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Gesetzliche Krankenkasse
Barmer GEK streicht jede fünfte Stelle

Die mitgliederstärkste Krankenkasse Barmer GEK will 3500 Stellen streichen und die Zahl ihrer Niederlassungen in Deutschland halbieren. Das kündigte ihr Vorstandschef Christoph Straub an. Noch rund 400 Geschäftsstellen werde es geben, aber mehr Service am Telefon und im Internet.

Von Stefan Maas | 24.02.2014
    Bei Deutschlands zweitgrößter gesetzlicher Krankenkasse sollen bis zum Jahr 2018 3500 Stellen abgebaut werden. Auch die Zahl der Geschäftsstellen soll mehr als halbiert werden. Auf vierhundert. Damit richte sich das Unternehmen mehr an den Bedürfnissen der Versicherten aus, versuchte Kassenchef Christoph Straub im ARD-Morgenmagazin die Pläne zu erklären.
    "Wir wollen das Unternehmen, die Barmer GEK, konsequent an den Bedürfnissen unserer Kunden ausrichten. Wir haben sehr viele Versicherte befragt. Immer mehr Versicherte wollen uns über das Telefon kontaktieren. Zunehmend auch über Mail und andere Social Media. Und danach wollen wir das Unternehmen ausrichten."
    In den verbleibenden Geschäftsstellen solle mehr und spezialisierteres Personal eingesetzt werden als heute. Die Kasse werde auch dafür sorgen, dass Mitglieder, die nicht mehr so mobil seien, durch Hausbesuche erreicht würden. Nach der Fusion der Barmer mit der GEK beschäftigt die Krankenkasse rund 16.900 Mitarbeiter.
    2012 hatte die Barmer GEK einen Überschuss von 493 Millionen Euro erzielt. 2013 dürften bei einem Haushalt von etwas über 28 Milliarden rund 91 Millionen übrig bleiben, schreibt die FAZ. Bei den Verwaltungskosten lag die Kasse mit 95 Euro pro Versichertem etwas über dem Durchschnitt der Ersatzkassen.
    Mit den nun angekündigten Maßnahmen wolle die Kasse jedes Jahr Kosten in Höhe von bis zu 300 Millionen Euro einsparen, sagte Straub. Es handele sich aber nicht um ein Sparprogramm.
    "Sondern wir verändern uns mit dem Trend der Zeit und insbesondere entlang der Interessen und Bedürfnisse unserer Versicherten."
    Straub rechnet damit, dass der Wettbewerb zwischen den gesetzlichen Krankenkassen in den kommenden Jahren härter werden dürfte. Hinzu komme, heißt es in der offiziellen Meldung der Kasse, dass sich die finanzielle Situation der Gesetzlichen Krankenversicherungen zukünftig verschlechtern werde. Während die Ausgaben stiegen, sei mit weniger Geld aus dem Gesundheitsfonds zu rechnen. Dieser Fonds wird aus Beitragseinnahmen der Kassen und einem Zuschuss aus Steuergeldern finanziert. Den Gesundheitsökonomen Klaus-Dirk Henke von der Technischen Universität Berlin wundert diese Einschätzung.
    "Was die Überweisungen angeht aus Löhnen und Gehältern ist es nach wie vor opulent. Ob das in den nächsten Jahren so bleiben wird, weiß ich nicht, aber die Prognosen sind nach wie vor für Deutschland günstig. Das heißt, dass es aus Löhnen und Gehältern weiter sprudelt."
    Weniger Geld aus dem Bundeszuschuss sei allerdings zukünftig vorstellbar. Aktuell hätten aber sowohl der Gesundheitsfonds als auch die Krankenkassen noch Rücklagen in Milliardenhöhe.
    Das führt dazu, dass einzelne Kassen ihren Versicherten Geld zurücküberwiesen. Ein Zusatzbeitrag müsse in diesem Jahr wie in den Vorjahren nicht erhoben werden, um die Kosten zu decken, schreibt das Gesundheitsministerium.
    Doch für die Zukunft rechnen Experten damit, dass viele Kassen wieder Zusatzbeiträge werden einziehen müssen. Deren Höhe ist dann nicht mehr pauschal festgelegt, wie das bislang der Fall war, sondern wird nach der Höhe des Einkommens berechnet. Diese Zusatzbeiträge werden für die Krankenkassen ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor werden, sagt Gesundheitsökonom Henke. Denn diese zusätzlichen Prämien müssen nur die Arbeitnehmer zahlen. In der Vergangenheit hat das dazu geführt, dass viele Versicherte die Kasse gewechselt hätten.
    Das Bundesversicherungsamt rechnet, sollte die Einnahmen- und Ausgabensituation konstant bleiben, mit einem Zusatzbeitrag von im Schnitt bis zu 1,7 Prozent im Jahr 2017. Barmer-Chef Straub sagte der FAZ, seine Kasse werde wohl keine Zusatzbeiträge über dem Schnitt verlangen.
    Unterdessen hat die Gewerkschaft Verdi die Krankenkasse aufgefordert, angesichts der Umbaupläne sofort Tarifverhandlungen aufzunehmen.