Freitag, 26. April 2024

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Corona-Fälle bei Handball-EM
"Die Situation gibt keinen Abbruch her"

Dutzende Spieler sind bei der Handball-EM positiv auf Corona getestet worden. Trotzdem wird das Turnier durchgezogen, auch weil den Verbänden rigorose Strafen drohen. EHF-Generalsekretär Martin Hausleitner erklärt das im DLF mit wirtschaftlichen Zwängen und einem Wandel im Umgang mit Corona.

Martin Hausleitner im Gespräch mit Maximilian Rieger | 23.01.2022
Slowakei, Bratislava: Handball, EM, Hauptrunde, Gruppe 2, 1. Spieltag, Deutschland - Spanien: Deutschlands Julian Köster (2.v.r) versucht sich gegen die spanische Abwehr durchzusetze
Julian Köster gegen Spanien. Der DHB wollte dieses Spiel eigentlich wegen zu vieler Corona-Fälle verschieben. (Marijan Murat/dpa)
Die ersten deutschen Handballer reisen ab. Beim ersten Spiel gegen Belarus standen Luca Witzke und Lukas Mertens noch auf der Platte. Danach hat es sie, wie viele andere ihrer Teamkollegen, erwischt: positiver Corona-Test. Und weil eine Rückkehr in den Kader unwahrscheinlich geworden ist, dürfen sie jetzt nach Hause.

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Das Turnier geht trotzdem weiter. "Es gibt mittlerweile auch ein ganz klares Bekenntnis der Verbände, gemeinsam mit uns dieses Turnier zu spielen. Und das ist die Basis dafür, dass wir dieses Spiel oder dieses Turnier bis zum Ende spielen", sagt Martin Hausleitner, Generalsekretär des Europäischen Handballverbandes EHF im Deutschlandfunk.
Die Spieler der deutschen Handball-Nationalmannschaft singen Arm in Arm die Nationalhymne vor dem EM-Spiel gegen Spanien
Die Spieler der deutschen Handball-Nationalmannschaft singen Arm in Arm die Nationalhymne vor dem EM-Spiel gegen Spanien
Rückkehr von Sportlern nach Corona
Sportmediziner: „Hohe Verantwortung für die Mannschaftsärzte“

Bei der Handball-EM gibt es immer mehr Coronafälle. Davon betroffen ist auch die deutsche Auswahl. Die Spieler, bei denen die Infektion weitgehend symptomlos verläuft, hoffen auf eine baldige Rückkehr in das Turnier. Das ist sogar möglich, erklärt Sportmediziner Wilhelm Bloch – er rät aber zur Vorsicht.
Für einen möglichen Rückzug des massiv von Coronainfektionen betroffenen deutschen Teams hatten Hausleitner und die EHF erhebliche Strafen angekündigt: Keine Teilnahme an der kommenden Weltmeisterschaft und möglicherweise auch Schwierigkeiten mit der in Deutschland geplanten Europameisterschaft 2024. Den Grund für diese Strafandrohung erklärt Hausleitner damit, dass das Umfeld der EM ein wirtschaftliches sei, dass sich nicht nach Corona richte.

Vom Bubble-Konzept ganz klar abgerückt

Die EHF müsse den Umgang mit der Pandemie in ganz Europa im Auge behalten und nicht nur in einzelnen Ländern wie Deutschland oder Österreich. Auch wenn etwa im deutschen oder niederländischen Team Infektionen dazu geführt hatten, dass völlig andere Spieler als die ursprünglich nominierten auf dem Feld standen: "Die Situation und das in Abstimmung mit allen Beteiligten gibt es momentan nicht her, dieses Turnier abzubrechen."
Martin Hausleitner
"Ohne Corona wäre alles rosarot", hatte EHF-Generalsekretär Hausleitner in einer Medienrunde gesagt. (picture alliance / Horst Galuschka/dpa)
Als EHF habe man eine "Botschafts-Funktion, Handball zu zeigen", außerdem gebe es Verpflichtungen gegenüber den Nationalverbänden. Für diese Verbände seien die Einnahmen aus der EM ebenfalls wichtig.

"Niemandes Gesundheit wird gefährdet"

Beim Konzept ohne Bubbel habe man sich nicht von den Vorstellungen etwa in Ungarn beeinflussen lassen, meint Hausleitner und nennt die Eigenverantwortung der Spieler als wichtigen Faktor: "Was wir definitiv nicht mehr verantworten wollten, war ein vollkommen isolieren der Sportler. Und da hat es auch einen klaren Wunsch gegeben, dass das nicht mehr so gemacht wird: erwachsene Menschen in Hotels zu isolieren und dann vielleicht auch noch zu bestrafen, wenn sie auf die Straße gehen. Von dem Konzept, sind wir ganz klar und bewusst abgerückt."
Dies spiegle auch wider, dass es generell einen Wandel im Umgang mit Corona in mehreren europäischen Ländern gegeben habe. Zudem werde dadurch, dass an der EM nur geimpfte oder genesene Spieler und Betreuer teilnehmen, "Niemandes Gesundheit gefährdet", so Hausleitner.