Donnerstag, 28. März 2024

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Ibram X Kendi: "Gebrandmarkt"
Tiefen-Analyse des US-amerikanischen Rassismus

Rassismus wirkt irrational – doch auch er folgt Logiken. Der Washingtoner Rassismusforscher Ibram X. Kendi liefert mit "Gebrandmarkt" eine klarsichtige Analyse des Rassismus in den USA von den ersten Siedlern bis heute. Ein wichtiges Buch in einer Zeit, in der Rassenhass längst nicht überwunden ist.

Von Martin Zähringer | 11.02.2018
    Buchcover: Ibram X. Kendi: "Gebrandmarkt"
    Buchcover: Ibram X. Kendi: "Gebrandmarkt" (Buchcover: © C.H. Beck Verlag, Hintergrundfoto: imago stock&people)
    In den Vereinigten Staaten gärt ein Rassenkonflikt, das Problem der sozialen Ungleichheit steht im Raum und die großen Fragen sind: Wie kommt es, dass deutlich mehr Schwarze ins Gefängnis kommen als Weiße? Dass mehr schwarze Teenager schwanger werden als weiße? Dass die Armut in den schwarzen Vierteln so viel höher ist als bei den Weißen? Ja warum gibt es überhaupt so viele als Getto verrufene Wohngebiete mit schwarzer Mehrheit?
    Die Antworten der Politik fallen je nach Region unterschiedlich aus, in der Bevölkerung kursieren wie seit Jahrhunderten rassistische Erklärungsansätze. Diesem historisch gewachsenen Rassismus ist der Historiker Ibram X. Kendi auf der Spur. Er findet ein wirres Geflecht von halbgaren Theorien, ungeprüften Annahmen und fest verwurzelten Vorurteilen. Aber im Chaos der Diskurse entdeckt Kendi drei Gruppen:
    "Historisch gesehen hat es in dieser hitzigen Debatte drei Seiten gegeben: Eine Gruppe, nennen wir sie die Segregationisten oder Anhänger der Rassentrennung, hat die Schwarzen selbst für die ethnische Ungleichheit verantwortlich gemacht. Eine zweite Gruppe, nennen wir sie die Anti-Rassisten, verwies auf ethnische Diskriminierung. Eine dritte Gruppe, nennen wir sie die Assimilationisten, hat versucht, Argumente für beide Seiten zu finden. Diese Gruppe sagte, dass die Schwarzen selbst und die ethnische Diskriminierung schuld seien an der bestehenden Ungleichheit."
    Ganz eindeutig erscheint dabei die Gruppe der Antirassisten, sie lehnt jede Hierarchie zwischen den Ethnien ab. Bei Segregationisten und Assimilationisten ist die Unterscheidung nicht so einfach, vieles geht ineinander über, löst sich auf, wird unerwartet wieder populär. Dabei sind die Segregationisten noch am einfachsten zu fassen – sie behaupten, dass es kein gleichberechtigtes Zusammenleben von Schwarzen und Weißen geben kann. Die Assimilationisten dagegen gehen davon aus, dass sich die angeblich unterlegene Kultur der Afroamerikaner durch Anpassung an die angeblich überlegene Kultur der Weißen verbessern lässt. Das sei die Grundlage für eine soziale Gleichheit.
    Amerikas Pioniere – entschieden rassistisch
    Rassismus ist das für Kendi sowohl auf der Seite der Weißen, die daran glauben, wie auch der Schwarzen, die es selbst verinnerlichen und kritiklos leben. Aber was zuallererst schockiert, ist die Entschiedenheit, mit der sich die frühe amerikanische Gesellschaft rassistisch begründet hat. Kendi schreibt dazu:
    "Von den Passagieren der ersten Schiffe, die 1607 in Virginia landeten, bis zu den Kapitänen und Finanziers der ersten Sklavenschiffe – nicht wenige britische Siedler des kolonialen Amerika brachten puritanische, biblische, wissenschaftliche und aristotelische Begründungen von Sklaverei und einer ethnischen Rangordnung innerhalb der Menschheit mit über den großen Teich. Aus Westeuropa und den neuen Siedlungen in Lateinamerika stammte die Überzeugung einiger Puritaner, dass die vielen afrikanischen Ethnien nur ein einziges minderwertiges Volk seien. Sie brachten rassistische Ideen mit – rassistische Ideen, die der amerikanischen Sklaverei vorausgingen, weil das Bedürfnis, die afrikanische Sklaverei zu rechtfertigen, dem kolonialen Amerika vorausging."
    Voraus gingen ihm die Ideen seit Aristoteles. Dessen Klimatheorie besagt, dass die Griechen, vom Mittelmeerklima begünstigt, eine körperliche und kulturelle Überlegenheit über alle anderen Völker erreicht hätten, sie gewissermaßen von Natur aus zu Herren über Sklaven bestimmt seien. Ähnlich argumentierte der tunesische Denker Ibn Khaldun im 14. Jahrhundert, um die von Muslimen betriebene Sklaverei zu rechtfertigen. Diese Reden mündeten dann in die Behauptung der christlichen Sklavenhändler aus Europa, die von ihrer Umwelt geprägte Unterlegenheit der Afrikaner hätte diese für immer zu Sklaven bestimmt.
    Fluchtheorie: Schwarz zur Strafe für sexuelle Vergehen
    Hautfarbe wurde erst bei den amerikanischen Puritanern im 17. Jahrhundert zu einem Argument – sündige Menschen seien von Gott für Vergehen sexueller Natur mit der schwarzen Hautfarbe bestraft und verflucht worden. Diese sogenannte Fluchtheorie bildete im Verbund mit der Klimatheorie ein langlebiges Argument für die Rangordnung menschlicher Rassen, der Theologe und Publizist Cotton Mather war einer der ersten amerikanischen Vertreter dieser kombinierten Rassentheorie. Er lebte von 1663 bis 1728, ihm ist das erste von fünf Großkapiteln des Buches gewidmet. Wobei den Forscher weniger Mathers Biographie interessiert, Kendi will wissen, wie Mathers Schriften zu seiner Zeit und auch später aufgenommen werden und wirken. Ein Verfahren, das Kendi auch in den vier weiteren Großkapiteln mit jeweils einer anderen Persönlichkeit so durchführt. Der Fall Mather gehört zur Ursprungsgeschichte des modernen Rassismus:
    "Wenn Cotton Mathers Großväter in England die rassistische Idee in sich aufnahmen, dass Afrikaner versklavt werden können und sollen, so war Cotton Mather der Wegbereiter der rassistischen Idee, dass das Christentum die versklavten Afrikaner gleichzeitig unterjocht und erhebt. Er war sich mit den Befürwortern und Verbreitern rassistischer Ideen in anderen Kolonialreichen der europäischen Mutterstaaten einig, rechtfertigte die Verbreitung von Kolonialismus und Sklaverei und erhob sie zur Norm."
    Aber die Versklavung des schwarzen Volkes widersprach zu sehr den Ideen der Aufklärung, die bei den europäischen Handelspartnern der Sklavenstaaten aufgekommen waren. Diese plötzlich so populären universalen Menschenrechte waren weder mit Fluch- noch mit Klimatheorie zu knacken und so kamen die Rassisten auf eine neue Rassenursprungstheorie, die Polygenese. Sie geht von vielfachen Ursprüngen und Entwicklungsstufen der Menschheit aus, demnach gäbe es auch eine natürliche Ungleichheit.
    Rassistische Diskurse auch bei Denkern der Aufklärung
    Diese Art von rassischer Ungleichheit verteidigte auch der als Aufklärer geltende amerikanische Präsident Thomas Jefferson. Jefferson ist die Leitfigur in Kapitel zwei, der historische Kontext ist jetzt die Gründung der Vereinigten Staaten. Jefferson ist als Hauptverfasser der Unabhängigkeitserklärung von 1776 berühmt, Kendi legt den Fokus allerdings auf die von ihm kritisch hinterfragte Wirklichkeit der Aufklärung. Denn der Aufklärer Jefferson war als Plantagenbesitzer und Sklavenhalter im großen Stil eben auch ein Vertreter der rassistischen Idee von der Minderwertigkeit der Afrikaner. Kendi kritisiert Jeffersons berühmte "Betrachtungen über den Staat Virginia" folgendermaßen:
    "Mit keinem Wort erwähnte Jefferson die zahllosen versklavten Afrikaner und Afrikanerinnen, die sich zu höchst intelligenten Schmieden, Schustern, Maurern, Küfern, Zimmerleuten, Ingenieuren, Kunsthandwerkern, Musikern und Musikerinnen, Bauern und Bäuerinnen, Hebammen, Ärzten und Ärztinnen, Verwaltungsfachleuten, Hausmeistern, Köchinnen und zwei- und dreisprachigen Dolmetschern und Dolmetscherinnen ausbildeten – all diejenigen schwarzen Menschen, die aus Jeffersons Plantage in Virginia und vielen anderen Farmen ähnlicher Art nahezu autarke ländliche Wirtschaftsbetriebe machten."
    Thomas Jefferson feiert in seinen Schriften das "Licht der Wissenschaft", das zur Freiheit führt, Kendi zeigt ihn im Zwielicht seines Lebenswiderspruches: Der im Luxus lebende Pflanzer habe außer seiner Geliebten und deren Kindern niemals einen der fast 600 Versklavten aus seinem Besitz in die Freiheit entlassen. Das Abstruse und Irrationale, das Unlogische und offensichtlich Widersprüchliche im Diskurs der Rassisten verliert sich leider nicht im "Licht der Wissenschaft". Bei den Philosophen der Aufklärung, bei Kant und Hume entdeckt der Autor die Klimatheorie wieder, pseudowissenschaftliche Umschreibungen der Fluchtheorie findet er in der zweiten der damals geläufigen Rassenursprungstheorien, der Monogenese: Diese Theorie geht vom Ursprung aller Menschen in einem Urpaar aus, weshalb, so das Argument der Assimilationisten, die in jahrhundertelanger Versklavung angeblich degradierte und zurückgefallene Rasse der Schwarzen sich auch wieder verbessern könne.
    "Verbesserung durch Selbstverbesserung", orientiert am letztgültigen Maßstab der Weißen, so hieß nun die Devise, die viele Schwarze, befördert durch den wachsenden Einfluss des Christentums, akzeptierten. Kendi glaubt nicht an den Erfolg der Selbstverbesserung, denn der letzte Zweck dieser Idee sei politische Kontrolle durch moralische Unterdrückung. Schließlich musste jeder Einzelne davon ausgehen, dass persönliches Fehlverhalten immer als Fehlverhalten der ganzen Rasse betrachtet würde, und welches Kollektiv besteht schon exklusiv aus integren Musterpersönlichkeiten.
    Das dritte Kapitel ist dem säkularen Intellektuellen und Schriftsteller William Lloyd Garrison gewidmet, der seit 1831 die Zeitschrift "The Liberator" herausgab. Das Zentralorgan der Abolutionisten ist eine Art ideologischer Magnet für Garrisons Zeitgenossen. Die zentrale Idee dieser Zeit ist die schrittweise Gleichstellung der ehemals Versklavten, aber auch diese Strategie der Anpassung ist für Kendi nur eine weitere Ausprägung des Rassismus.
    "Man fühlt seine Zweiheit, als Amerikaner, als Neger"
    Kendis Methode der kritischen Gegenrede hat gute Gründe. Sie sensibilisiert dafür, dass es kein Ende dieser Geschichte gibt, von dem aus Ereignisse und Akteure im Rassenkonflikt neutral zu betrachten wären. Im Amerikanischen nennt man das ein "unfinished business", und weil sich die Perspektiven oft verschieben, findet Kendi auch keine geschlossene antirassistische Fraktion. Das verdeutlicht eine kurze Passage über die afroamerikanischen Heroen Marcus Garvey und W.E.B. Du Bois, der im vierten Kapitel als Orientierungsgröße dient:
    "Du Bois und Garvey standen für eine viel größere und hässlichere Schlacht der schwarzen Gemeinschaft in Amerika, eine Auseinandersetzung zwischen Assimilationisten, Antirassisten und Separatisten, zwischen Klassen, zwischen Einheimischen und Einwanderern aus der Karibik, zwischen Nationalisten und Panafrikanisten, zwischen hellerer und dunklerer Hautfarbe".
    Der Panafrikanist Garvey wollte die Nachfahren der Versklavten nach Afrika zurückbringen. Er stand damit aber auch in einer prekären Tradition weißer Segregationisten, die schon im 19. Jahrhundert ihre schwarzen Zeitgenossen in einer Kolonie in Afrika loszuwerden gedachten. W.E.B. Du Bois, einer der größten afroamerikanischen Intellektuellen, lebte von 1868 bis 1963, er glaubte an eine Erneuerung des Südens durch Integration und die "Selbstverbesserung" der Afroamerikaner vor allem durch Bildung und Literatur. Kendi zitiert aus einem seiner berühmtesten Werke, "The Souls of Black Folk" von 1903:
    "Diese amerikanische Welt ... die ihm [dem Neger] kein wahres Selbstbewusstsein zugesteht, und in der er sich selbst nur durch die Offenbarung der anderen Welt erkennen kann. Es ist sonderbar, dieses doppelte Bewusstsein, dieses Gefühl, sich selbst immer nur durch die Augen anderer wahrzunehmen, der eigenen Seele den Maßstab einer Welt anzulegen, die nur Spott und Mitleid für einen übrig hat. Stets fühlt man seine Zweiheit, als Amerikaner, als Neger. Zwei Seelen, zwei Gedanken, zwei unversöhnte Streben, zwei sich bekämpfende Vorstellungen in einem dunklen Körper, den Ausdauer und Stärke allein vor dem Zerreißen bewahren."
    Aufdeckung rassistischer Sprechweisen
    Das Phänomen des Rassismus wurde in den USA erst 1940 auf seinen Begriff gebracht, als die Anthropologin Ruth Benedict definierte, Rassismus sei die nicht bewiesene Annahme einer biologischen und unbefristeten Überlegenheit einer Gruppe von Menschen über eine andere. Kendi nimmt auch sie ins Visier:
    "Ihre eigene Klasse der Assimilationisten nahm sie allerdings von dieser Definition aus, all die Frauen und Männer, die von einer kulturellen und vorübergehenden Überlegenheit einer Gruppe von Menschen über die andere ausgingen. [...] Die Assimilationisten degradierten das Verhalten der Afroamerikaner und betrachteten es mit Geringschätzung. Irgendwie gelang es ihnen trotzdem den Eindruck zu vermitteln, keine Rassisten zu sein, weil sie das Verhalten nicht auf die Biologie zurückführten, es nicht als dauerhaft betrachteten und von historischen und umfeldbedingten Ursachen sprachen und argumentierten, Schwarze seien in der Lage, sich zivilisieren zu lassen und weiterzuentwickeln."
    Zu den wichtigsten Ergebnissen dieses Buches gehört die Aufdeckung der rassistischen Sprechweisen, die solche Haltungen befördern. Es geht dem Autor nicht um "die Rasse", sondern um den Rassismus – und der ist als Ideologie einzig sprachlich vermittelt und diskursiv verortet. Kendi verschont uns keineswegs mit den realen Details der jeweils konkreten Situation, etwa über den Ku-Klux-Klan, der noch im 20. Jahrhundert mit Lynchmorden versucht, die Afroamerikaner vom Wählen abzuschrecken. Und er beschreibt die militärische Gegengewalt der Black Panther und den Gegenrassismus der Black Muslims, den pazifistischen Widerstand der Bürgerrechtsbewegung und die gesammelte Macht des Black Power Movement mit Angela Davis, der das fünfte und letzte Kapitel gewidmet ist.
    Dies ist kein post-ethnisches Zeitalter
    Man lernt vor allem von der unermüdlich wirkenden Aktivistin Angela Davis: Anti-Rassismus kann sich nicht auf festgeschriebene Paragrafen verlassen, denn der Kampf geht weiter. Für sie heißt es immer noch: Unfinished Business! Und das ist auch der ideologische Fluchtpunkt in Ibram X. Kendis großem Essay zur Geschichte des Rassismus in Amerika. Rassismus ist ein irrationales Gespinst, aber Rassisten üben real Macht aus, deshalb überzeugt ihn die Farbenblindheit der Verfassung nicht. Von der Rede eines "postethnischen Zeitalters" hält er noch weniger, denn wo wir nicht mehr historisch "Neger" schreiben, sondern post-ethnisch das "N-Wort", würde nicht der Rassismus aus der Gesellschaft verschwinden, es verschwindet nur das Problem aus der öffentlichen Debatte. Und Kendi beweist mit diesem Buch selber – unzensiertes Wissen über die Sprechweisen des Rassismus erklärt die Ideologie der Rassisten noch am besten. Aber auch die Antirassisten kämpfen um die Sprache:
    "1964 machte Carmichael seinen Abschluss an der Howard University. Zu der Zeit brachten Malcolms Anhänger, darunter auch Carmichael, die Bezeichnung 'Neger' mit Anpassung und Assimilierung in Verbindung – und nahmen gleichzeitig dem alten Begriff 'Schwarzer' das Hässliche und Böse. Mit Begeisterung verwendeten sie den Begriff 'Schwarze', sehr zur Verwunderung von Martin Luther Kings Anhängern, die das Wort 'Neger' bevorzugten, die sich lieber 'Nigger' nennen ließen als 'schwarz'."
    Der Black Panther Führer Stokeley Carmichael, der Black Muslim Malcolm X und Reverend Martin Luther King sprechen verschiedene Sprachen. Eine Generation nach ihnen erleben die Afroamerikaner ihre sprachliche Zurechtweisung auf diese Weise:
    "'Getto' und 'schwarz' wurden Ende des Jahrhunderts im rassistischen Denken so austauschbar wie 'Minderheit' und 'schwarz', 'Getto' und 'minderwertig', 'Minderheit' und 'minderwertig', 'Getto' und 'Unterschicht' sowie 'Getto' und 'unkultiviert'. In diesen 'dunklen Gettos' lebten 'Getto-Leute', die eine 'Getto-Kultur' hatten und 'typisch Getto' waren ..."
    Ein Buch, das viel zur Erklärung beitragen wird
    Ronald Reagans Krieg gegen die Drogen hat ein anderes Getto geschaffen. Er liefert bis heute Millionen Afroamerikaner dem sogenannten industriellen Gefängniskomplex aus – fünf Jahre Gefängnis für fünf Gamm Crack. Kendi verweist in seinem umfangreichen Quellenverzeichnis auf zahlreiche Studien und Berichte, die das rassistische Profiling dieses Systems bereits aufgedeckt haben. Ganz nebenbei hat es direkte politische Auswirkungen – wenn Millionen Straftäter vom Wahlrecht ausgeschlossen bleiben. "Das neue Jim Crow" – so wird dieses System genannt, und Kendi erklärt verbittert, dass es wesentlich effektiver zur Rassentrennung beiträgt als die Lynchmorde des historischen Jim-Crow-Südens.
    In der amerikanischen Gesellschaft führt der Rassenkonflikt zu enormen Spannungen, und uns liegt nun endlich ein Buch vor, das viel zur Erklärung beitragen wird. Es ist ein Grundlagenwerk zu Ideologie und Geschichte des Rassismus in Amerika, auf dem sich antirassistische Argumente aufbauen lassen. Ob man dem Gespenst des Rassismus überhaupt mit Argumenten beikommen kann, bleibt zwar die große Frage, aber wir müssen uns auch in Europa dieser Frage stellen.
    Der C.H. Beck Verlag hat Ibram X. Kendi eine vorzüglich ausgestattete Edition zugestanden und Susanne Röckel sowie Heike Schlatterer haben den souveränen Stil des Autors in einer mustergültigen deutschen Version realisiert.
    Ibram X. Kendi: Gebrandmarkt. Die wahre Geschichte des Rassismus in Amerika
    Übersetzt von Susanne Röckel und Heike Schlatterer
    C.H. Beck, München 2018. 604 Seiten, 34 Euro