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Gegen Zeit und Natur
Höhlendrama von Thailand geht weiter

Der Monsun hat begonnen, eine schnelle Rettung ist also nötig: Das bringt neue Probleme mit sich. Die Taucher kommen zwar bis zu den Jugendlichen durch, können diese jedoch noch nicht mitnehmen. Die Jungen brauchen eine Art Tauchschnellkurs - manche von ihnen können nicht einmal schwimmen.

Von Albrecht Breitschuh  |
    Rettungskräfte versorgen die eingeschlossenen Jungen und Fußballtrainer in Thailand mit Lebensmitteln.
    Rettungskräfte versorgen die eingeschlossenen Jungen und Fußballtrainer in Thailand mit Lebensmitteln. (pa/dpa/Kyodo/MAXPPP)
    Während sich Taucher der thailändischen Streitkräfte mit Sauerstofflaschen und Nahrungsmitteln auf ihren lebensgefährlichen Weg durch die Höhle machen, versuchen andere Rettungskräfte Wasser aus der Höhle zu pumpen – vergeblich. Es läuft mehr Wasser in die Höhle hinein, als sie rauspumpen können. Der Leiter der Einsatzkräfte, Narongsak Osottanakorn, versucht zwar weiter Optimismus zu verbreiten, ist sich aber auch sicher, dass die Rettungsarbeiten in eine kritische Phase gekommen sind:
    "Die nächsten drei bis vier Tage sind für die Rettung der ideale Zeitpunkt, was den Sauerstoffgehalt in der Höhle betrifft aber auch den physischen Zustand der Jungs. Wir kämpfen immer noch gegen das Wasser und gegen die Zeit. Wir haben sie zwar entdeckt, aber das ist erst der erste von drei Siegen."
    Weitere starke Regenfälle erwartet
    Die beiden anderen: die 12 Jungen im Alter zwischen elf und 16 Jahren sowie ihren 25 Jahre alten Fußball-Trainer zu bergen und sie wieder nach Hause zu bringen. Im Norden Thailands, wo das Fußball-Team seit zwei Wochen in einer Höhle eingeschlossen ist, werden in den nächsten Tagen weitere starke Regenfälle erwartet, der Monsun hat begonnen, was eine schnelle Rettung nötig macht. Die ist aber auch gefährlich, denn die professionellen Taucher der thailändischen Streitkräfte kommen zwar an die Stelle heran, wo die Jungen seit zwei Wochen auf Rettung warten, können sie aber noch nicht mitnehmen. Dazu brauchen sie so etwas wie einen Schnellkurs in Tauchen, den sie jetzt bekommen sollen. Doch der Weg zurück aus der Höhle ist gefährlich, ein freiwilliger Helfer bezahlte ihn gestern mit dem Leben:
    "Die Rettungsaktion gestern scheiterte. Das gesamte Team scheiterte, wir sind alle unendlich traurig, dass es einen Toten gegeben hat. Deswegen werden wir mit der Rettung so lange warten und probieren müssen, bis unser Rettungsplan perfekt ist."
    Alternativ werden noch Bohrungen in den Berg in Betracht gezogen, mit schwerem Gerät wurden Löcher von bis zu 400 Metern Tiefe gebohrt, aber rund 600 Meter seien nötig. Außerdem sei es schwer, den Standort der Jugendlichen exakt zu lokalisieren. Eine andere Option ist, warten bis das Wasser abläuft, das allerdings könnte sich bis in den Oktober hinziehen. Und auch wenn die Jugendlichen noch einen physisch guten Eindruck machen und in Briefen an ihre Angehörigen sogar ein paar Späße über ihre Situation machen, dürfte klar sein, dass die psychischen Belastungen sehr bald spürbar werden. Bleibt die Option Tauchen, die aber durch ein labyrinthisch verzweigtes Höhlensystem führt, dunkel, extrem eng und zum Teil sehr verschlammt. Und als wäre diese Rettungsaktion nicht schon heikel genug, kommt hinzu, dass einige der Jugendlichen nicht einmal schwimmen können – von Taucherfahrung ganz zu schweigen.