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Streit um Stadionrenovierung
Warum Hamburg als EM-Spielort wackeln könnte

Eigentlich steht Hamburg als Spielort für die Fußball-Europameisterschaft 2024 fest. Dies könnte aber nun in Frage stehen, denn der finanziell klamme Hamburger SV kann die notwendige Stadionrenovierung nicht finanzieren - und streitet mit der Stadt um weitere Zuschüsse.

Von Heinz-Peter Kreuzer | 18.06.2022
Als Spielort für die Fußball-Europameisterschaft 2024 eingeplant: Volksparkstadion in Hamburg
Innenaufnahme des Volksparkstadions in Hamburg (picture alliance / xim.gs)
Im September 2020 sind sich die Stadt Hamburg und der Hamburger Sportverein noch einig. Der HSV hat nach jahrelanger Misswirtschaft, dem Abstieg in die 2. Liga und der ersten Corona-Welle finanzielle Probleme. Gleichzeitig braucht der Verein Geld, um sein Volksparkstadion zu renovieren. Also verkauft der HSV das Grundstück, auf dem das Volksparkstadion steht, an die Stadt.
"Wir haben mit dem Stadiongrundstücks-Rückkauf dem HSV 23,5 Millionen überwiesen", erklärt Hamburgs Sportstaatsrat Christoph Holstein. "Und haben vertraglich verpflichtend vereinbart, dass aus diesem Geld alle Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen finanziert werden, die der HSV für die EURO braucht. Und dementsprechend gibt es keinen Cent obendrauf."

HSV hofft auf weitere Finanzspritzen

Genau darauf scheint der HSV aber zwei Jahre später zu hoffen: Auf eine erneute Finanzspritze aus Steuergeldern. Denn offenbar hat der Verein einen Großteil der 23,5 Millionen Euro schon ausgegeben - und zwar nicht für die Stadionrenovierung, sondern um laufende Kosten zu decken.

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Und das, obwohl der Verein auch noch rund 11 Millionen Euro Corona-Soforthilfen erhalten hat. Nach der verlorenen Relegation beschwichtigt Finanzvorstand Thomas Wüstefeld zwar:
"Wir haben solide gehaushaltet. Wir haben natürlich die Herausforderungen mit Corona unterjährig gehabt. Darauf haben wir uns justiert. Wir haben den Haushalt so strukturiert, dass wir in diesem Jahr ein recht gutes Ergebnis erzielen werden, trotz dieser ganzen Probleme, die wir hatten."
Aber bereits in der Vorsaison hat der HSV ein Minus von 4,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Und gleichzeitig will der Verein endlich den Aufstieg in die erste Liga schaffen, sagt auch Wüstefeld:
"Wir justieren den Haushalt so, dass er sportlich sehr gut dasteht, sodass wir eben das umsetzen können, was wir uns für die neue Saison vornehmen werden."

Sanierung laut UEFA-Vorgaben soll 10 Millionen Euro kosten

Kein Wort zu den notwendigen Ausgaben für die Sanierung des Stadions. Dabei heißt es in einem Bericht des Hamburger Senats, dass der HSV damit rechnet, fast 10 Millionen Euro ausgeben zu müssen, um die Vorgaben der UEFA zu erfüllen. Für die EM 2024 braucht das Stadion zusätzliche Drehkreuze, ein Notstromaggregat für die Flutlichtanlage und einen Serverraum. Ohne diese Maßnahmen wäre der Spielort Hamburg in ernsthafter Gefahr.
HSV-Anteilseigner Klaus-Michael Kühne empfiehlt dem Verein per "BILD"-Zeitung sogar, auf die EM-Spiele zu verzichten, um das Geld für die Renovierung in den Kader stecken zu können. Dieses Verhalten sorgt in der Hamburger Politik für Unmut.
"Wenn man jetzt auf die 23,5 Millionen Renovierungsgelder zurückgreift und damit, sage ich mal, zweckentfremdet umgeht, dann muss sich die Stadt tatsächlich mal fragen, ob das so weitergehen kann. Das geht nicht. Und das sind Steuergelder, die die Stadt an den HSV gibt. Und der HSV hat sich verpflichtet, eben entsprechend der vertraglichen Vereinbarungen mit dem Geld das Stadion zu renovieren", sagt Metin Kaya von der Linkspartei.

Senat: HSV soll Umbaukosten tragen

Er hat im Mai eine Anfrage an den Hamburger Senat gestellt. In der Antwort verweist die Regierung darauf, dass der HSV sich verpflichtet hat, die Kosten für die erforderlichen Umbaumaßnahmen selbst zu tragen. Sollte er das nicht tun, muss der Verein eine Vertragsstrafe in Höhe von zehn Prozent des Verkaufspreises, also 2,35 Millionen Euro, zahlen.
"Allerdings heißt es im zweiten Satz, die Durchsetzung einer möglichen Vertragsstrafe würde gegebenenfalls von den konkreten Umständen des Einzelfalles abhängig", erklärt Kaya. "Was nun diese konkreten Einzelfälle sind und was die konkreten Umstände sind, das werden wir sicherlich im Rahmen der Verhandlungen der Stadt mit der HSV Fußball AG erfahren."
Nach Meinung Kayas werde die Stadt erst einmal bei Ihrer ablehnenden Haltung bei den Verhandlungen bleiben. "Aber die Antwort, dass die Durchsetzung der Vertragsstrafe von den konkreten Umständen des Einzelfalles abhängen werden, dass sagt ja schon, dass man da eine Tür offenlässt. Und die Stadt sicherlich auch nicht will, dass die vier beziehungsweise fünf Veranstaltungen in Hamburg abgesagt werden, weil die vertraglichen Verpflichtungen der HSV Fußball AG nicht erfüllt worden sind."
Klarheit könnte ein Termin am kommenden Freitag bringen: Bei einem Treffen zwischen HSV, Stadt und Uefa soll geklärt werden, welche der Arbeiten für die EM zwingend notwendig sind.