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Gewinnwarnung nach Mercedes-Rückruf
Dieselgate holt Daimler ein

Daimler muss Zehntausende Fahrzeuge wegen vermuteter Betrugssoftware für Abgase zurückrufen. Deswegen bleibt unterm Strich in diesem Jahr wohl weitaus weniger Gewinn übrig als bisher gedacht. Ein dreistelliger Millionenbetrag wird zurückgestellt.

Von Thomas Wagner | 24.06.2019
Das Logo der Automarke Mercedes-Benz der Daimler AG ist am 24.07.2017 in Stuttgart (Baden-Württemberg) auf einem Gebäude des Werks Untertürkheim, in dem sich auch die Konzernzentrale befindet, zu sehen.
Daimler muss Geld zurücklegen, um später für eventuelle Rechtsstreitigkeiten aufkommen zu können. (picture alliance/dpa - Marijan Murat)
Nahezu täglich gehen dieser Tage Hiobsbotschaften in der Daimler-Konzernzentrale in Stuttgart-Untertürkheim ein: Hier die weltweit schwächelnde Auto-Konjunktur, interne Probleme in der Produktion, und nun auch noch das: Das Kraftfahrtbundesamt ordnet den Rückruf von 60.000 Diesel-PKW vom Typ Mercedes Benz GLK 220 an.
Der Grund: In diesen Fahrzeugen sei eine unzulässige Abschalteinrichtung für die Abgasnachbehandlung entdeckt worden – Dieselgate, eine weitere Folge von vielen. Für das alles habe man einen dreistelligen Millionenbetrag zurückstellen müssen, schrieb der Konzern am Sonntagabend in einer Pflichtmitteilung an die Aktionäre.
Konzern hatte keine andere Chance als Gewinnwarnung
"Wenn Daimler nicht reagiert hätte, dann wären mit Sicherheit, wenn es dann zu Prozessen gekommen wäre mit negativem Ausgang, Daimler-Aktionärsklagen gekommen. Und die hätten sehr teuer sein können." Insofern, so Professor Ferdinand Dudenhöffer, Automobilexperte an der Universität Duisburg-Essen, sei der Konzern gar nicht um die Rückstellungen herumgekommen.
Die aber werden aufs Ergebnis drücken – und das ist schmerzhaft: Bereits im ersten Quartal 2019 schrumpfte der operative Gewinn der Daimler AG um 16 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr. Eigentlich wollte das Unternehmen 2019 ein bisschen mehr Gewinn einfahren als im Vorjahr. Dieses Ziel hat Daimler nun, mit der Pflichtmitteilung von gestern Abend, erst einmal kassiert.
Rückruf war absehbar
Irgendwie hätte man das alles auch vorhersehen können, sagt Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer und bezieht sich dabei vor allem auf den vom Kraftfahrtbundesamt angekündigten Rückruf:
"Es war nicht ganz so überraschend. Denn das Kraftfahrtbundesamt hat schon länger angekündigt, dass sie Unregelmäßigkeiten sehen. Daimler hat das bestritten. Und jetzt ist das Kraftfahrtbundesamt so weit gegangen, dass sie gesagt haben: Ja, wir sind sicher, diese Defeat-Devices, also diese Schummeldinge, die da eingebaut sind, von der Software, die scheinen vorzuliegen. Und Daimler musste drauf reagieren und Geld zurückstellen, weil möglicherweise Klagen kommen."
Möglicherweise auch in den USA. Und das könnte teuer werden.