Montag, 29. April 2024

Doping im Tennis
Warum die Sperre gegen Simona Halep verkürzt wurde

Die Doping-Strafe von Tennis-Superstar Simona Halep ist deutlich verkürzt worden. Sie kehrt zurück, anstatt noch über drei Jahre suspendiert zu bleiben. Wichtige Faktoren für die Entscheidung: Haleps finanzielle Möglichkeiten und schwammige Beweise.

Jannik Schneider im Gespräch mit Maximilian Rieger | 09.03.2024
Halep schlägt mit aufgerissenem Mund und angespannten Muskeln eine Rückhand.
Simona Halep bei ihrem Erstrunden-Match bei den US Open 2022. Bei diesem Turnier wurde sie positiv getestet. (IMAGO / Shutterstock / IMAGO / Javier Garcia / Shutterstock)
Das Medikament Roxadustrat verbessert die Fähigkeit des Blutes, Sauerstoff zu transportieren. Damit verbessert es die körperliche Leistungsfähigkeit, weshalb es auf der Dopingliste steht. Trotzdem wurde das Mittel nach ihrem Erstrunden-Aus bei den US Open im Blut der Tennisspielerin Simona Halep gefunden.
Der zweite Vorwurf gegen Halep waren Auffälligkeiten in ihrem biologischen Blutpass. Darin werden Blutwerte von Sportlern fortlaufend festgehalten, um anhand von Auffälligkeiten Doping nachzuweisen. Die Internationale Tennis-Integritäts-Agentur ITIA hatte die Unregelmäßigkeiten als Zeichen für Blutdoping gewertet - und Halep wegen dieser zwei Vergehen für vier Jahre gesperrt.
Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) glaubt Simona Halep allerdings, dass sie das Medikament Roxadustrat versehentlich zu sich genommen hat. Und für den Vorwurf des Blutdopings gebe es nicht genug sichere Beweise. Deswegen verkürzt der CAS Haleps Strafe auf neun Monate, sie kann ab sofort wieder spielen.
Halep argumentiert, dass sie das Roxadustrat über verunreinigtes Nahrungsergänzungsmittel zu sich genommen habe. In dem sei demnach das Medikament enthalten, aber nicht angegeben gewesen, erklärt der freie Sportjournalist Jannik Schneider, der seit Jahren zu Doping recherchiert.

Haleps finanzielle Mittel helfen

Die Süddeutsche Zeitung schreibt, dass Halep ihre Verteidigung mit einer eigens angefertigten Studie hinterlegt habe. Darin wurde an einer Versuchsperson nachgewiesen, dass sich Roxadustananteile in einem Nahrungsergänzungsmittel nach der Einnahme auch in Blutwerten niederschlagen.
Im Prozess sei spürbar gewesen, dass Simona Halep als ehemalige Weltranglistenerste mit mehreren Grand-Slam-Turniersiegen über größere finanzielle Mittel verfügt. Sie sei mit vielen Experten und Anwälten beim CAS erschienen, höre man vonseiten der ITIA, berichtet Schneider.
Das Urteil sei ein schwerer Schlag für die Glaubwürdigkeit der ITIA, so Schneider. Die wurde 2021 gegründet, um eben diese Glaubwürdigkeit herzustellen, die der Internationale Tennisverband nicht hatte, als er Entscheidungen in Dopingfragen noch selbst fällte. Von 2013 bis 2019 wurde nur etwa ein Drittel der Athletinnen und Athleten nach positiven Dopingbefunden auch wirklich verurteilt.

Zu wenige Blutproben für den Blutpass

Die Sperre von vier Jahren, die auf wahrscheinliche Ursachen für ihre Befunde und nicht auf klaren Beweisen gefußt habe, sei gegen eine sehr gute Verteidigung nicht ausreichend gewesen, sagt Schneider.
Besonders Sperren auf Grundlage des biologischen Blutpass sind im Moment noch angreifbar. Bei Halep reichten die Befunde dem CAS nicht, vor allem weil es zu wenige Blutproben von ihr gegeben habe, sagt Schneider. Für ihn ein generelles Problem:
„Es braucht mehr Bluttests, um mutmaßliches Eigenblut-Doping und Epo-Vergehen zu beweisen. Aber es braucht auch mehr Bluttests, damit dieser biologische Blutpass effektiver wird. Und wenn man nicht genügend Bluttests hat, dann hat man ja auch nicht genügend Mittelwerte und gute Werte, um dann Sportler:innen des Blutdopings zu überführen.“