Er habe eine gespaltene Meinung zur Leistung der deutschen Handballer bei der Weltmeisterschaft in Polen und Schweden, sagt Heiner Brand, der als Spieler und Trainer Weltmeister wurde:
"Zum einen muss man sagen: Die Mannschaft hatte hier ein hervorragendes Auftreten. Sie sind als Team aufgetreten, haben toll gekämpft, die Ergebnisse stimmten auch in der Vorrunde."
Die Kehrseite der Medaille: "Wir haben immer noch keine der großen, vermeintlich großen Nationen, geschlagen. Die stehen jetzt im Finale und Spiel um Platz drei. Und da fehlt halt was. Und das muss man eben auch ehrlicherweise zugeben.“
Wenige Leistungsträger, stärkerer Substanzverlust
Als Gründe für die Schwierigkeiten benennt Brand: Die Mannschaft sei nicht sehr sicher gewesen, habe viele einfache Fehler gemacht. Auch die hohe Belastung habe eine Rolle gespielt. Die Mannschaft habe viel auf wenige Leistungsträger aufgebaut, die dann einen Substanzverlust zu verzeichnen gehabt hätten.
Zu wenige Talenten gäbe es aus Brands Sicht nicht: Gerade in den vergangenen 15 Jahren sieht er anders als der aktuelle Bundestrainer Alfred Gislasson eine deutliche Verbesserung in der Breite.
Hendrik Pekeler, der sich nach einer Verletzung vorübergehend zurückgezogen hatte, hat seine Rückkehr in die Nationalmannschaft in Aussicht gestellt. Zumindest bei der Heim EM Anfang 2024 sei er eine Option, meint Brand. Imageprobleme im Kreis der Spieler habe die Nationalmannschaft nicht, glaubt Brand:
"Haben viel Spaß miteinander"
"Wer das Auftreten dieser Mannschaft, die jetzt aktuell bei der Weltmeisterschaft dabei war, gesehen hat, der konnte auch sehen, wie gerne die Jungs zusammenspielen, wieviel Spaß sie miteinander haben."
Bundestrainer Alfred Gislasson habe nun seine Mannschaft zusammengestellt, meint Brand: „Und dann muss eben der Bundestrainer wie jeder andere Bundestrainer der anderen Nationen auch die Mannschaft entsprechend formen. Ideen mitgeben, dass sie sich verbessern. Das ist immer ein Prozess, der sich über eine gewisse Zeit lang hinzieht und das ist dann eine Aufgabe des Trainers, in Zusammenarbeit mit den Spielern - insbesondere in Zusammenarbeit mit den Leistungsträgern - diese Mannschaft zu entwickeln.“
Brands Ausblick auf Heim-EM und Olympische Sommerspiele 2024: „Das Erfreulichste für mich ist bei diesem Turnier gewesen, dass die jungen Leute die Akzente gesetzt haben. Ein Knorr, ein Köster, ein Johannes Golla, ein Lukas Mertens, das waren die entscheidenden Spieler in unserer Mannschaft. Die bieten eine gute Perspektive für die Zukunft." Er hoffe auf Medaillen bei beiden Großereignissen, sei nicht so pessimistisch. Bis dahin sei es aber noch "viel, viel Arbeit".
