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Geldpolitik
EZB senkt Leitzins auf Rekordtief

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins im Euroraum wie erwartet nochmals von 0,25 Prozent auf 0,15 Prozent gesenkt. Gleichzeitig beschloss der EZB-Rat nach Angaben der Notenbank in Frankfurt, erstmals einen Strafzins von minus 0,10 Prozent für Bankeinlagen.

05.06.2014
    Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), im Hintergrund ein Logo mit dem Eurozeichen
    EZB senkt Leitzinsen auf Rekordtief ( picture alliance / dpa / Arne Dedert)
    Mit dem Maßnahmenpaket reagieren die Währungshüter auf die seit Monaten sehr niedrige Inflation. Niedrige Zinsen verbilligen tendenziell Kredite und Investitionen und können so die Wirtschaft ankurbeln. Das stärkt in der Regel auch den Preisauftrieb.
    Auch der negative Einlagenzins soll die Inflation antreiben: Er soll den Euro schwächen und so Importe verteuern. Zudem sollen Banken dazu gebracht werden, überschüssiges Geld nicht bei der EZB zu parken, sondern Verbrauchern und Unternehmen Kredite zu geben. Diese könnten investieren und so der Konjunktur auf die Sprünge helfen.
    Angst vor Deflation
    Mit den Zinssenkungen hat die EZB ihr wichtigstes Instrument weitgehend ausgereizt. "Der untere Rand ist heute erreicht", sagte EZB-Präsident Mario Draghi in Frankfurt. Allerdings seien weitere kleinere "technische" Anpassungen möglich. Gleichzeitig kündigte Draghi an, dass die Notenbank die Zinsen noch über einen längeren Zeitraum auf dem aktuellen Niveau belassen wird.
    Im Mai war die Jahresteuerung im Euroraum auf 0,5 Prozent gesunken. Sie liegt damit deutlich unterhalb der Zielmarke der EZB von knapp unter 2,0 Prozent. "Wir werden nicht zulassen, dass die Inflation zu lange auf zu niedrigem Niveau bleibt", hatte Draghi erst in der vergangenen Woche betont.
    Denn der geringe Preisauftrieb schürt Sorgen vor einer Deflation, also einer Abwärtsspirale der Preise quer durch alle Warengruppen. Unternehmen und Verbraucher könnten dann Investitionen und Anschaffungen in Erwartung weiter sinkender Preise hinauszögern. Das würde die ohnehin fragile Konjunkturerholung in Europa abwürgen.
    Draghi: EZB nimmt Sorgen der Sparer sehr ernst
    Die Sorgen der Sparer angesichts der anhaltenden Mini-Zinsen nimmt Draghi nach eigenem Bekunden sehr ernst. Europas oberster Währungshüter betonte jedoch, die Notenbank sei nicht verantwortlich dafür, welche Zinsen Banken ihren Kunden zahlten. "Die Zinssätze, die wir festlegen, gelten für Banken, nicht für die Menschen", sagte Draghi in Frankfurt. Natürlich könnten Banken auf die erneute Zinssenkung der Europäischen Zentralbank reagieren. Draghi betonte: "Die Behauptung, wir wollten Sparer enteignen, ist völlig falsch." Die EZB wolle genau das Gegenteil erreichen, nämlich das Wirtschaftswachstum zu unterstützen. Dann werde auch das Zinsniveau wieder anziehen.
    Nach dem Zinsentscheid der EZB ist der deutsche Leitindex Dax erstmals in seiner fast 26-jährigen Geschichte über die Marke von 10.000 Punkten gestiegen.
    (pg/dk)