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Goppel: Guttenbergs Politikkarriere "im Prinzip vorbei"

Der Ex-Wissenschaftsminister Bayerns, Thomas Goppel (CSU) hält eine Rückkehr Karl-Theodor zu Guttenbergs in die Politik nach dem Entzug seiner Doktorwürde für äußerst unwahrscheinlich. Dieser habe "die entscheidende falsche Vorgehensweise zu verantworten".

Thomas Goppel im Gespräch mit Dirk-Oliver Heckmann | 11.05.2011
    Dirk-Oliver Heckmann: Eigentlich waren wir an dieser Stelle verabredet mit Thomas Goppel, dem ehemaligen CSU-Generalsekretär, zum Fall Guttenberg. Die Universität Bayreuth legt heute ihren Abschlussbericht vor. Leider können wir ihn im Moment nicht erreichen.
    Ich höre gerade, dass Herr Goppel dann doch am Telefon ist. Und jetzt sage ich erst mal schönen guten Morgen, Herr Goppel!

    Thomas Goppel: Ich grüße Sie!

    Heckmann: Schön, dass wir Sie noch erreicht haben, Herr Goppel. Es geht um den Fall Karl-Theodor zu Guttenberg. Die Universität Bayreuth legt heute ihren offiziellen Abschlussbericht vor. Demnach hat Herr zu Guttenberg bewusst getäuscht. Ist er also der Lüge überführt?

    Goppel: Also zu diesem Schluss kommt die einschlägige Institution. Ich habe so ein bisschen einen anderen Eindruck von der Gesamtsache gewonnen, jenseits davon, dass man mit Sicherheit nicht davon reden kann, dass hier alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Da braucht man nicht drüber reden!

    Heckmann: Inwiefern?

    Goppel: Ja gut, wenn jemand am Ende eingestehen muss, dass er einen ganzen Teil des Textes so, wie er da übernommen ist, von Dritten übernommen hat, dann ist nicht alles mit rechten Dingen zugegangen. Ich habe selber auch promoviert und kenne deswegen diesen Vorgang.

    Heckmann: Das heißt, er hat geistiges Eigentum gestohlen?

    Goppel: Das ist etwas, was aber bei uns insgesamt in der Gesellschaft viel zu wenig diskutiert wird und was in einer Fülle von Fällen im normalen Alltag sicherlich auch häufig so läuft, dass man einfach das geistige Eigentum von anderen übernimmt. Das gilt für viele Berufe, die mit den Worten anderer umzugehen haben. Ich nehme mich selbst nicht aus, dass man gelegentlich einen Satz, bloß gelegentlich einen Satz, oder in einem laufenden Text mehrere solcher Stellen oder viele solcher Stellen zu übernehmen, ist natürlich ein Unterschied.

    Noch einmal: Der Fehler, der passiert, ist keinen Streit wert, da brauchen wir gar nicht reden, und das hat der Herr zu Guttenberg ja auch selber zugegeben. Die wesentliche Vorgabe für mich ist, dass die Universität Bayreuth sich selbst reinwäscht. Das halte ich nicht für gut.

    Heckmann: Sie sprechen erneut von einem Fehler. So formuliert das ja auch Herr zu Guttenberg selbst. Aber das bewusste Abschreiben von anderen Werken, das kann man doch nicht als Fehler bezeichnen, oder?

    Goppel: Vom Prinzip her ist zunächst einmal etwas nach seinem Sachverhalt zu beurteilen, und dann ist es nicht in Ordnung und nicht der richtige Vorgang. Die Frage, ob diese Wegnahme von geistigem Gut in einer solchen Form dem Einzelnen so bewusst ist zu dem Zeitpunkt, zu dem er es tut, hängt an vielen, vielen Einzelheiten, die man differenziert beurteilen muss.

    Ich kenne den Herrn zu Guttenberg zu gut, als dass die Unterstellung, die jetzt als Ergebnis herauskommt, nicht auch eine Frage des Umgangs mit dem Text, den er erstellt hat, durch die Universität da wäre. Die Universität beziehungsweise der Doktorvater muss sich intensiv um eine Aufgabe kümmern.

    Heckmann: Sie haben ja gerade eben gesagt, Herr Goppel, die Universität, die wasche sich rein, das sei nicht in Ordnung. Wälzen Sie damit aber nicht die Verantwortung für ein schwerwiegendes Fehlverhalten des ehemaligen Ministers ab?

    Goppel: Nein, tue ich überhaupt nicht. Die wesentliche Frage, ist die Beantwortung durch den Entzug des Doktorgrades in Ordnung beziehungsweise so die Folge und dabei gar nicht zu diskutieren. Aber ein Doktorvater, der summa cum laude vergibt und die eigenen Textstellen nicht einmal sieht beziehungsweise nicht erkannt hat, die da angeblich auch dabei sind, ist jemand, der im Betreuen des Doktoranden nicht genau genug und konkret genug gewesen ist.

    Und ich meine, wenn man so etwas hinter sich hat, dann kann man nicht am Ende sagen, ach, das ist alles der, sondern das muss man unterwegs mit dem Doktoranden auch besprechen. Da macht es sich die Universität zu einfach.

    Heckmann: Herr Goppel, Sie haben vor einiger Zeit von einer konzertierten Aktion der Medien gesprochen. Guttenberg solle madig gemacht werden, richtig fertig gemacht werden, haben Sie gesagt. Halten Sie diese Aussage aufrecht?

    Goppel: Vom Prinzip her in der Art und Weise des Umgangs miteinander ja. Aber sie hat natürlich nichts mit der Tatsache zu tun, dass der Angesprochene selber den großen entscheidenden falschen, die entscheidende falsche Vorgehensweise zu verantworten hat. Da gibt es keine Frage.

    Heckmann: Die CSU hoffte und hofft wo möglich weiter auf ein politisches Comeback von Karl-Theodor zu Guttenberg. Ist dieser Traum jetzt geplatzt?

    Goppel: Das ist nicht ein Traum, der platzen konnte; das ist im Prinzip vorbei. Ich glaube allen Ernstes, dass man in einer solchen Geschichte mit einem solchen Ergebnis, mit solchen Vorgaben nicht davon reden kann, dass man morgen in der Politik wiederkommt, wobei das nicht und nie nie auszuschließen ist. Das haben wir oft genug erlebt.

    Heckmann: Das heißt, Sie schließen eine Rückkehr von zu Guttenberg morgen aus, aber nicht in der mittelfristigen Perspektive?

    Goppel: Ich weiß nicht, ob die mittelfristige Perspektive Gegebenheiten ergibt, bei denen wir in der Politik dankbar sind, wenn ein Talent wie er im Prinzip sich wieder betätigt. Das kann ich nicht ausschließen. Ich selber glaube nicht daran, weil in einer solchen Situation man dann wohl sich am besten aus der Szene zurückzieht.

    Heckmann: Im Deutschlandfunk-Interview war das der ehemalige CSU-Generalsekretär und Wissenschaftsminister Bayerns, Thomas Goppel. Wir haben gesprochen über den Fall Karl-Theodor zu Guttenberg, heute legt die Universität Bayreuth ihren Abschlussbericht vor. Herr Goppel, ich danke Ihnen für das Gespräch.