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Griechenland
Der harte Kampf um Kundschaft

Die Wirtschaft in Griechenland schwächelt, viele Menschen kaufen weniger ein. Nicht wenige Ladenbesitzer in Athen haben schon aufgegeben. Aber nicht überall läuft das Geschäft schlecht - wer frühzeitig auf das richtige Sortiment gesetzt hat, dem geht es heute gut.

Von Panajotis Gavrilis | 23.06.2015
    Das griechische Traditionsinstrument "Bouzouki" im Geschäft von Jorgos Polidorou in Athen.
    Das griechische Traditionsinstrument "Bouzouki" im Geschäft von Jorgos Polidorou in Athen. (Deutschlandradio / Panajotis Gavrilis)
    In seinem Musikgeschäft zeigt Jorgos Polidorou einer Kundin, wie das griechische Traditionsinstrument "Bouzouki" klingt. Es sieht aus wie eine Mischung aus einer Gitarre und Mandoline. Dieses handgefertigte Exemplar aus Eichenholz und mit drei Doppelsaiten kostet 500 Euro. Der kleine Musikladen ist im touristischen Viertel eine Ausnahme, denn trotz Krise läuft das Geschäft verhältnismäßig gut, sagt der Besitzer Jorgos Polidorou.
    "Gott sei Dank geht es uns gut. Aber ich muss zugeben, der Druck ist unheimlich groß, die Gewinne sind fast bei Null wegen der Steuern. Aber wir versuchen alles, geben nicht auf."
    Eigentlich ist Giorgos Polidoru studierter Biologe, hat sich vor 15 Jahren aber entschieden, den "Bouzuki-Shop" von seinem Vater zu übernehmen. Er expandierte und besitzt heute drei Musikgeschäfte, im vergangenen Jahr hat er zusätzlich sogar ein Kleidungsgeschäft eröffnet.
    "Trotz der Krise versuchen wir zu investieren. Wir bringen große Marken hierher, wir kaufen teure Instrumente ein. Und das zieht neue Kunden an. Aber viele andere haben nicht investiert. Weil sie nicht wollten oder vor allem weil sie nicht konnten."
    Viele Geschäfte geschlossen
    Einer, der nicht investieren kann, ist Thanassis Georgopoulos. Abseits vom belebten Touristenviertel, in einer ruhigen Seitenstraße verkauft er Socken und Strumpfhosen. Er sitzt draußen vor seinem Geschäft und schaut auf die vollgepackten Sockenkörbe. Von Kundinnen keine Spur, Alltag für ihn.
    "Die Leute sind arm. Ich verkaufe Artikel mit einem Wert von gerade einmal einem Euro. Und trotzdem: Kunden fragen mich: Kannst du es mir günstiger geben?"
    Bis vor ein paar Jahren belebten noch 50 Geschäfte die Seitenstraße. Alte Schaufensterscheiben sind vollgeschmiert und mit Plakaten zugeklebt.
    "Wie du siehst: Ich, der Friseurladen und die Bäckerei-Kette sind noch übrig geblieben. Alles andere, die ganze Straße runter hat dicht gemacht. Nichts hat standgehalten."
    Der 53-jährige Familienvater konnte die letzten Monatsmieten nicht bezahlen, hat sich verschuldet. Der Einzelhändler wirkt verbittert. Nach über 30 Jahren hat er Angst, dass er zumachen muss.