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Gender Pay Gap im Fußball
WM-Sieg setzt US-Verband unter Druck

Die US-Fußballerinnen kämpfen seit Jahren gegen Ungleichbehandlung und die eklatanten Einkommensunterschiede gegenüber den Männern. Nach dem Triumph bei der FIFA Frauen WM und der hohen medialen Aufmerksamkeit haben die Spielerinnen noch mehr Argumente auf ihrer Seite.

Von Martina Buttler | 08.07.2019
Spielerinnen der USA feiern mit dem WM-Pokal nach dem Sieg im Finale der FIFA Frauen WM 2019 in Lyon
Spielerinnen der USA nach dem Finalsieg bei der FIFA Frauen WM 2019 (Philippe Desmazes / AFP)
USA Today, Washington Post, New York Times, Wall Street Journal - die Frauen der US-Fußballnationalmannschaft sind auf jeder Titelseite an diesem Montagmorgen. Sie werden gefeiert, beispielsweise in Boston:
"Es ist so aufregend. Das ist so ein riesiger Moment für Frauen generell und im Sport. Dass man den Titel verteidigt. Ein unglaublicher Moment für sie und für mich. Ich freue mich so."
Mehrere Stunden nach dem Schlußpfiff hat Donald Trump beim Einsteigen in den Helikopter auch noch einen Glückwunsch rausgepresst. Er liegt seit Wochen mit der Co-Kapitänin Megan Rapinoe im Clinch, weil sie schon frühzeitig gesagt hat, daß sie nicht ins Weiße Haus gehen würden, wenn sie den Titel gewinnen.
Trump feuerte umgehend per Twitter zurück: Sie solle erstmal gewinnen und dann reden. Nun ist es an ihm, ob er die Weltmeisterinnen einlädt. Das hat er zwar schon mal per Twitter getan, rudert jetzt aber ein wenig zurück: Er habe sich da noch nicht entschieden.
Kampf für Gleichberechtigung - nicht nur in der Bezahlung
Die ranghöchste Demokratin Nancy Pelosi hat die Spielerinnen schon ins Kapitol eingeladen. Hier sind sie herzlich willkommen. Die Frauen sind sportlich erfolgreich, aber sie stehen und kämpfen für so viel mehr. Sie kämpfen für Gleichberechtigung - in der Bezahlung, in der Förderung und Unterstützung. Denn gegenüber den deutlich erfolgloseren US-Männern haben sie da eindeutig das Nachsehen. Jonathan Jacobi hat das Spiel in einer Washingtoner Kneipe geguckt und hofft, daß der Sieg den Frauen bei diesem Kampf hilft:
"Ich habe zwei Töchter, die Fußball spielen. Sie sehen, die Frauen sind Profis, die gleiche Bezahlung und Behandlung erwarten. Hoffentlich zieht das weitere Kreise."
Und auch im Stadion in Frankreich ertönten nach dem Sieg laute Rufe nach gleicher Bezahlung.
Die Frauen sind zum vierten Mal Weltmeisterinnen geworden - davon kann die Männer-Elf in den USA nur träumen. Trotzdem bekommen die Frauen 200.000 US-Dollar für den Titelgewinn - im Vergleich zu gut 1,1 Million US-Dollar, die die Männer für den Titel bekommen würden.
Strahlkraft des US-Teams - wirtschaftlich und politisch
Dabei bringen die Frauen dem US-Fußballverband mehr Geld ein. Die Frauen-Heimtrikots dieses Jahr sind die bestverkauften Trikots aller Zeiten, hat Sportartikler Nike bekannt gegeben. Im März haben die Frauen der US-Nationalmannschaft Klage gegen den Verband eingereicht. Der Titel wird ein weiteres Argument für sie sein. Und was die Profi-Sportlerinnen sagen, hat Gewicht - auch abseits des Platzes, erklärt Sportexpertin Christine Brennan auf CNN:
"Wenn Megan Rapinoe einen Kandidaten im Präsidentschaftswahlkampf unterstützen würde, könnt ihr euch das vorstellen - oh mein Gott. Die Geschichte ist noch lange nicht vorbei. Jetzt verlässt die Sache das Fußballfeld und wird Teil unserer Kultur. Ich denke, das ist großartig."
Nun warten alle in den USA auf die Rückkehr der Weltmeisterinnen. In New York sollen sie gefeiert werden. Ob sie ins Weiße Haus kommen, ins Kapitol gehen oder sich ganz aus Washington fern halten, beobachten die Amerikaner gespannt. Das nächste Kapitel der Fußballgeschichte wird gerade erst begonnen.