UNO-Beratungen in Genf
Globales Abkommen gegen Plastikmüll vorerst gescheitert - Enttäuschung bei Umweltverbänden

Ein globales Abkommen gegen Plastikmüll ist vorerst gescheitert. Rund 180 Länder konnten sich nach drei Jahren Verhandlungen in der Abschlusswoche in Genf nicht auf einen Vertragstext einigen. Wie es weitergeht, blieb zunächst unklar.

    Blick in die Plenarsitzung des zweiten Teils der fünften Sitzung des zwischenstaatlichen Verhandlungsausschusses zur Plastikverschmutzung (INC-5.2) am europäischen Hauptsitz der Vereinten Nationen in Genf.
    Eine Einigung bei den Gesprächen in Genf auf ein UNO-Plastikmüll-Vertrag bleibt ungewiss. (Salvatore Di Nolfi/KEYSTONE/dpa)
    In den vergangenen Tagen hatte sich bereits angedeutet, dass die Positionen der Länder sehr weit auseinanderliegen. Ein Vertragsentwurf, aus dem praktisch alle bindenden Verpflichtungen gestrichen waren, wurde von Dutzenden Ländern zurückgewiesen. Auch ein neuer Entwurf fand keine einhellige Zustimmung, wie der Konferenzvorsitzende Valdivieso sagte.

    Unterschiedliche Positionen

    Auf der einen Seite stehen mehr als 100 Länder mit besonders ehrgeizigen Zielen, die eine Beschränkung der Plastikproduktion auf ein nachhaltiges Niveau fordern. Dazu gehören Deutschland, die EU und Dutzende Länder in Südamerika, Afrika und Asien. Sie wollen auch Einwegplastik wie Becher oder Besteck aus dem Verkehr ziehen, Plastikprodukte zur Mehrfachverwendung und eine Kreislaufwirtschaft fördern, bei der die Rohstoffe eines Produkts aufbereitet und erneut verwendet werden.
    Die zweite Gruppe umfasst die erdölfördernden Staaten wie Saudi-Arabien, Russland und Iran. Sie wollen Produktionsbeschränkungen verhindern. Erdöl ist die Grundlage für die Herstellung von Kunststoffen.

    Enttäuschung nach gescheiterten Verhandlungen

    Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Flasbarth, forderte für die Zukunft eine bessere Organisation der Gespräche. Auch wenn die Interessen der Länder weit auseinander lägen, wäre mehr möglich gewesen. Die Umweltorganisation BUND erwartet nach den gescheiterten Verhandlungen eine steigende weltweite Plastikproduktion. Ohne ein ambitioniertes Abkommen gehe die Vermüllung des Planeten weiter, hieß es. Die Deutsche Umwelthilfe forderte mehr nationale Anstrengungen, um die Auswirkungen von Plastikmüll durch konkrete Maßnahmen einzuschränken.

    Lemke kritisiert Bundesregierung

    Nach Ansicht der früheren Umweltministerin Lemke war auch die Bundesregierung nur halbherzig bei einer stärkeren Regulierung von Plastikmüll dabei. Das SPD-geführte Umweltministerium kämpfe allein auf verlorenem Posten, kritisierte die Grünen-Politikerin im Deutschlandfunk. Die deutsche Industrie lobbyiere massiv, insbesondere bei der Frage von chemischen Zusätzen in Plastik. Deutschland ist der größte Produzent von Kunststoff in der EU.

    Bereits mehrjährige Verhandlungen

    Die UNO-Länder hatten sich selbst 2022 ein klares Ziel gesetzt: Ein rechtlich verbindlicher Vertrag, um die Unmengen von Plastikabfall, die Ökosysteme zerstören und die Gesundheit der Menschen gefährden, einzudämmen. Der Vertrag soll den gesamten Lebenszyklus des Plastiks umfassen, von der Produktion über das Design bis zum Umgang mit Abfall.
    Plastik vermüllt Meere und Umwelt und vergiftet Ökosysteme, tötet Fische und andere Lebewesen und gefährdet die menschliche Gesundheit. Kleinste Partikel werden vermehrt in Organen und auch im Gehirn gefunden.
    Diese Nachricht wurde am 15.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.