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Gitarrist Miles Okazaki
Die Kunst der Mehrdeutigkeit

2017 stellte sich Miles Okazaki die Herkules-Aufgabe, sämtliche 70 Kompositionen des Klavier-Individualisten Thelonious Monk alleine auf der Gitarre einzuspielen. Die Sechs-CD-Box „Work“ zeigt ihn als reflektierten Interpreten und brillanten Improvisator. Doch sich damit auf eine eindeutige Sicht auf Monk festzulegen wäre dem New Yorker fremd.

Von Karl Lippegaus |
    Ein dunkelhaariger ernst-schauender Gitarrist ist vor schwarzem Hintergrund zu sehen
    Er hatte sein erstes professionelles Engagement in der Band des großen Soul-Jazz-Saxofonisten Stanley Turrentine: Miles Okazaki (Dimitri Louis, Paris)
    Miles Okazaki liebt starke Konzepte, vertrackte Metren und ausgefallene Harmonien. Aber so durchdacht sein Ansatz ist: Seine Musik spielt - vor allem rhythmisch - mit Vielschichtigkeit, Mehrdeutigkeit und Illusion. Praktisch und theoretisch bezieht Okazaki sich auf ein phänomenales Wissen über die Gitarre im Jazz. 2016 hatte er mit dem Pianisten Craig Taborn seine Vision einer neuen Quartettmusik auf dem Album „Trickster“ vorgestellt. Ein Jahr zuvor veröffentlichte er eine neue Anleitung zum Gitarrenspiel. Prägend für Okazaki (*1974) war vor allem die Mitwirkung in den Bands des Saxofonisten Steve Coleman mit ihrer metrisch hochkomplexen Musik. 2007 erschien Okazakis Plattendebüt „Mirror“, die Umsetzung einer 70-seitigen Partitur. Mittlerweile werden seine Kompositionen kürzer, aber sein Ruhm größer: 2019 wurde er zum „Rising Star Nr. 1“ in der Sparte Gitarristen des "Down Beat"-Magazins gewählt.