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Gesundheit
Männergrippe - (k)ein Mythos

Wenn Erkältung oder Grippe drohen, wirken Männer gerne mal weinerlich. Das Klischee der "Männergrippe" hält sich hartnäckig. Tatsächlich arbeiten die Immunsysteme von Männer und Frauen unterschiedlich. Der Begriff sei jedoch nicht medizinisch begründet, sagte Gerd Fätkenheuer von der Uniklinik Köln im Dlf.

Gerd Fätkenheuer im Gespräch mit Christian Floto |
    Ein Mann putzt sich die Nase.
    Die Männergrippe - angeblich gibt es sie wirklich (imago/Paul von Stroheim)
    Das "British Medical Journal" zählt zu den besonders seriösen und auch renommierten Fachzeitschriften im Medizinbereich. Aber einmal im Jahr, in der Weihnachts-Ausgabe, erlauben sich die Macher des Journals ein Augenzwinkern. In der Rubrik "Alle Kreaturen, große und kleine" findet sich diesmal ein Artikel über die "Männergrippe".
    Die Frage ist: Warum leiden Männer so sehr, wenn sie erkältet sind oder einen grippalen Infekt haben? Sind Männer Weichlinge - oder haben sie einfach ein schlechteres Immunsystem?
    Der Autor kommt zu dem Schluss: Ja, Männer können sich tatsächlich schlechter gegen Krankheitserreger wehren. Und es sei an der Zeit, männerfreundliche Zonen zu errichten: mit riesigen Sofas und gewaltigen Bildschirmen, in denen sich Männer sicher und komfortabel von den schlimmen Effekten einer Infektion erholen können.
    Männergrippe: Verschiedene Faktoren spielen eine Rolle
    Prof. Gerd Fätkenheuer ist Leiter der klinischen Infektiologie an der Klinik I des Universitätsklinikums Köln. Er würde den Begriff der Männergrippen bei Patienten oder Angehörigen nicht in den Mund nehmen. "Männer haben keinen anderen Erreger, die sie krank machen als Frauen", sagte er im Dlf. Das könne man ganz klar feststellen. Der Begriff Männergrippe spiele daher eher im sozialen Umfeld eine Rolle und sei nicht medizinisch begründet. "Es geht hier darum zu beschreiben, wie Männer, vielleicht häufiger als Frauen, auf so eine Erkrankung reagieren."
    "Es gibt allerdings Geschlechtsunterschiede was das Immunsystem angeht", sagte Fätkenheuer. Es seien unterschiedliche Reaktionen zu messen auf Erreger bei Frauen und bei Männern. Die Frage sei, inwieweit dies tatsächlich für die Erkrankung eine Rolle spiele.
    "Da kommen wir in einen Bereich in dem verschiedene Faktoren eine Rolle spielen: Ein kleiner Unterschied im Immunsystem mag da eine Rolle spielen, gelerntes Verhalten, Stress bei der Arbeit oder in der Familie."
    Es müsse sicher noch in dem Feld der geschlechtsspezifischen Reaktionen geforscht werden, aber man sei noch ein Stück weit entfernt davon, sagen zu können, dass es solche Unterschiede gebe, die unterschiedliches Verhalten und subjektives Erleben begründen würden.