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Griechische Inseln
Werbekampagnen sollen Image aufpolieren

Samos, Chios, Lesbos oder Kos: Aus den Trauminseln waren plötzlich Flüchtlingsinseln geworden. Das war im Sommer 2015. Mittlerweile kommen kaum noch Flüchtlingsboote nach Griechenland. Doch viele Touristen scheinen vor einem Griechenlandurlaub immer noch zurückzuschrecken.

Von Michael Lehmann | 11.07.2017
    Samos (Griechenland): Kiesstrand in einer Badebucht bei Pythagorion im Südosten der griechischen Insel Samos.
    Viele Touristen zögern immer noch, einen Griechenlandurlaub zu buchen. (dpa / picture alliance / )
    Im Sommer 2015 war das berechtigt. Tausende Migranten kamen da oft an einem einzigen Tag mit Booten von der Türkei. Inzwischen meldet das Migrationsministerium an vielen Tagen null Neuankünfte, an manchen ein paar Dutzend. Dass immer noch Touristen aus Angst nicht nach Samos kommen, kann Tavernenwirtin Maria Chrissi nicht verstehen.
    Sie sei sich sicher, dass keine Rettungswesten mehr am Strand zu finden sind, wie in manchen Zeitungen immer noch behauptet wird.
    Verwunderung auch auf der Insel Chios, wo die Buchungszahlen in diesem Jahr zwar besser, aber immer noch nicht richtig gut sind. Wanderführer Giorgos sagt, wer sich von angeblichen Flüchtlingsdramen abschrecken lasse, sei selbst schuld:
    "Wenn Sie hier unterwegs sind, sehen Sie vielleicht mal eine syrische Frau – davon gibt es in München Tausende – wo ist das Problem?"
    Von Flüchtlingen weit und breit keine Spur
    Ein wenig Bammel vor Begegnungen mit Flüchtlingsschiffen hatte Eva Rembold aus Stuttgart. Sie war im Segelboot in der Ägäis unterwegs bis vor ein paar Tagen. Kein einziges Flüchtlingsboot hat sie gesehen und nur nette Flüchtlinge habe sie getroffen, erzählt sie, und vor allem viele lebenslustige Griechen:
    "Es war wirklich eine sehr große Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Wir hatten schöne Kontakte - haben diesen Urlaub sehr genossen. Ein sehr, sehr, schönes Land haben wir erlebt".
    Bei etwa 16.000 Küsten-Kilometern in Griechenland kann sich eigentlich jeder Tourist leicht ausmalen, wie unwahrscheinlich es grade für ihn ist, mit einem der immer noch ankommenden wenigen Flüchtlingsboote in Kontakt zu kommen. Auf den meisten der gut 160 bewohnten griechischen Inseln werden Touristen keinen einzigen Flüchtling entdecken können. Und trotzdem müssen sich die als Flüchtlingsinseln berühmt-berüchtigt gewordenen Eilande gute Werbekampagnen einfallen lassen, um ihr Image als Traum-Urlaubszielweiter aufzupolieren. Auf der Insel Chios gibt es dafür sogar einen Sonderbeauftragten im Bürgermeisteramt – Dimitris Karalis:
    "Wir haben 90 Strände zur Auswahl – belebte, mit viel Angeboten und sehr ruhige. Bei uns können sie wirklich sehr lange Urlaub machen".