbert Belter wurde am 28. April 1951 in Moskau erschossen.
Otto Heß, Otto Stolz und Joachim Schwarz waren drei aufmüpfige Studenten der Berliner Universität im Osten der Stadt. Nachdem in ihrer Studentenzeitschrift Colloquium SED-kritische Berichte erschienen waren, wurde ihnen im April 1948 die Studienerlaubnis entzogen. Ein Reporter des RIAS Hochschulfunks versuchte unerschrocken, von der entscheidenden Sitzung zu berichten – was nicht ganz einfach war.
"Ihr könnt mir doch nicht das Kabel aus der Hand reißen... Ich möchte darauf aufmerksam machen, das ich Ihnen schon einmal das Haus verboten habe... Darf ich noch mal wissen, weswegen ich hier nicht anwesend sein darf?... Saal verlassen ... (Stille) Hier wurde dann das Kabel durchgeschnitten, um zu verhindern, dass die Berliner Öffentlichkeit an der Übertragung dieser Sitzung teilnehmen konnte. Tja – und das an einer Universität, die einst zu den führenden Stätten des europäischen Geisteslebens gehörte. Einfach durchgeschnitten – Schade! Gong!"
"Studenten haben das Wort" pflegte enge Kontakte zu Studierenden im Ostteil. Auch Otto Heß, dem die Studienerlaubnis entzogen wurde, arbeitete regelmäßig bei der Sendung mit, kam zu Diskussionen ins Studio und schrieb Manuskripte. Von den anderen Hochschulen versuchte man sich ebenfalls ständig neue Informationen zu beschaffen. Die Lage für Studenten, die sich nicht anpassen wollten an das SED-Regime, wurde in Ostdeutschland immer gefährlicher.
Gerhard Löwenthal: "Als wir vor einigen Wochen die Nachricht erhielten, Wolfgang Natonek, der Vorsitzende des Studentenrates der Universität Leipzig wäre verhaftet worden, und gar einige Tage später hörten, man habe ihn zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, wollten wir das nicht glauben."
Wolfgang Natonek war einer der wichtigsten Studentenführer in der SBZ und Mitglied der Liberalen Partei. Die SED hatte ihm nahe gelegt, nicht zur Wiederwahl für den Studentenrat zu kandidieren, aber er hatte sich nicht einschüchtern lassen. Die Verurteilung zu 25 Jahren Zwangsarbeit war der Preis.
Gerhard Löwenthal: "Aber kein Dementi folgte, nichts war über das Verfahren gegen ihn zu erfahren, alle infrage kommenden Stellen hüllten sich in Schweigen, ein Schweigen das in solchen Fällen allerdings beredter ist als die erschütterndste Auskunft selbst."
Für den Leipziger Studenten Herbert Belter wurde ein Kontakt zur Sendung "Studenten haben das Wort" zum Verhängnis. Gemeinsam mit einigen Kommilitonen verteilte er am 5. Oktober 1950 Flugblätter gegen die ersten Volkskammerwahlen der DDR. Auf dem Rückweg geriet er in eine Polizeikontrolle und wurde verhaftet. Doch nicht das Flugblätter verteilen wird dem 21-jährigen Belter zum Hauptvorwurf gemacht. Er hatte mit einigen Studienfreunden im Sommer zuvor Westberlin besucht und unter anderem auch Gerhard Löwenthal, den damaligen Redakteur der Sendung im RIAS. Daraus machte die sowjetische Militärjustiz einen schwerwiegenden Straftatbestand.
"Belter wird auf Grund der Kontaktaufnahme mit einem Mitarbeiter des Radiosenders RIAS namens Löwenthal im Juni 1950 verurteilt. Von diesem erhielt er den Auftrag, Spionagetätigkeiten durchzuführen und Gruppen zu bilden, deren Aufgabe in der Verteilung antisowjetischer und antidemokratischer Literatur und Flugblätter in der Ostzone Deutschlands zu liegen hatte."
Auf Grund dieser Anschuldigung wurde Herbert Belter zum Tode, sieben seiner Kommilitonen zu 25 Jahren und einer zu 10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Seine Studienkollegen kamen Mitte der 50er Jahre frei. Alle, auch Herbert Belter, wurden 43 Jahre nach der Verhaftung nach der Wende rehabilitiert. Herbert Belter wurde am 28. April 1951 in Moskau erschossen.

