Dienstag, 19. März 2024

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Hochwasser in Rheinland-Pfalz
"In leergepumpten Kellern finden wir immer wieder Tote"

Derzeit stießen Rettungskräfte in Kellern auf immer mehr Menschen, die das Hochwasser nicht überlebt hätten, sagte der Innenminister von Rheinland-Pfalz, Roger Lewentz (SPD), im Dlf. Es brauche zukünftig bessere Vorwarnsysteme und neue Verhaltensregeln bei Hochwasser. Derzeit habe aber das Retten Priorität.

Roger Lewentz im Gespräch mit Silvia Engels | 16.07.2021
Menschen pumpen Wasser aus einem Keller. In Folge von starken Regenfällen kam es in Teilen von Deutschland zu Überschwemmungen.
Viele Keller sind mit Wasser vollgelaufen (picture alliance/dpa | Sebastian Klemm)
In den leer gepumpten Kellern stießen Rettungskräfte in den stark vom Hochwasser betroffenen Regionen immer wieder auf Leichen, sagte der Innenminister von Rheinland-Pfalz, Roger Lewentz, im Deutschlandfunk. Das seien dramatische Bilder für die zahlreichen professionellen und ehrenamtlichen Helfer und nehme diese sehr mit, betonte der SPD-Politiker. Er rechnete außerdem mit weiteren Toten. Noch immer gebe es Dörfer, die kaum zu erreichen wären.
Die mit einer Drohne gefertigte Aufnahme zeigt die Verwüstungen die das Hochwasser der Ahr in dem Eifel-Ort angerichtet hat. 
"Nie in überflutete Bereiche gehen"
Wassermassen würden von vielen Menschen einfach unterschätzt, mahnt Jutta Lenz vom Hochwasserkompetenzzentrum mahnt. Man könne Türen nicht mehr öffnen, wenn das Wasser 50 Zentimeter an der Tür steht.
Die Bevölkerung müsse darin geschult werden, wie sie sich im Falle eines Hochwassers zu verhalten habe, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) im Dlf. Selbst trocken erscheinende Keller sollte man bei Starkregen nicht betreten.
"Das, was im Moment noch trocken erscheint, die Tür wird aufgesprengt, die Wassermassen kommen rein. Und das haben wir halt feststellen müssen, die Menschen haben das nicht mehr geschafft, die eigene Treppe nach oben zu gehen."
"Wir haben Gebäudesituationen, die entweder einbrechen werden oder zum Einbruch gebracht werden müssen, weil sie keine Standsicherheit mehr haben. Wasserleitungen, Abwasserleitungen, Gasleitungen, Elektrizität, natürlich auch die Wasserversorgung, all das ist in vielen Bereichen unterbrochen, zerstört", schilderte Lewentz. Aktuell gehe es prioritär um die Rettung von Menschenleben und die Wiederherstellung der Infrastruktur. Er sei dankbar für die zahlreichen Hilfsangebote, die bisher eingegangen wären.
Die Straßen in Esch (Kreis Ahrweiler) haben sich nach dem Starkregen in reißende Ströme verwandelt.
Starkregen in Westdeutschland - Warum stieg das Wasser so schnell?
Der Starkregen in NRW und Rheinland-Pfalz hat mehr als 40 Menschenleben gefordert. Die hohe Zahl der Toten habe ihn überrascht, sagt der Hydrologe Bruno Merz, aber nicht die Wassermassen.

Warnsysteme und Verhaltensregeln

Warnsysteme, Berechnungsmodelle und Rettungskoordination müssten im Angesicht des Klimawandels zukünftig angepasst werden. Lewentz: "Das geht dann los von der Frage noch intensiverer Ausstattung unserer Rettungsdienstorganisation, der Feuerwehren, zu schauen, kann es Vorwarnsysteme geben – und dann natürlich Verhaltensregeln."
Die Dlf-Nachrichten informieren über die aktuellen Entwicklungen im Liveblog.
Das Interview im Wortlaut:
Silvia Engels: Bei der Bewältigung solcher Naturkatastrophenlagen in den Bundesländern laufen immer die Fäden bei den Landesinnenministern zusammen. Amtsinhaber in Rheinland-Pfalz ist Roger Lewentz von der SPD, er war gestern in den Krisenregionen unterwegs und ist natürlich immer auf dem Laufenden Wie viele Todesopfer müssen Sie mittlerweile in Rheinland-Pfalz zählen?
Rheinland-Pfalz' Innenminister Roger Lewentz (rechts) steht am 15.07.2021 neben SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz (links) und Ministerpräsidentin Malu Dreyer (Mitte) in Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz, dass vom Hochwasser besonders getroffen wurde.
Rheinland-Pfalz' Innenminister Roger Lewentz (r.) besucht mit SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) das Hochwassergebiet in Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz (imago / photothek)
Roger Lewentz: Wir haben tatsächlich die Zahl vom 50 überschritten. (Stand 08:10 Uhr am 16.07.2021, aktuelle Zahlen in unserem Liveblog) Und man muss im Moment feststellen, mit dem Leerpumpen von Kellern stoßen wir immer wieder auf Menschen, die ihr Leben gelassen haben in den Fluten, sodass ich über die Zahl, wo wir dann am Schluss in etwa landen werden, gar nichts sagen kann. Aber das hier ist schon eine Katastrophe, das ist dramatisch. Ich bin jetzt 15 Jahre im Innenministerium in verantwortlicher Position, so etwas habe ich noch nie erlebt.

"Die Leute irren im wahrsten Sinne des Wortes in der Stadt umher"

Engels: Gestern sprachen Sie ja noch von 50 bis 70 Vermissten. Jetzt sprach zunächst die Kreisverwaltung Ahrweiler von 1.300 Vermissten. Rechnen hier Ministerium und Kreis unterschiedlich oder wie kommen diese doch ja sehr stark auseinanderklaffenden Zahlen zustande?
Lewentz: Ich bin sehr vorsichtig, ich mache mir im Augenblick diese Zahl von 1.300 im Zusammenhang mit der Frage, wie kann sich die Zahl der Toten entwickeln, nicht zu eigen. Aber wir haben bei der Polizei im Moment die Situation, dass wir im Bereich der tatsächlich Vermissten aus Sicht der Polizei von knapp unter 100 sprechen müssen, allerdings war das gestern auch ein Tag, wo die Übersicht sehr schwierig zu erlangen war. Die Menschen haben fluchtartig ihre Gebäude verlassen, sind da, wo es überhaupt ging, wo man Dörfer verlassen konnte, zu Verwandten, zu Freunden, Hotels haben Aufnahmekapazitäten zur Verfügung gestellt.
Mehrere Autos stecken nach Starkregen auf einer überfluteten Straße fest. Der Bach Vicht war über die Ufer getreten, das Gelände war überschwemmt.
Starkregen in Westdeutschland
Soviel Regen innerhalb von 48 Stunden wie zuletzt im Westen Deutschlands fällt laut Deutschem Wetterdienst nur alle 100 Jahre. Grundlage dafür ist eine für Starkregen berüchtigte Wetterlage, die eigentlich selten ist.
Teilweise, das haben wir gestern im Straßenbild gesehen, irren die Leute im wahrsten Sinne des Wortes in der Stadt umher, sie sind auch ein gutes Stück kopflos, das kann man bei dieser Katastrophe auch verstehen, sodass es jetzt keine organisierte Sammelstelle gibt. Wir werden heute, glaube ich, in der Lage sein, es hat auch nicht mehr geregnet, wir haben jetzt Strukturen eingezogen, uns diesem Thema zu nähern.
Allerdings muss man eines sagen, mit leerlaufenden, mit leergepumpten Kellern finden wir immer wieder Menschen, die zu Tode gekommen sind. Und das ist jetzt der Fall schon. Schrecklich, wir stellen uns darauf ein, dass es weitere Tote geben kann.

"Das nimmt die Menschen, die helfen wollen, ganz enorm mit"

Engels: Sie sprechen es an, die Situation ist unübersichtlich. Die Zahl der Toten hat sich auch deshalb erhöht, weil man leider auch neun Menschen aus dem Lebenshilfehaus Sinzig dazu zählen musste. Am Nachmittag hatte es noch geheißen, diese Bewohner würden in Sicherheit gebracht. Hat es dann am Ende da eine Kommunikationspanne gegeben oder gab es da noch dramatische Zuspitzungen?
Lewentz: Ich kann Ihnen nicht bestätigen, dass die Polizei gemeldet hätte, dass die diese Menschen in Sicherheit gebracht worden wären. Wir hatten uns schon über den ganzen Tag darauf eingerichtet, dass es eine gewisse Wahrscheinlichkeit gibt, dass wir, wenn wir ins Gebäude reinkommen, viele Tote finden werden. Das hat sich leider auch bestätigt.
Überschwemmungen in Erftstadt-Blessem.
Erftstadt-Blessem ist vollständig überschwemmt. (Rhein-Erft-Kreis)
Und ob die Zahl neun am Schluss für dieses Ereignis stehenbleiben wird, wird man auch noch sehen. Aber das sind natürlich dramatische Bilder, die sich den ehrenamtlichen, aber auch den professionellen Rettern bieten. Stellen Sie sich vor, Sie gehen in einen Keller, stehen noch teilweise im Wasser, es ist eine katastrophale Umgebung und dann finden Sie eine Tote, einen Toten nach dem anderen. Das nimmt die Menschen, die helfen wollen, ganz enorm mit.

"Wir haben immer noch Dörfer, die wir kaum erreichen können"

Engels: Können denn die Hilfskräfte hier insgesamt noch nachkommen, brauchen Sie mehr Hilfe durch die Bundeswehr, ist insgesamt das Land noch gut genug ausgestattet, um hier an diesen vielen Krisenpunkten zu helfen?
Lewentz: Also, es ist eine lange Lage und das wird noch eine sehr lange Lage sein. Wir haben immer noch Dörfer, die wir kaum erreichen können, das heißt, schweres Hilfsgerät kann noch gar nicht zugeführt werden. Wir haben Gebäudesituationen, die entweder einbrechen werden oder zum Einbruch gebracht werden müssen, weil sie keine Standsicherheit mehr haben. Wasserleitungen, Abwasserleitungen, Gasleitungen, Elektrizität, natürlich auch die Wasserversorgung, all das ist in vielen Bereichen unterbrochen, zerstört.
Eine Gruppe von Menschen schaut in dem Ort im Kreis Ahrweiler nach dem Unwetter auf die Zerstörungen. 
Verwüstungen und Tote nach Unwettern
Die Häufigkeit und Stärke von Starkregen werde mit jedem Zehntel Grad höherer Temperatur wahrscheinlicher, kommentiert Werner Eckert vom SWR. Der Kampf gegen den Klimawandel sei deshalb wichtig.
Die Kommunikationsmöglichkeiten, Handymasten sind weggespült worden, sind teilweise sehr rudimentär vorhanden. Das heißt, wir sind jetzt dabei, Stück für Stück vor die Lage zu kommen. Und wir haben eine unglaubliche Hilfsbereitschaft natürlich aus Rheinland-Pfalz, aber aus allen Bundesländern, von der Bundesebene, ob es die Bundeswehr ist, ob es die Bundespolizei ist, wir haben Hubschrauber mit Seilwinden aus der ganzen Republik zusammengezogen, denn auch gestern noch mussten wir Menschen von Dächern bergen. Das ist eine extrem schwierige Situation mit extrem großer Hilfe.
Wir haben eine Patenschaft, Rheinland-Pfalz, mit der Woiwodschaft Oppeln in Polen, selbst von dort wurden uns Helfer angeboten. Da wir diese Lage sehr lange haben werden, und Menschen natürlich irgendwann völlig erschöpft sind, organisieren wir jetzt Umschlagssituationen, dass abgelöst werden kann, dass Helfer wieder zur Ruhe kommen können.
Wir haben die seelsorgerischen Hilfsmöglichkeiten aktiviert, denn da braucht es auch Betreuung, wenn du in Situationen kommst, dass du plötzlich im Keller nicht nur eine, sondern mehrere Leichen findest. Das ist extrem schwierig. Das ist alles aufgebaut, wird weiter aufgebaut, und wir sind darauf eingestellt, dass diese Lage noch eine ganze Zeit durchzuhalten ist, das werden wir schaffen.

"Menschen haben das nicht mehr geschafft, die eigene Treppe nach oben zu gehen"

Engels: Noch muss man natürlich sehr aktuell von Tag zu Tag auf die Akuthilfe setzen, Sie haben es angesprochen. Sie haben jetzt auch mehrfach angesprochen, viele Menschen wurden ja offenbar wirklich überrascht, sind in ihren Kellern ertrunken. Haben Sie schon, wir haben auch mit einem Hydrologen vor zwei Stunden gesprochen, eine Idee davon, ob man vielleicht auch mittelfristig etwas an den Warnsystemen ändern muss, damit die Menschen im Falle einer Hochwasserwarnung auch nicht versuchen, im Keller noch Dinge zu retten, sondern wirklich zu fliehen?
Lewentz: Ja, ich glaube, da muss man von Grund auf noch einmal viel intensiver dran gehen. Ich selbst wohne im engen Mittelrheintal, kenne Hochwasserlagen des Rheins. Die haben ein sehr, sehr gutes Vorwarnsystem. Das ist bei Starkregenereignissen heutzutage noch kaum möglich. Wir hatten 2016, 2017 Starkregenereignisse auch mit großen Herausforderungen, mit großen Zerstörungen, aber drei, vier, fünf Gemeinden in einem Starkregenereignis.
Hagen: Zivile Helfer und Soldaten der Bundeswehr räumen Geröllmassen von einer Straße im Ortsteil Hohenlimburg.
Soldaten unterstützen die Feuerwehr und Polizei bei Aufräum- und Rettungsarbeiten. (dpa/Julian Stratenschulte)
Jetzt haben wir eine Situation, dass der komplette rheinland-pfälzische Korridor von Trier, also von der luxemburgischen Grenze bis zum Rhein, bis Bad Neuenahr, bis Sinzig in einem gleichen Schlag getroffen wurde. Das haben wir so bisher noch nicht in unseren Szenarien drin. Das wird jetzt auch dazugehören, das geht dann los von der Frage noch intensiverer Ausstattung unserer Rettungsdienstorganisation, der Feuerwehren, zu schauen, kann es Vorwarnsysteme geben – und dann natürlich Verhaltensregeln.
Die Menschen müssen auch gewahr sein, dort, wo bisher Hochwasser keine Rolle spielte, dass es zum Selbstschutz Verhaltensregeln gibt, an denen man sich wirklich dann auch orientieren muss. Also, wenn Starkregen da ist, bleib aus dem Keller weg. Das, was im Moment noch trocken erscheint, die Tür wird aufgesprengt, die Wassermassen kommen rein. Und das haben wir halt feststellen müssen, die Menschen haben das nicht mehr geschafft, die eigene Treppe nach oben zu gehen – mit den Folgen, die wir heute alle beobachten müssen.

"Konzentrieren uns zunächst auf das Beherrschen der Lage"

Engels: Der Stadtteil Trier-Ehrang hat ebenfalls schwere Überflutungen erlebt. Kommunalpolitiker dort konnten es nicht fassen, denn dort, so sagten sie, habe man in den letzten Jahren so viel in den Hochwasserschutz investiert, mit den Berechnungen, die da zugrunde lagen. Müssen Sie als Landesregierung nun ganz neu planen, da die alten Schätzungen über Flutentwicklungen nicht mehr stimmen? Wir haben ja Rekordpegel erlebt, die nicht nur Zentimeter, sondern Meter über den alten Pegeln lagen.
Der Stadtteil Altenburg in Altenahr (Rheinland-Pfalz) ist von den Starkregenfällen überschwemmt worden. Häuser stehen bis zu den Fenstern im Wasser.
Extremwetter: Wie können wir uns städtebaulich wappnen?
In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat der Starkregen zu Überschwemmungen geführt, viele Menschen sind gestorben. Wegen des Klimawandels werden solche Extremwetter künftig häufiger auftreten.
Lewentz: Natürlich werden auch diese Dinge angepasst werden. Wenn man erlebt, dass das Klima, dass die Witterungsverhältnisse sich so umkehren, wie wir das jetzt hier erleben mussten, und so etwas kann ja wiederkommen, und wenn diese Dinge in den Berechnungsmodellen nicht drin sind, dann müssen die jetzt rein, dann müssen natürlich Schutzmaßnahmen ertüchtigt werden. In Trier-Ehrang hatten wir immerhin den Vorteil, wenn man das so sagen kann, dass wir sehr gut organisiert räumen konnten. Das ist natürlich extrem ärgerlich, auch mit Blick auf Werte, die dort betroffen sind, aber es ist organisiert gewesen, wir haben das beherrscht, wir waren vor der Lage. Und deswegen haben wir an der Stelle auch nicht über Todesopferzahlen zu berichten wie in anderen Landesteilen.
Deswegen konzentrieren wir uns, da bitte ich um Nachsicht, zunächst einmal auf das Beherrschen der Lage in den katastrophal hart getroffenen Regionen. Die anderen Dinge werden nachgearbeitet, da ist der Stadtrat mit einem hohen Interesse unterwegs, da stehen wir an der Seite der Stadt, weil wir natürlich alles tun wollen, was technisch möglich ist, um Menschen vor Schaden zu bewahren. Aber das Erste ist, darüber nachzudenken, wie können wir die Leben retten.

"Erst mal muss die Infrastruktur her"

Engels: Leben retten und Leben versorgen steht natürlich auch jetzt im Mittelpunkt, aber viele Anwohner wissen auch jetzt, die Schäden, die sie haben, sind gewaltig, in der Summe gehen sie in die Milliarden. Mit welchen schnellen Hilfen des Landes können die Anwohner rechnen?
Lewentz: Also, zunächst einmal, ich glaube, das kann man nachvollziehen, wenn man in einem Dorf ist, wo keine Rettungsmöglichkeiten hinkommen, wo noch nicht mal ein Rettungswagen hin kann, wenn man auch jetzt irgendetwas hätte, was im Normalfall einen Anruf bei der Rettungsleitstelle mit sich gebracht hätte. Also, erst mal muss die Infrastruktur her. Die Menschen brauchen wieder sauberes Wasser, sie brauchen Stromversorgung, wir brauchen Kommunikationsfähigkeit.
In der Nähe der Ortschaft Speicher ist eine Brücke über die Kyll vom Hochwasser weggerissen worden.
Viele Brücken sind vom Hochwasser fortgerissen worden (picture alliance/dpa | Sebastian Schmitt)
Wir haben in Neuenahr keine einzige Brücke über die Ahr mehr, alles weggerissen. Wir haben Straßenschäden ohne Ende. Wir haben natürlich viele Gebäude, die zerstört sind. Diese Infrastruktur ist der erste Blick. Wir haben gestern als Landesregierung die ersten 50 Millionen dafür freigegeben. Wir sind sehr, sehr dankbar, dass der Bundesfinanzminister, Vizekanzler Olaf Scholz, in Vertretung für unsere Bundeskanzlerin, für Frau Merkel, im Einsatzgebiet war und gesagt hat, der Bund wird uns helfen, nicht nur durch die Bundeswehr und Bundespolizei, sondern auch materiell helfen.
Es laufen jetzt ganz große Spendensammelaktionen an, ich höre da sehr, sehr viel Zuspruch. Das hat einen Vorteil, das ist schnell und unbürokratisch abzuwickelndes Geld. Und die weiteren Schritte, die haben wir natürlich vollkommen im Blick, wir sind da auch nicht ganz unerfahren, nicht in der Dimension, aber dem Grunde nach kennen wir solche Situationen. Jetzt müssen wir erst mal die ersten Schritte tun mit hoher Konzentration, mit voller Kraft weiterhin Leben retten, weiterhin Menschen, die zu Schaden gekommen sind zum Beispiel in Krankenhäuser bringen, ihnen Unterkunft und Essen zu gewähren, ihnen sauberes Wasser zu gewähren und die Schritte, die ich genannt habe.
Das ist das, was uns im Moment umtreibt. Ich verstehe die Sorgen der Menschen, ich bin dort gewesen, habe gesehen, was das bedeutet, wenn du nur noch eine Tüte, eine Plastiktüte von deinem Habe hast retten können. Da kann man sich vorstellen, was das auch materiell an Druck bedeutet. Aber im Moment geht es ums Retten!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.