Mittwoch, 08. Mai 2024

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Inhaftierte US-Basketballerin Griner
SPD-Sportpolitikerin Poschmann lehnt Gefangenen-Austausch mit Tiergarten-Mörder ab

US-Basketballerin Brittney Griner ist zu neun Jahren Haft durch ein russisches Gericht verurteilt worden. Sabine Poschmann, SPD-Sportpolitikerin, findet das Urteil überhöht und hofft, dass sich die USA von Russland nicht erpressen lässt. Einen Austausch mit dem Tiergarten-Mörder fände sie unakzeptabel.

Sabine Poschmann im Gespräch mit Maximilian Rieger | 06.08.2022
Ein Polizist nimmt der US-Basketballspielerin Brittney Griner in einem Gerichtssaal in der Nähe von Moskau am 2. August 2022 vor Beginn der Anhörung die Handschellen ab.
US-Basketballspielerin Brittney Griner in einem Gerichtssaal bei Moskau vor Beginn der Anhörung. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Evgenia Novozhenina)
Brittney Griner sitzt seit dem 17. Februar in russischer Haft. Sie hatte bei der Einreise Vape-Kartuschen mit Haschischöl im Gepäck. Ein Arzt in den USA hatte ihr das Cannabis verschrieben, in Russland ist der Besitz aber illegal. Das Hafturteil von neun Jahren ist dennoch im Vergleich zu anderen Fällen überhöht, findet SPD-Politikerin Sabine Poschmann: „Die Höhe des Strafmaßes zeigt mir, dass es politisch motiviert ist.“
Es entstehe der Eindruck, dass Griner eine politische Gefangene sei, auch weil sie als Sportlerin stark in der Öffentlichkeit stehe und dadurch mehr Druck auf die US-Regierung ausgeübt werden könne. Das Ziel laut Poschmann: Ein Gefangenenaustausch.

Kein Gefangenenaustausch gegen Mörder

Spekuliert wird, dass Russland die Freilassung des Waffenhändlers Wiktor But erreichen möchte, der in den USA festsitzt. Laut CNN und Washington Post könnte Russland auch den Mann einbeziehen wollen, der 2019 im Berliner Tiergarten einen tschetschenischen Exilanten erschossen hatte und zu lebenlanger Haft verurteilt worden ist.
Die vergleichsweise harmlose Straftat von Griner stehe in keinem Tauschverhältnis zu denen von Hochkriminellen, so Poschmann im Deutschlandfunk. „Man sieht ganz klar, dass hier Zivilpersonen instrumentalisiert werden für einen Austausch. Und - wenn die Spekulationen denn zutreffen - gegen einen Austausch von Hochkriminellen, und das halte ich für nicht akzeptabel.“
Die SPD-Abgeordnete plädiert dafür, dass weiter über einen Tausch verhandelt wird: „Hier darf man sich auch nicht auf die Schnelle erpressen lassen, sondern muss dann schon diplomatisch versuchen, einen anderen Weg zu finden, andere Personen oder was man auch immer man anbieten kann. Aber nicht gegen Mörder.“

Umgang mit Griner bestätigt Ausschluss Russlands als Gastgeberland

Die Basketballerin wurde kurz vor dem russischen Angriff gegen die Ukraine festgenommen. Ihr Fall bestätigt laut Poschmann die Maßnahmen, die in der Sportpolitik wegen des Krieges ergriffen worden sind, nämlich keine internationalen Events in Russland auszutragen. Dies sei auch geschehen, um die Sicherheit für Sportler*innen und Fans zu gewähren. Aber auch für die Zeit nach dem Krieg müsse man sich Gedanken machen, in welche Länder man bestimmte Spiele vergebe:
„Ich glaube, in Russland ist es erstmal in weite Ferne gerückt. Es ist schon schwierig in so ein Land, was dann auch die Justiz politisch ausnutzt und Menschen instrumentalisiert, dort wieder friedliche Spiele stattfinden zu lassen. Das halte ich für sehr fragwürdig.“
Das IOC, in dem weiterhin auch russische Funktionäre Mitglieder sind, hat sich bis jetzt nicht offiziell zum Fall Griner geäußert. Ob diese Funktionäre Einfluss nehmen, kann nur vermutet werden, sagt Poschmann: „Von daher halte ich es für nicht richtig, dass Funktionäre doch noch in so hohen Positionen sitzen. Aber natürlich müsste sich das IOC äußern in so einem Fall.“