
Aber auch Unternehmen, die ihre Produkte exportieren, sind mehr und mehr betroffen, sagt Athanasios Kelemis, Geschäftsführer der deutsch-griechischen Industrie- und Handelskammer in Athen. "Das liegt daran, dass sie Vorprodukte und Rohstoffe nicht importieren können. Folglich müssen sie ihre Mitarbeiter in Zwangsurlaub schicken, was sehr viele im Handel bereits getan haben. Der nächste Schritt sind Massenentlassungen und Schließungen von Unternehmen."
So muss eine Brauerei jetzt eine ihrer Produktionslinien schließen, weil sie im Moment keine Bierdosen mehr aus dem Ausland geliefert bekommt. Die griechische Wirtschaft ist in besonderem Maße von Importen abhängig. Viele Dinge werden im Land nicht produziert. Das wirkt sich jetzt besonders negativ aus.
Viele Lieferanten zweifeln, ob ihre griechischen Kunden in ein paar Wochen noch zahlungsfähig sind und verlangen Vorkasse. Wegen der Kapitalverkehrskontrollen können die Firmen aber nur mit einer Ausnahmegenehmigung Geld ins Ausland überweisen.
Dabei hat die griechische Wirtschaft durchaus Erfolgsstorys zu bieten. Es gibt eine wettbewerbsfähige Pharmaproduktion im Bereich Generika. Die Lebensmittelindustrie hat eine starke Position. Und auch in Nischen wie der Mikroelektronik wachsen Top-Firmen nach.
In den vergangenen fünf Krisenjahren hat sich die Situation nicht verbessert. Im Unterschied zu anderen Ländern wie Portugal oder Spanien gelang es Griechenland nicht, den Export von Industriegütern zu steigern. Und davon hängt der Wohlstand eines Landes maßgeblich ab.
Der Schwerpunkt der Rettungsprogramme lag bisher vor allem darauf, einen ausgeglichenen Staatshaushalt zu erreichen. Sollten sich Griechenland und die Geldgeber tatsächlich auf ein neues Reformpaket einigen, würde es auch Milliardeninvestitionen enthalten, um die griechische Wirtschaft zu modernisieren. Dies sei eine große Chance, findet Kelemis: "Man muss das Geld für die Entwicklung neuer Produkte und neuer Unternehmen einsetzen, etwa bei der Förderung von Spin-off- und Start-up-Unternehmen. Wir brauchen hochwertige Industriegüter und Produkte, die einen sehr hohen Anteil an der Wertschöpfung hier im Lande haben."
Aber solange sich nichts an der unsicheren Situation ändert, gibt es überhaupt keine Investitionen. Selbst die innovativen griechischen Firmen, die das Netzwerk endeavor betreut, sitzen derzeit auf dem Trockenen, sagt Charis Makryniotis: "Investitionen sind in den letzten zwei, drei Monaten zum Stillstand gekommen. In den ersten Monaten dieses Jahres ist noch etwas passiert. Ich hoffe, das geht weiter, wenn diese Unsicherheit ausgeräumt ist, damit die Firmen wieder wachsen können."
Zu viel erwarten dürfe man aber auch nicht, meint IHK-Geschäftsführer Kelemis. "Es gibt industrielle Bereiche, bei denen es sich lohnt zu investieren - aber mit Sicherheit wird Griechenland keine Automobilnation werden".