
Der bahnpolitische Sprecher der Partei, Gastel, sagte im Deutschlandfunk, der Austausch von Köpfen helfe nichts, wenn die Bedingungen, unter denen die Bahn arbeiten müsse, nicht stimmten. Schnieder habe aus seinem angekündigten Bahnkonzept bisher nichts benennen können. Genau darin zeige sich das Problem. Diese Koalition wisse nicht, was sie wolle. Zudem halte sie die Bahn stark unterfinanziert - und das trotz beschlossenem Sondervermögen für Infrastruktur. Bis 2029 würden absehbar 17 Milliarden Euro fehlen.
Gewerkschaft EVG warnt vor Führungsvakuum bei der Bahn - GDL begrüßt Schritt
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) begrüßte das vorzeitige Aus von Bahnchef Lutz. Die Entlassung sei eine notwendige Konsequenz des jahrelangen Missmanagements, das die Deutsche Bahn immer tiefer in die derzeitige Krise geführt habe, erklärte der GDL-Bundesvorsitzende Reiß am Abend und fügte hinzu: "Diese Entscheidung war richtig und unumgänglich."
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG warnte vor einem Führungsvakuum bei der Bahn. Verkehrsminister Schnieder werde jetzt daran gemessen werden, ob seiner Entscheidung eine schnelle Lösung folge "oder ob sich die Situation bei der Bahn noch verschärft", sagte EVG-Chef Burkert der Nachrichtenagentur AFP.
Schnieder (CDU) nennt die Lage bei der Bahn "dramatisch"
Schnieder hatte zuvor bekanntgegeben, dass der noch bis 2027 laufende Vertrag von Lutz in Einvernehmen vorzeitig beendet werde. Der CDU-Politiker bezeichnete die Lage als "dramatisch". Die Bahn müsse pünktlich, sicherer und sauberer sein, der Konzern schneller, schlanker und wirtschaftlicher werden, betonte er: "Die Suche nach einem neuen Bahnchef, einer neuen Bahnchefin hat mit diesem Augenblick begonnen." Lutz werde seine Aufgaben noch so lange wahrnehmen, bis die Nachfolge geregelt sei. Es sei Zeit für eine Neuaufstellung, sowohl strukturell als auch personell, ergänzte Schnieder.
Lutz leitet die Bahn seit Anfang 2017. Davor war er seit 2010 Finanzvorstand der DB. Die neue Bundesregierung hatte in ihrem Koalitionsvertrag eine Neuaufstellung des Aufsichtsrats und des Bahn-Vorstands angekündigt. Bahn-Chef Lutz galt laut Deutscher Presse-Agentur schon seit Monaten als angezählt. Zu groß sei die wirtschaftliche und betriebliche Krise, in der die Bahn seit Jahren stecke. Zuletzt sorgte vor allem die marode Infrastruktur für große Probleme. Die Pünktlichkeit im Fernverkehr sank von 78,5 Prozent im Jahr 2017 auf 62,5 Prozent im vergangenen Jahr. Deutliche Verbesserungen sind bislang nicht in Sicht.
Bahn steckt mitten in enormem Sanierungsprozess
Nach der Riedbahn zwischen Frankfurt am Main und Mannheim ist aktuell die viel befahrene Strecke Hamburg-Berlin für mehrere Monate gesperrt. Der gesamte Sanierungsprozess wird voraussichtlich ein Jahrzehnt dauern und für viele Reisende zu Einschränkungen führen.
Auch wirtschaftlich ist die Bahn in Schieflage. Seit Jahren schreibt der bundeseigene Konzern rote Zahlen. Zuletzt hatte die Bahn zudem mit weiteren Meldungen negative Schlagzeilen gemacht. So entschied ein Gericht, dass die Deutsche Bahn die milliardenschweren Mehrkosten des Bahnprojekts Stuttgart 21 alleine tragen muss. Ende Juli teilte das Unternehmen mit, dass das Betriebsergebnis vor Steuern und Zinsen im ersten Halbjahr um 239 Millionen gefallen ist.
Diese Nachricht wurde am 15.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.