"Etwa 5 - 600 Studenten der Freien Universität und sicherlich auch Kommilitonen der TU haben sich heute vormittag hier vor dem Henry Ford Bau zu einer Protestkundgebung eingefunden, um in gebührender Form gegen die Vorfälle von gestern zu demonstrieren."
In der Nacht vom 2. auf den 3. Juni 1967 war bei einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen worden. Die Studierenden sind erschüttert, auch der Asta Vorsitzende der FU; Häussermann:
"Wir haben heute morgen um vier Uhr eine Erklärung abgegeben, das wir mit tiefer Betroffenheit die Nachricht vom Tode unseres Kommilitonen Benno Ohnesorg vernommen haben. "
Der RIAS hatte schon im Sommer 1966 von den wachsenden Studentenprotesten in Berkeley in den USA berichtet, bald darauf auch in verschiedenen Sendereihen im Hochschulfunk über die unruhigen westdeutschen Hochschulen. Noch in der Nacht kurz vor Benno Ohnesorgs Tod hatte ein Reporter vor der Deutschen Oper die Stimmung der Zuschauer und Demonstranten eingefangen. Für Walter Kirchner, damals Redakteur in der der RIAS Bildungsredaktion, gehört diese Zeit zu den aufregendsten in seiner Berufslaufbahn.
"Man konnte, und das ist ja nun eigentlich das Geschäft des Journalisten, nur berichten, was passierte und das haben wir denke ich, durchaus in einer analytischen Form möchte ich es nennen wahrgenommen, das war nicht selbstverständlich, ich spreche jetzt von der Studentenbewegung, denn gerade in Berlin ist ja durch die Springer Presse, das war die Bildzeitung, die BZ, die Welt und die Morgenpost, ist ja sehr stark gegen diese ganze Bewegung, ich muss schon sagen gehetzt worden und das hat vieles ja auch auf die Spitze getrieben. "
Man könnte meinen, der RIAS als quasi amerikanische Institution habe den Studenten als Kalter Kriegssender gegolten. Doch das war keineswegs so, erinnert sich Ernst Elitz
"Der SFB galt als der kalter Kriegssender, deren Reporter hatten es schwierig an der Freien Universität bei Sit Ins oder bei Demonstrationen aufzutauchen."
Im RIAS herrschte das liberale Journalismusmodell der Amerikaner, das hieß: alle relevanten Meinungen kamen zu Wort, es gab keine Auftrittsverbote. Dieses Prinzip wurde offenbar auch von den Studenten als fair empfunden.
Ernst Elitz, heute Intendant des Deutschlandfunks, hatte Ende der 60er Jahre, noch während seines Studiums beim RIAS angefangen.
"Wir sind mit dem Aufnahmewagen bei großen Sit ins der FU gewesen, wir waren bei Demonstrationen dabei und wir sind nie mit faulen Eiern oder mit Steinen beworfen worden."
Der Auftrag des RIAS, auch und vor allem die Bewohner der DDR zu infomieren, galt auch zu Zeiten der 68er:
"Für die Leute in der DDR war das natürlich ausgesprochen rätselhaft, was dort passierte und so war es auch unsere Aufgabe, das denen zu vermitteln und zu erklären, also denen zu erkären, da laufen nicht nur Verrüchte über die Straße, die Steine schmeißen, sondern hier geht es einmal um studentische Anliegen und dann gibt es welche, die Steine schmeißen, die antidemokratisch sind, aber das zu differenzieren, diese genuine journalistische Aufgabe, die wurde vom RIAS gerade auch für die Bürger in der DDR sehr professionell wahrgenommen und bewußt, sehr bewußt wahrgenommen. "
Die Studentenbewegung spiegelte sich vielfältig im Programm des RIAS, von der aktuellen Reportage bis zum Vortrag über Soziologie und Psychologie des Konfliktes.
"Die Revolution fand ja nicht am Vormittag statt, sondern am späten Nachmittag und erstreckte sich dann bis in die Nachtstunden, als Berichterstatter musste man dabei sein, und hat sich auch viele Stunden langweilen müssen, es war ja die Zeit der Sit ins der Teach ins und wie das alles hieß und das war also ein gewaltiges Palaver, jeder der glaubte irgendetwas sagen zu müssen, berief eine Pressekonferenz ein, man war also ständig unterwegs nicht nur bei den Studenten."
Bis 1969 ein neues Hochschulgesetz die Studentenrevolte auf den Campus zurückdrängte, wo sie noch jahrelang in hochschulpolitischen Gruppen weiterging und schließlich versandete.
"Also es war schon eine bewegte Zeit. "
Morgen kommen wir zum Schlußakt unserer Serie, zur Wende an den Hochschulen und dem Ende des RIAS.
In der Nacht vom 2. auf den 3. Juni 1967 war bei einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen worden. Die Studierenden sind erschüttert, auch der Asta Vorsitzende der FU; Häussermann:
"Wir haben heute morgen um vier Uhr eine Erklärung abgegeben, das wir mit tiefer Betroffenheit die Nachricht vom Tode unseres Kommilitonen Benno Ohnesorg vernommen haben. "
Der RIAS hatte schon im Sommer 1966 von den wachsenden Studentenprotesten in Berkeley in den USA berichtet, bald darauf auch in verschiedenen Sendereihen im Hochschulfunk über die unruhigen westdeutschen Hochschulen. Noch in der Nacht kurz vor Benno Ohnesorgs Tod hatte ein Reporter vor der Deutschen Oper die Stimmung der Zuschauer und Demonstranten eingefangen. Für Walter Kirchner, damals Redakteur in der der RIAS Bildungsredaktion, gehört diese Zeit zu den aufregendsten in seiner Berufslaufbahn.
"Man konnte, und das ist ja nun eigentlich das Geschäft des Journalisten, nur berichten, was passierte und das haben wir denke ich, durchaus in einer analytischen Form möchte ich es nennen wahrgenommen, das war nicht selbstverständlich, ich spreche jetzt von der Studentenbewegung, denn gerade in Berlin ist ja durch die Springer Presse, das war die Bildzeitung, die BZ, die Welt und die Morgenpost, ist ja sehr stark gegen diese ganze Bewegung, ich muss schon sagen gehetzt worden und das hat vieles ja auch auf die Spitze getrieben. "
Man könnte meinen, der RIAS als quasi amerikanische Institution habe den Studenten als Kalter Kriegssender gegolten. Doch das war keineswegs so, erinnert sich Ernst Elitz
"Der SFB galt als der kalter Kriegssender, deren Reporter hatten es schwierig an der Freien Universität bei Sit Ins oder bei Demonstrationen aufzutauchen."
Im RIAS herrschte das liberale Journalismusmodell der Amerikaner, das hieß: alle relevanten Meinungen kamen zu Wort, es gab keine Auftrittsverbote. Dieses Prinzip wurde offenbar auch von den Studenten als fair empfunden.
Ernst Elitz, heute Intendant des Deutschlandfunks, hatte Ende der 60er Jahre, noch während seines Studiums beim RIAS angefangen.
"Wir sind mit dem Aufnahmewagen bei großen Sit ins der FU gewesen, wir waren bei Demonstrationen dabei und wir sind nie mit faulen Eiern oder mit Steinen beworfen worden."
Der Auftrag des RIAS, auch und vor allem die Bewohner der DDR zu infomieren, galt auch zu Zeiten der 68er:
"Für die Leute in der DDR war das natürlich ausgesprochen rätselhaft, was dort passierte und so war es auch unsere Aufgabe, das denen zu vermitteln und zu erklären, also denen zu erkären, da laufen nicht nur Verrüchte über die Straße, die Steine schmeißen, sondern hier geht es einmal um studentische Anliegen und dann gibt es welche, die Steine schmeißen, die antidemokratisch sind, aber das zu differenzieren, diese genuine journalistische Aufgabe, die wurde vom RIAS gerade auch für die Bürger in der DDR sehr professionell wahrgenommen und bewußt, sehr bewußt wahrgenommen. "
Die Studentenbewegung spiegelte sich vielfältig im Programm des RIAS, von der aktuellen Reportage bis zum Vortrag über Soziologie und Psychologie des Konfliktes.
"Die Revolution fand ja nicht am Vormittag statt, sondern am späten Nachmittag und erstreckte sich dann bis in die Nachtstunden, als Berichterstatter musste man dabei sein, und hat sich auch viele Stunden langweilen müssen, es war ja die Zeit der Sit ins der Teach ins und wie das alles hieß und das war also ein gewaltiges Palaver, jeder der glaubte irgendetwas sagen zu müssen, berief eine Pressekonferenz ein, man war also ständig unterwegs nicht nur bei den Studenten."
Bis 1969 ein neues Hochschulgesetz die Studentenrevolte auf den Campus zurückdrängte, wo sie noch jahrelang in hochschulpolitischen Gruppen weiterging und schließlich versandete.
"Also es war schon eine bewegte Zeit. "
Morgen kommen wir zum Schlußakt unserer Serie, zur Wende an den Hochschulen und dem Ende des RIAS.
