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Hambacher Forst
Umweltschützer fordern weiter Erhalt des Waldes

Am Tag nach dem tödlichen Unfall im Hambacher Forst herrschte im Wald weitestgehend Ruhe. Die Räumungsarbeiten bleiben bis auf Weiteres unterbrochen. In Düsseldorf übergaben derweil Umweltschutz-Organisationen der NRW-Landesregierung mehr als eine halbe Million Unterschriften - für den Erhalt des Waldes.

Von Vivien Leue | 20.09.2018
    Umweltorganisationen übergeben Appell zur Rettung des Hambacher Forstes an die NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU)
    Umweltorganisationen übergeben Appell zur Rettung des Hambacher Forstes an die NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) (dpa/picture alliance/Federico Gambarini)
    Nach dem Tod eines jungen Journalisten im Hambacher Forst gestern Nachmittag, stand der Tag heute im Zeichen der Trauer. Im Wald herrschte Ruhe, an der Unglücksstelle sammelten sich Kerzen und Blumen.
    Das Unglück überschattete auch eine Veranstaltung vor dem Düsseldorfer Landtag. Dort waren rund 50 Menschen zusammengekommen, um der NRW-Landesregierung mehr als 500.000 Unterschriften für den Erhalt des Hambacher Forstes zu übergeben.
    "Ich glaube, das ist uns nach gestern allen klar, dass wir jetzt einen Moment des Innehaltens brauchen", sagte Luise Neumann-Cosel von der Bürgerbewegung Campact, die gemeinsam mit Vertretern der Umweltverbände Greenpeace und BUND die Unterschriften an die nordrhein-westfälische Umweltministerin Ursula Heinen-Esser übergab. Die Ministerin sagte, sie verstehe die Sorgen der Unterzeichnenden:
    "Sie können davon ausgehen, dass ich als Umweltministerin und ich lange auch mit Paris beschäftigt war mit dem Klimaabkommen, ich das sehr sehr ernst nehme und wir das hier auch sehr sehr beachten."
    "Es ist noch nicht zu spät, den Klimawandel beherrschbar zu machen"
    Die Umweltschützer hoffen, dass die nach dem Unglück vorerst gestoppten Räumungen im Hambacher Forst weiter ausgesetzt bleiben – zumindest, bis es eine politische Lösung gibt.
    "Wir brauchen ganz, ganz dringend auch eine politische Einigung, nicht nur zum Hambacher Wald, sondern auch zum Kohleausstieg, und die darf RWE nicht weiter gefährden, indem sie im Hambacher Wald ohne Not rodet", so Neumann-Cosel.
    Tina Seibert von der Jugendorganisation des BUND machte klar, dass viele junge Menschen nicht nachvollziehen könnten, dass die Politik den drohenden Klimawandel offenbar nicht ernst nehme:
    "Es ist einfach eine historische Zeit, in der wir leben und noch ist es noch nicht zu spät, den Klimawandel beherrschbar zu machen und es ist einfach ein so großes Thema."
    Verleiher zieht Hebebühnen aus dem Wald ab
    Auch der junge Journalist und Blogger, der gestern im Hambacher Forst aus etwa 15 Metern Höhe abstürzte und ums Leben kam, hatte sich für die Anti-Kohle-Bewegung eingesetzt. Er wollte eine Dokumentation über die Waldbesetzer drehen und war in den letzten Wochen dafür fast täglich im Wald.
    Warum er abstürzte, untersucht derzeit die Kriminalpolizei. Die zuständige Staatsanwaltschaft sagte aber schon heute, Zeugenaussagen und Videomaterial deuteten darauf hin, dass sich in der Nähe des Journalisten keine Menschen aufhielten. Es handle sich wohl um ein tragisches Unglück.
    Die Räumungen der noch verbliebenen gut zehn Baumhäuser dürften unterdessen schwieriger werden, wenn sie demnächst wieder aufgenommen werden: Der Verleiher der Arbeitsbühnen, die bisher im Hambacher Forst eingesetzt waren, die Firma Gerken, kündigte an, dass sie ihre Geräte abziehe. Sie sei mit dem Einsatz im Wald nicht einverstanden.