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Helmut-Kohl-Allee in Bonn
Verdienste des Altkanzlers gewürdigt

Während in seiner Heimatstadt Straßenumbenennungen an Vorbehalten scheiterten, erinnert nun in Bonn die Helmut-Kohl-Allee an die Verdienste des Altkanzlers. Auch CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer war bei der Einweihung dabei und forderte, die CDU müssen die Menschen wieder für sich gewinnen.

Von Moritz Küpper | 16.08.2019
Nordrhein-Westfalen, Bonn: Mitarbeiter der Stadt Bonn befestigen das Straßenschild der Helmut-Kohl-Allee.
Helmut-Kohl-Allee in Bonn eingeweiht (Oliver Berg/dpa)
Der Verkehr rauscht vorbei, als Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridahan, zusammen mit der CDU-Parteivorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer und einigen alten Weggefährten Helmut Kohls an das verhüllte Straßenschild schreitet, in Fahrtrichtung zeigt.
"Ich würde sagen, wir ziehen jedenfalls so." Die Gruppe schaut auf die vereinzelte Seile, die herunterhängen. "Kommen sie noch weiter rüber." Und dann fällt die Hülle: "Helmut-Kohl-Allee" steht da, klassisch schwarz auf weiß, in gut drei Meter Höhe.
"Die Helmut-Kohl-Allee liegt mitten im ehemaligen Regierungsviertel. Helmut Kohl hat diesen Straßenabschnitt wahrscheinlich täglich genutzt, um vom damaligen Konrad-Adenauer-Haus ins Bundeskanzleramt und wieder zurück zu kommen. Also, insofern ist sie genau an der richtigen Stelle." Sagt Bonns Oberbürgermeister Shridahan.
Menschen für die CDU gewinnen
400 Meter, ein Teilstück der alten B9, auch Beamtenrennbahn genannt, ist nun dem Altkanzler gewidmet, die Friedrich-Ebert-Allee wurde ein Stück kürzer, so dass der sechste Kanzler der Bundesrepublik, der von 1982 bis 1998 Deutschland regierte: "Ich frage Sie, Herr Dr. Kohl, nehmen Sie die Wahl an?"
"Herr Präsident, ich nehme die Wahl an" - sich nun einreiht zwischen Willy-Brandt-Allee und Helmut-Schmidt-Platz – trotz aller Differenzen in der Vergangenheit: "Also, Herr Kollege Schmidt, was geht eigentlich in ihrem Kopf vor, was denken Sie sich eigentlich?" - "Ich denke, ..." - "…, dass sie solche Formulierungen."
Alte Zeiten, die auch beim Festakt im Bonner Kunstmuseum beschworen werden. Ein Klassentreffen der alten Bonner Republik - "aus dem Kabinett Kohl begrüße ich die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth, Friedrich Bohl. Frau Dr. Dorothee Wilms, Bundesbildungsministerin" - auf dem die CDU-Vorsitzende Kramp-Karrenbauer daran erinnert, wie ihr Vor-Vor-Vorgänger, die Partei einst erneuerte, wie er immer nach vorne gedacht, die Botschaft der Partei immer neu interpretiert und so Menschen für die CDU gewonnen habe.
"Und das ist etwas, was uns auch heute leiten sollte, in einer Zeit, in der auch die CDU zu kämpfen hat. Ich will das offen ansprechen. Da sollten wir uns nicht entmutigen lassen, sondern sollten auch, insbesondere an die Anfänge von Helmut Kohl denken und wir er die Partei in die Zukunft geführt hat."
Umbenennungen anderswo scheiterten an Vorbehalten
Und während anderswo, beispielsweise in Kohls Heimatstadt Ludwigshafen Umbenennungen an Vorbehalten scheiterten, erinnert nun Bonn, an Kohls Verdienste.
"Nur die Straßenschilder, die authentische Emotionen und Erinnerungen auslösen, sind die wirklich wichtigen Straßenschilder und in diesem Sinne ist das Stück Straße, das wir heute umbenennen eines der wichtigsten in Bonn und eines der wichtigsten in Deutschland."
Auf den Tabletts zum Empfang stehen grüne Götterspeisen, die Kohl wohl sehr gemocht haben soll, wird Pfälzer Saumagen im Glas gereicht. Und Kramp-Karrenbauer, deren erster Dienstsitz als Verteidigungsministerin eben auch hier, auf der Hardthöhe liegt, nutzt den Rahmen, für eine klare Botschaft an die Bundesstadt: "Dass wir Bonn/Berlin so geregelt haben, wie wir es geregelt haben, halte ich von der Sache her für richtig."
Kräftiger Applaus, der ansonsten dem Altkanzler gilt und dessen Arbeitsweise der ehemalige Beamte aus der Bundeskanzleramt und spätere Staatssekretär, Johannes Ludewig, schildert: "Auf Unterlagen, die der Bundeskanzler zur Bearbeitung ins Haus gab, standen nicht, wie zumindest damals allgemein in Ministerien und Behörden üblich, Funktionsbezeichnungen, sondern immer nur Namen."
Ehemaliger Beamter: Kohl, ein Politiker mit Bodenhaftung
Es geht immer um den Menschen. Eine Herangehensweise, die Ludewig, zuständig für Finanz- und Steuervorlagen, auch anderweitig lernen musste.
Nämlich: "Dass sich der Normalbürger unter zweistelligen Milliardenbeiträgen nichts vorstellen könne. Von jetzt an, so der Kanzler, müsse unter jeder Steuervorlage stehen, was denn diese langen und umständlichen Ausführungen zu Geld und Steuern mit den vielen Milliardenbeträgen am Ende für den Normalbürger bedeuten."
Ein Briefträger wurde der Parameter – und aussagekräftig über den Politiker-Typus Kohl, trotz anfänglicher Vorbehalte der Beamten: "Nach einiger Zeit hatten wir dann aber verstanden, dass wir einen Bundeskanzler hatten, für den der Verlust der Bodenhaftung, der größte anzunehmende Unfall war. Heute füge ich hinzu: Wie recht hat er gehabt."
Der Mann, an den nun vier Straßenschilder im ehemaligen Bonner Regierungsviertel erinnern.