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Gehaltsunterschiede
Einkommenskluft zwischen Frauen und Männern wächst

Obwohl Frauen gut ausgebildet, qualifiziert und erfahren sind, schützt sie das nicht davor, deutlich weniger zu verdienen als ihre männlichen Kollegen. Wie aktuell diese Wahrheit auch heute noch ist, belegt eine neue Studie. Die Macher sehen den Staat in der Pflicht, soll sich künftig was ändern.

Von Philip Banse | 27.08.2014
    Ein grün leuchtendes Toiletten-Hinweisschild hängt auf dem Messegelände in Frankfurt am Main unter der Decke
    Frauen verdienen laut Studie im Durchschnitt über alle Einkommensarten nur die Hälfte des Einkommens der Männer. (picture alliance / dpa / Uwe Zucchi)
    Es ist keine neue Erkenntnis, dass Frauen weniger verdienen als Männer. Doch die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen sind weit größer als viele denken, sagt Stefan Bach, Ökonom am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Anhand der deutschen Steuerdaten von 2007 hat er erstmals alle Einkommensarten unter die Lupe genommen, also Arbeitseinkommen, Kapitaleinkommen und Vermietung sowie Renten und Pensionen:
    "In unserer Studie stellen wir fest, dass Frauen im Durchschnitt über alle Einkommensarten nur die Hälfte des Einkommens der Männer verdienen."
    Die Hälfte der Männer - das kommt daher, dass Bach auch Unternehmens- und Kapitaleinkünfte untersucht hat. Und Mieten, Dividenden, Gewinne bekommen vor allem Männer - mit weitreichenden Folgen, sagt Ökonom Bach:
    "Denn mit Gewinneinkommen oder Kapitaleinkommen ist ja häufig die Kontrolle der Produktionsmittel verbunden und auch dort hat man diese Männer-Dominanz."
    Frauen wählen oft schlecht bezahlte Berufe
    Nimmt man nur das Einkommen aus Lohnarbeit, verdienen Frauen 37 Prozent weniger. Und folglich sind dann auch Renten und Pensionen geringer. Die Ursachen für den ungleichen Verdienst aus Arbeit sind vielfältig, sagt Ökonom Bach:
    "Da stellt man fest, dass Frauen oft Teilzeit arbeiten, sodass sie dann insgesamt geringere Einkommen haben. Sie haben häufig Familienunterbrechungen, so dass ihre Karriere darunter leidet. Die Frauen ergreifen auch häufig Beruf, die nicht so gut bezahlt werden."
    Daran will Katja Lohse etwas ändern. Sie berät Studentinnen der Uni Hamburg, die in das Berufsleben einsteigen wollen. In der ARD nennt die Beraterin einen Grund, warum Frauen sich öfter für schlecht bezahlte Berufe entscheiden.
    "Bei Frauen ist es tendenziell so, dass sie häufig sehr gut sind, aber das nicht so gerne sagen, sondern sie wollen, dass das entdeckt wird. Erst mal ist das Wichtigste, sich darüber bewusst zu sein und das klar an Beispielen zu machen, also dass es nicht mehr ein Zufall ist oder, oh, da habe ich ja Glück gehabt."
    Ungerechtes Ehegattensplitting
    Selbstbewusstere Frauen allein könnten jedoch nicht für gleichhohe Einkommen sorgen, sagt Ökonom Bach. Der Staat müsse Regelungen abschaffen, die es für Familien wirtschaftlich attraktiv machen, dass die Frau wenig oder gar nicht arbeitet, etwa die kostenlose Krankenversicherung der Ehefrau oder das Ehegattensplitting:
    "Wenn man die Einkommenslücke schließen will, muss man natürlich dafür sorgen, dass die Frauen weniger Teilzeit arbeiten, dass sie weniger lange Erwerbsunterbrechungen haben und dass sie auch attraktivere Berufe ergreifen. Und da ist die Ehegattenbesteuerung natürlich ein Hemmnis."
    Zudem führe das Ehegattensplitting dazu, dass Ehefrauen, die ohnehin schon weniger verdienten, nun auch noch doppelt so hohe Steuersätze hätten wie ihr weit mehr verdienender Ehemann.