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Halbleiterfertiger
Globalfoundries übernimmt IBM-Chipsparte

Nach einem schwachen Quartal trennt sich IBM von der nächsten Problemsparte und muss dafür Milliardenbelastungen verkraften. Das defizitäre Halbleitergeschäft gehe an Globalfoundries, teilte der Technologiekonzern mit. Allerdings muss IBM dafür kräftig draufzahlen.

Von Michael Braun | 20.10.2014
    Das Unternehmen Globalfoundries in Malta (New York), aufgenommen am 17.04.2013. Foto: Arno Burgi dpa
    Das Unternehmen Globalfoundries in Malta (New York) (picture alliance / dpa / Arno Burgi)
    Dass Rechner und die Software dazu "IBM-kompatibel" seien, galt mal als erstrebenswert in der Technologiebranche. Das ist vorbei. IBM ist zumindest wirtschaftlich zum schlechten Vorbild abgestiegen. Der Konzern schlägt los, was zu verkaufen ist, die verlustreiche Chipsparte etwa. Die konnte der Konzern nur abstoßen, weil er zu den Fabriken und Patenten noch eine Mitgift von 1,5 Milliarden Dollar obendrauf legte. Markus Friebel, Techonolgieanalyst von Independent Research, erklärt, warum IBM verkaufte:
    "Zum einen liegt das Halbleitergeschäft überhaupt nicht in dem Bereich, wo sich IBM zukünftig fokussieren will. Das ist Software und Dienstleistungen. Da passen halt Halbleiter überhaupt nicht dazu. Zum anderen ist das Halbleitergeschäft, gerade das von IBM, extrem investitionsintensiv und ein absoluter Verlustbringer. Und das loszuwerden, war wirklich ratsam, dass das auch wirklich sehr schnell geschieht."
    Käufer ist ein amerikanischer Halbleiterhersteller namens Globalfoundries, der ausschließlich Auftragsfertigung betreibt. Eigentümer ist ein Staatsfonds aus Abu Dhabi. Ihm gehören auch die Chipfabriken, die AMD einst in Dresden betrieb. Globalfoundries gewinne mit dem Halbleitergeschäft von IBM eine neue Größe, sagte IBM-Finanzvorstand Martin Schroeter am Nachmittag in einer Telefonkonferenz. Der Verkauf sei auf lange Sicht das Richtige für das einstige IBM-Halbleitergeschäft:
    "Clearly, this is the right move for our business for the long term."
    Auch Analysten können verstehen, warum Globalfounderies eingewilligt hat. Markus Friebel:
    "Globalfoundries hat ja schon im Vorfeld die Produktionsstätten der Halbleitersparte von IBM bewertet und kam auf das Ergebnis, dass diese null wert sind. Also lag der Fokus von Globalfoundries allein auf dem Patentportfolio. Das ist definitiv was wert, weil dadurch kann jetzt Globalfoundries zu dem Halbleiterhersteller mit dem größten Patentportfolio aufsteigen."
    IBM-Finanzvorstand Schroeter kündigte an, IBM wolle sich auf margenstarkes Geschäft konzentrieren, Aktivitäten, die mit Software und dem boomenden Cloud Computing zur Datenauslagerung ins Internet zu tun haben. Deshalb würden auch weitere Umsätze abgegeben, die die auf Marge ausgerichtete Strategie nicht unterstützten.
    Aber erst einmal wurden die Ziele für 2014 gekürzt und für 2015 infrage gestellt. Denn im dritten Quartal fiel der Umsatz um vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 22,4 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn brach von vier Milliarden auf schmalste 18 Millionen Dollar ein: Folge der Mitgift und der Abschreibungen beim Halbleitergeschäft. Die Börse zeigte ihre Enttäuschung deutlich.